Der Tod macht den letzten Schnitt
Dachdeckermeister unterm
Dach tätig war, stellte Mr. Pringle seine beiden schönsten Bierkrüge und zwei
Dosen Bier auf ein Tablett. Nach einigem Nachdenken fügte er eine dritte Dose
hinzu, und als sein Gast herunterkam, schlug er vor, im Arbeitszimmer zu
sitzen. «Dort ist ein Gasfeuer.»
Clarrie entfernte aus Respekt vor
seiner Umgebung seine Kopfbedeckung und schickte sich an, die kostbare
Bildersammlung zu betrachten. Mr. Pringle überlegte, ob er deren Geschichte
erzählen sollte, aber Clarrie betrachtete sie bereits aus seinem eigenen
Blickwinkel.
«Der kannte seine Dächer, dieser Junge!
So eine Dachschräge siehst du nur im Nordwesten, wegen des Wetters.» Voller
Bewunderung nahm er Mr. Pringle gegenüber Platz und rieb sich das Kinn. «Hat
Mavis Ihnen gesagt, daß das ohne Rechnung läuft?»
Mr. Pringle schluckte sein Gewissen
herunter. «Ja.»
«Ich würde es ja gern bei der Steuer
angeben», erklärte Clarrie freimütig, «aber wenn ich das mache, ziehen die
Schweine mir das von der Pension ab.» Mr. Pringles Hand zitterte. Er beugte
sich vor, um die kleine Bierpfütze wegzuwischen. «Sie haben da ein, zwei
ziemliche Probleme, machen wir uns nichts vor.» Clarrie nahm einen großen
Schluck Bier. «Beide Seiten sind fällig, wenn es richtig gemacht werden soll.»
Mr. Pringle stählte sich für das Urteil. «Unter zwölfhundert Mäusen kann ich es
einfach nicht machen.»
Das niedrigste Angebot waren bisher
fünftausend Pfund gewesen. «Sie meinen zwölfhundert Pfund für jede Seite, also
zweitausendvierhundert zusammen?»
«Nein doch!» Clarrie sah gequält drein.
«Zwölfhundert alles zusammen. Wenn wir von den alten Dachziegeln verwenden, was
noch zu gebrauchen ist.»
Mr. Pringle war ganz benommen. «Aber
sind die nicht alle kaputt? Ich dachte, bis auf die Dachsparren müßte alles
abgedeckt und weggeworfen werden.»
Clarrie riß den Verschluß der zweiten
Bierdose mit einer gehörigen Portion Berufsstolz auf. «Welcher Halsabschneider
hat Ihnen das erzählt? Die Balken sind in Ordnung — und die Ziegel in der
Qualität gibt es heute gar nicht mehr.»
Mr. Pringle befeuchtete seine trockenen
Lippen. Würde diese vom Himmel geschickte Erscheinung samt Wollmütze und allem
wieder verschwinden? «Wann können Sie anfangen?» fragte er entschlossen.
Newtons Wohnzimmer
Frank Newton hatte sich geduldig durch
den Lauf der Welt gekämpft, weil er nicht der Typ war, der aufgab. Als
Jean die abendliche Tasse Tee vor ihn hinstellte, klappte er das Buch erleichtert
zu. «So, das war’s. Und alle lebten glücklich bis an ihr Ende.»
«Das wage ich zu bezweifeln», lachte
Jean. «Ich wette, daß Millament und Mirabell gelegentlich wie Katz und Hund
aufeinander losgegangen sind. Dir hat es nicht gefallen, oder?»
«Wenn du mitgespielt hättest und ich es
auf der Bühne gesehen hätte, vielleicht.»
Sie überhörte das Kompliment. «Du
erinnerst dich, daß ich gesagt habe, ich wollte wieder schauspielern?» Er
wartete. «Aber das habe ich abgehakt. Es ist kein Thema mehr. Ohnehin war ich
nie ausreichend begabt für eine wirkliche Karriere.»
«Natürlich warst du das.» Aber sein
Protest klang halbherzig, und beide wußten, daß sie recht hatte. Er wartete
nervös auf die fällige Explosion.
Statt dessen fragte Jean: «Hast du das
eigentlich ernst gemeint, daß wir uns jemanden leisten können, der sich um Emma
kümmert? Ich wäre nur morgens ein paar Stunden weg. Aber irgendwie hätte ich
ein Gefühl von Unabhängigkeit.»
«Natürlich können wir uns jemanden
leisten. Hast du dir schon was überlegt?»
«Büro oder Verkäuferin habe ich schon
gestrichen.»
«Richtig», sagte er vorsichtig, «beides
paßt nicht zu dir.»
«Der Blumenladen in der High Street hat
annonciert. Sie suchen jemanden für ihre Gärtnerei. Kein Thekenverkauf und nur
morgens, fünfzehn Stunden die Woche. Ich arbeite gern im Garten. Du weißt ja,
daß ich mich immer in den Garten verziehe, wenn ich sauer oder wütend bin.
Vielleicht ist das was für mich.»
«Und sicher hast du besonderes
Geschick, mit Blumen umzugehen.»
«Ich glaube nicht, daß sie dafür jemanden
haben wollen!» spottete sie. «Wahrscheinlich suchen sie ein junges Ding zum
Putzen und Gießen.»
«Ich würde es wenigstens ausprobieren,
Jean. Du kannst ja nein sagen. Hast du denn schon jemanden für Emma?»
Sie erzählte ihm von der Nachbarin mit
den beiden Kindern. Sein Polizistenhirn erwog sofort die Pros und Contras: ein
chaotisches Haus
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