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Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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Murnau nickt, schüttelt Stefanie und mir die Hand und geleitet uns hinaus in den strömenden Regen.
    «Eine beeindruckende Frau», sage ich zu Stefanie, die zustimmend nickend in ihre Regenjacke schlüpft und dann skeptisch gen Himmel blickt.
    «Soll ich dich mitnehmen?», frage ich sie, während ich mit der Fernbedienung die Türschlösser meines Diesel-Kombis öffne.
    «Ach weißte was», antwortet sie, «da sage ich nicht nein.»
    Es dauert ungefähr eine Viertelstunde, bis ich die Rückbank endlich umgeklappt habe, dann verstaue ich Stefanie Assmanns Fahrrad umständlich im Kofferraum und steige schließlich völlig durchnässt ein.
    «Wo musst du hin?», frage ich.
    «Nach Hause, wenn das o.k. ist. Lasse geht’s heute nicht gut. Hatte heute früh Magenkrämpfe und war auch nicht in der Schule.»
    «Mathe-Arbeit?», frage ich und grinse elternaltklug.
    Stefanie lächelt müde. «Nee, nee, und selbst wenn, Lasse steht in Mathe auf einer guten 2. Das ist nicht das Problem.»
    «Was denn sonst?»
    «Ach, keine Ahnung. Wahrscheinlich nur die Hormone. Er ist so verschlossen in letzter Zeit.»
    «Kenne ich», werfe ich ein und stelle fest, dass die Scheibenwischerdinger unbedingt ausgewechselt werden müssen, denn viel sehe ich nicht. «Vielleicht ist er bloß unglücklich verliebt.»
    «Ja, vielleicht.»
    «Sag mal, siehst du überhaupt was?», fragt sie kurze Zeit später, ohne eine Miene zu verziehen.
    «Nö, du?»
    Sie lacht und sagt: «Ach, komm, lass uns doch noch einen Kaffee trinken, oder?»

    Am Abend sehe ich mit Franziska eine alte «Tatort»-Wiederholung mit Hansjörg Felmy aus den frühen achtziger Jahren.
    «Ach, das waren noch Zeiten», murmelt Franziska. «So gemütliche Kriminalfälle, und so angenehm, nicht ständig von den privaten Problemen des Hauptkommissars angeödet zu werden, stimmt’s?»
    «Stimmt.» Recht hat sie.
    Franziska schält sich langsam aus ihrem Sessel. «Ich bin müde.»
    «Ich bleib noch ein bisschen, gute Nacht.»
    «Gute Nacht.»
    «Franziska?»
    «Ja?»
    «Alles klar?»
    «Ja, wieso?»
    «Nur so.»
    «Nur so?»
    «Ja, nur so.»
    Franziska geht. Ich bleibe.
    Ich liege auf dem Sofa, leer, schwer, und rutsche ein wenig zur Seite, um endlich wieder einmal für ein bisschen Melancholie Platz zu schaffen. Ich spüre etwas, das mich genau an das Gefühlsdings erinnert, in dem ich mich in den unzähligen selbstmitleidigen Nächten des letzten Jahres gesuhlt habe. Die schwermütig weinseligen Nächte, in denen Franziska fort war. Kurioserweise kommt es mir vor, als würde ich in diesem Moment genau diese Einsamkeit vermissen, diese Form des desaströsen, destruktiven Alleinseins. Vielleicht ist sie mir damals näher gewesen als heute, wo ich sie fünf Meter Luftlinie die Treppe hinaufgehen höre.
    Ich verdrehe die Augen. Über mich selbst. Ich bin ein Meister des Verklärens der Vergangenheit und sehne mich grundsätzlich immer genau nach dem Gegenteil dessen, was ich gerade nicht habe. Ich schäme mich dafür, in letzter Zeit häufig Anflüge von Freude oder Erleichterung empfunden zu haben, wenn ich abends nach Hause kam und Franziska noch irgendwo unterwegs oder «Laufen» war. Andererseits habe ich gleichzeitig große Angst davor, dass sie plötzlich ohne ein Wort wieder aus meinem Leben verschwindet.
    Das gab es früher nicht: Jetzt bin ich auch einer dieser Männer, die sich in Arbeit stürzen, etwas länger fortbleiben als unbedingt notwendig, um sich so lange wie möglich von all diesen komplizierten Gefühlsdingen zu Hause fernzuhalten.
    Als wir im letzten Jahr in zaghafter Euphorie diesen Neuanfang starteten, war ich sicher, das wird schon, irgendwie.
    Doch von alleine geht nichts. Das habe ich verstanden. Nutzt aber nichts, oder jedenfalls nur sehr wenig.

    «Papa?»
    Eine halbe Stunde später, nachdem ich abwechselnd eingenickt und aufgewacht bin und stetig die Weinflasche geleert habe, sehe ich plötzlich die impertinente Visage eines furchtbar grünen Ungeheuers vor meiner Nase.
    Shreck ist es, der mich vom Schlafanzug meines Sohnes Laurin anstarrt. Barfuß steht er vor mir, also Laurin, nicht Shreck.
    «Hey Kleiner, was ist?»
    «Kann nicht schlafen.»
    «Komm mal her.» Laurin tapst zum Sofa und legt sich in meinen Arm. Berlusconi gähnt und gibt dabei merkwürdige Quietschtöne von sich.
    Nach kurzer Zeit des Einfach-nur-Daliegens fragt Laurin:
    «Kommst du echt nicht mit zum Zelten?»
    Das Zelten, oje. Das gemeinsame Eltern-Kind-Zelten der Kindergruppe

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