Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
laut «Das ist doch alles eine riesengroße Scheiße, ist das doch» in den Wald brüllt und sich mit großen wütenden Schritten alleine auf den Rückweg nach Schotten macht.
Und wie es ein Dramaturg nicht besser hätte planen können, erreicht mich Sekunden später eine SMS meiner Ehefrau mit dem Wortlaut:
«Komm bitte so schnell wie möglich nach Hause!»
Das tue ich dann auch. Und als ich den Hausflur betrete, riecht es irgendwie unschön. Nicht dass es bei uns nicht ohnehin schon streng nach Hund duften würde, wie uns von Gästen gerne einmal in Erinnerung gerufen wird. Jetzt hier nehme ich es sogar selbst noch wahr. Es riecht nicht nur, es stinkt. Und dann macht es irgendwo Quiek, und Berlusconi wird unruhig.
«Halt ihn an der Leine», ruft Franziska aus der Küche.
Laurin kommt mir freudig entgegengelaufen und hält ein neues Kuscheltier auf dem Arm. Nur atmet es diesmal ausnahmsweise. Es lebt sogar, wenn man ehrlich ist. Bei genauerem Betrachten ist es ein Hundewelpe. Korrekterweise sind Welpen natürlich immer Hunde, also ist das Wort Hundwelpe völliger Quatsch. Da könnte man auch gleich Babywelpe, Hundeköter, Pferdestute oder Nudelpasta sagen.
«Hallo Papa, guckmaguckmaguckmaguckma, das ist der Sohn von Berlusconi», jubelt Laurin und reicht mir das Bündel Fell in die Hand, während Berlusconi eine Mischung aus Fiepen und Bellen von sich gibt. Das Hündchen sieht aus wie Hitler, stelle ich fest, als ich ihm ins Gesicht blicke und die schwarze Fellfärbung oberhalb der flachen weißen Schnauze betrachte. Hitler pinkelt, und Melina, die inzwischen hinzugestoßen ist, feixt. Franziska würde vermutlich auch gerne mitgrinsen, entscheidet sich aber für einen eher ernsthaften Gesichtsausdruck.
«Was ist das, wo kommt das her?», frage ich.
«Das musst du doch am besten wissen», antwortet Franziska. «Vorhin kam eine Frau vorbei, stellte mir einen Hundekorb mit Inhalt und Rechnung vor die Tür. Du würdest schon wissen, wieso und weshalb, sagte sie noch.»
Da fällt mir Berlusconis Begattungsaktion ein, und ich bekomme heiße Ohren.
«Du hättest Berlusconi nicht an der Leine gehabt und er hätte ihre Hündin gedeckt», fährt Franziska fort. «Nein, warte, ‹vergewaltigt›, sagte sie. Ihre Hündin hätte vier Welpen bekommen. Sie hätte sie in den ersten Wochen betreut und vermittelt. Einer wäre übrig geblieben, und das ist der hier.»
Kein Wunder, denke ich, dass Hitler schwer zu vermitteln war. Ich habe selten einen hässlicheren Hund gesehen. Und Welpen sind doch eigentlich immer süß.
Ich erzähle kurz die Story der Waldbegattung aus meiner Sicht, sehr zur Belustigung meiner pubertierenden Tochter.
«O.k., ich kümmere mich drum», sage ich. «Ich fahre gleich zum Tierheim.»
Vier entsetzte Kinderaugen starren mich an, als hätte ich gerade entschieden, Melina und Laurin an einen osteuropäischen Bordellring zu vermitteln.
Ich schaue ratlos zu Franziska, die nur kurz die Schultern hebt und sagt: «Von mir aus kann er bleiben.»
In diesem Moment war klar, Hitler wird bei uns bleiben, da gibt es keine zwei Meinungen.
Nachdem Fred also durch seinen scharfen Verstand sich und vor allem die rattenscharfe Frau, die über 20 Jahre hier festsaß, befreit hatte, wollte auch er, genau wie sie, sich zunächst auf dem Heimweg machen. Doch wie, dachte er dann? Er habe ja gar keinen Bock, wie er ihn nannte, hier. Und außerdem wusste er ja gar nicht, wo er war. Er war ja in einem Kofferraum verfrachtet hierhergebracht worden. Und da ist die Aussicht eher schlecht, scherzte er lässig mit sich selbst. Wie nun also den Weg nach Hause finden? Fragen? Einen Passanten? Auf gar keinen Fall, das kam für Fred nicht in Frage. Das ist was für Muschis, dachte er. Da muss er nun selber durch. Eine Zeitlang hatte er keine Idee, was er nun machen sollte. So setzte er sich auf einen Parkplatz und machte nichts. Es begann zu regnen, zu donnern und zu blitzen.
Dann klingelte sein Handy, das er komischerweise noch in seiner abgefahrenen Gürteltasche hatte und nicht von den Entführern zuvor weggenommen wurde. Es war Henrich Müller.
«Wie geht’s, wie steht’s?», fragte Müller, dem scheinbar mal wieder langweilig war. Dann nämlich rief er immer Fred an.
Fred erzählte ihm die Story von der Entführung und der Frau.
«Dann sollten wir die Entführer doch mal festnehmen, oder nicht?», fragte Müller. «Ja», antworte Fred kurz und nachdenklich.
«Wo bist du?», fragte Henrich Müller.
«Keine
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