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Der Tod macht den letzten Schnitt

Der Tod macht den letzten Schnitt

Titel: Der Tod macht den letzten Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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zog zwischen der ungelüfteten Polsterung ein Sparbuch
heraus.
    «Das muß mit Sicherheit der Polizei
ausgehändigt werden.» Mr. Pringle war ordentlich erleichtert. Er hatte jetzt
einen triftigen Grund, zur Polizei zu gehen, der er seine Theorie über die Fotografien
auseinandersetzen wollte. «Ich finde, du solltest nicht weiterstöbern,
Mavis...»
    «Eintausend Pfund! Und ich dachte, Mr.
Bowman sei pleite gewesen.»
    «Laß mal sehen.»
    Aber Mavis studierte schon die
Eintragung. «Eingezahlt am Montag in einem W1-Postamt. Davor waren nur sieben
Pfund und dreiundvierzig Pennies auf dem Konto.»
    Mr. Pringle nahm das Sparbuch in die
Hand, und als er es lange genug begutachtet hatte, sagte er ratlos: «Ich
verstehe das einfach nicht.»
    «Was?»
    «Das macht alles keinen Sinn.»
    «Sag das der Polizei, Liebchen. Sollen
die sich den Kopf zerbrechen, dafür werden sie bezahlt.»
    Mr. Pringle benutzte dieselbe
Plastiktüte, um verschiedene Gegenstände mitzunehmen, und hinterließ eine
Aufstellung dessen, was er mitgenommen hatte, weil seine korrekte Natur das
verlangte.
    «Gute Idee», lobte Mavis, «du legst
alles so hin, daß die anderen Mieter es sehen können. Wenn sie wissen, daß das
Sparbuch weg ist, hören sie vielleicht auf, dieses Loch hier zu durchstöbern.»
    Vor dem Bricklayers verabschiedete er sich von Mavis mit dem Versprechen, sie nach Dienstschluß
abzuholen. Wieder zu Hause, machte er sich eine Tasse Tee und zog sich in sein
Arbeitszimmer im ersten Stock zurück.
    Er saß einfach da und betrachtete
abwechselnd die Bilder an der Wand und die Gegenstände auf dem Schreibtisch,
bis das Tageslicht schwand. Einmal legte er, um sich abzulenken, das Sparbuch
beiseite und konzentrierte seine Gedanken auf die Kristallflasche und die
beiden Fotografien. Ihm fiel ein, daß Bowman Alix Geld geschuldet hatte, und
fügte seiner Liste einen weiteren Vermerk bei. Es müßte doch möglich sein, daß
die Polizei sie aus den tausend Pfund entschädigte.
    Die «einmalige Erfahrung» im Ritz hatte ihn ermüdet. Sein Hirn spielte alle möglichen Gedanken durch, ehe er die
Lösung gefunden hatte. Auch brauchte er einen klaren Kopf, wenn er sich auf den
Weg zum Polizeirevier machte. Er stand am Fenster und starrte mit leerem Blick
auf die in der Dämmerung vorbeihastenden Pendler.
    Auf der Fahrt im Taxi hatte Mavis zu
ihm gesagt: «Mr. Bowman muß ein richtiger Gentleman gewesen sein, daß er die
Schuld an dem Unfall auf sich genommen hat, um dem Fahrer Leid zu ersparen.»
    «Wenn es das war, was er gemeint
hat...» murmelte Mr. Pringle vor sich hin. Langsam tauchte eine denkbare Lösung
des Rätsels aus dem Dunkel auf, und ganz, wie bei den Namen auf den Fotografien,
entsprach sie keineswegs dem, was er erwartet hatte.
     
     
    Polizeirevier. Newtons Büro
     
    Auf dem Weg ins Büro fühlte Newton sich
bester Laune. Zwei Stunden mit der bisher störrischen Vermieterin, und schon
bewegte sich der U-Bahn-Todessturz auf sein befriedigendes Ende zu. Die Dame
war noch auf dem Revier. Es war Spätnachmittag. Eine halbe Stunde noch, und sie
würde sich beschweren, ihre Kinder kehrten von der Schule in ein leeres Haus
zurück — er kannte genügend Frauen, die unter solchen Umständen ungemein kooperativ
wurden.
    Er war leicht verärgert, als er sein
Team um einen Schreibtisch stehen sah. Blaney hatte offenbar etwas
Erzählenswertes mitgebracht. Irgend jemand bemerkte Newton, und das Gelächter
erstarb, aber Newton nahm sich zusammen und reagierte humorvoll.
    «Na, hat irgendwer unter den Technikern
den Mörder gefunden?»
    «Bedaure, nein, Sir. Eine Vorstrafe für
Fahren unter Alkoholeinfluß, eine wegen Diebstahls, und Blaney hat ganz auf
eigene Faust einen Bigamisten ausgegraben.»
    «Gut gemacht, Blaney.»
    Blaney errötete vor Stolz. «Mir ist
einfach aufgefallen, daß eine der Adressen, die ich bekommen hatte, nicht mit
der Telefonnummer übereinstimmte.»
    «Und über wen reden wir?»
    «Einen Toningenieur, Laurence Geoffrey
Wood. Superklein. Siebenundvierzig — soviel Potenz traust du ihm gar nicht zu.»
    Hört, hört, dachte Sylvia Mackenzie.
    «Ich ging also zu der angegebenen
Adresse...» — Blaney tauchte erneut ab in seine Geschichte «die Frau, die
öffnete — auch so Ende Vierzig — , sagt, sie sei Mrs. Wood. Ihr Mann, Larry, sei
nicht zu Hause. Sie sagt, er sei irgendwo in den Midlands zu Außenaufnahmen für
den Rundfunk und sie erwarte ihn erst in ein paar Tagen zurück. Ich wußte aber
zufällig, daß Wood

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