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Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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der Festnahme Munkers, diesmal die wahre Version, nicht die aus der Pressekonferenz. An einigen Stellen lacht Stefanie auf, und es macht sich erstmalig nach der Lasse-Geschichte fast so etwas wie kecke Unbeschwertheit breit.
    Diese aber flaut dann doch merklich ab, als ich berichte, dass der Fall nun für uns damit erledigt sei.
    «Das heißt, wer Lasse das angetan hat, interessiert die Polizei nicht mehr?», fragt sie mit bitterem Tonfall.
    Ich fühle mich in der für mich ungewohnten und unbeliebten Position, die Polizei an sich verteidigen zu müssen.
    «Na ja», beginne ich zögerlich und umständlich meine Antwort, «also ich trenne da jetzt mal mein persönliches Interesse von der offiziellen, äh, Polizei … du weißt, was ich meine? Also, es ist ja nun so, es ist keine Gefahr mehr im Verzug, es gibt keine Bedrohungen mehr, keine Anschläge, und, na ja, es liegt nun an Lasse, auszusagen. Und für Aufklärung von Schulmobbingfällen sind wir nun mal nicht zuständig.»
    «Hm», macht die Schulpsychologin Stefanie Assmann, nickt nachdenklich mit dem Kopf und sagt: «Tja, das steht natürlich in den Sternen, wann Lasse darüber reden wird. Bis dahin läuft dieser Mensch frei herum. Oder vielleicht sind es ja auch mehrere, die meinen Sohn in eine Angst-Psychose getrieben haben.»
    «Hm», mache nun ich.
    «Und wahrscheinlich muss erst wieder irgendwas passieren», fährt Stefanie fort, «bis ihr wieder ins Geschehen eingreift. Der Klassiker, nicht wahr? Ich weiß, ich bin nicht objektiv. Ich bin halt nur die Mutter.»
    Ich greife nach ihrer Hand und halte sie eine Weile, während wir weiter nebeneinander hergehen.
    Als der Herrgott die Himmel ein Stück aufreißt, frage ich sie: «Und … was ist mit Gregor?»
    «Wieso?», fragt sie und blickt mich ebenso ernst wie unterkühlt an. «Was soll mit ihm sein?»
    «Na ja, äh, wie läuft das denn bei euch, wo alles raus ist?», frage ich zurück.
    Stefanie bleibt stehen. «Wo was raus ist?»
    Verwirrt führe ich das Gegenfragenfeuerwerk weiter. «Hat er dir nichts von unserem Gespräch im Café erzählt?»
    «Nicht viel, nur dass es nett gewesen sei.»
    Nett. Was für eine wunderbare Umschreibung. Ich schweige und schwitze umso mehr. Er hat ihr also nichts erzählt.
    «Henning, kannst du mir bitte sagen, was los ist?»
    Wir erreichen eine Lichtung mit einer Bank, von der man bei guter Sicht die Frankfurter Wolkenkratzer erspähen kann. Doch das tut nun nichts zur Sache. Ich setze mich. Stefanie bleibt vor mir stehen und wendet ihren Blick nicht eine Sekunde von mir ab.
    «Er weiß es», sage ich kurz. «Das mit uns.»
    «Du hast es ihm gesagt?», schreit mich Stefanie an.
    «Ja, nein, also er wusste es schon vorher. Er hat es geahnt. Er hat mich festgenagelt. Ich konnte da nicht lügen. Es ging einfach nicht.»
    Eine Weile schweigen wir beide. Vögel zwitschern, Kühe muhen, und Waldarbeiter sägen Holz. Stefanie läuft verwirrt und kopfschüttelnd vor der Bank auf und ab. Ich denke an Franziska und an das, was von unserer Ehe übrig ist. Warum kann es für diesen verworrenen Gefühlsmist hier keine einfache Lösung geben? Machen wir uns doch nichts vor, ich bin weiterhin in Stefanie verliebt. Oder wie auch immer man das bezeichnen soll. Ich denke jedenfalls viel zu häufig an sie und an den Sex, den wir nicht hatten. Auch jetzt, in diesem Moment, in dem sie so wirr vor mir hin und her läuft, würde ich am liebsten zu ihr gehen, ihr die Kleider vom Leib reißen und sie direkt hier im Ameisenhaufen lieben. Berlusconi würde danebensitzen und hechelnd zugucken, und es würde mich nicht stören. Das schlechte Gewissen und die innere Moral, oder das, was davon noch übrig ist, würde sich erst nachher melden, obwohl es Franziska vermutlich komplett egal ist, was ich tue oder lasse. Und doch meldet sich neben alldem auch immer wieder zwischendurch dieser winzig kleine Funken, der hofft, dass es mit Franziska wieder so sein könnte, wie es einmal war.
    Ich möchte in diesem Moment wie meine Eltern sein. Und das tue ich selten. Die wissen immer, was zu tun, was richtig und was falsch ist. Jedenfalls reden sie sich das ein und glauben es dann auch. Diese Begabung hätte ich manchmal auch gerne. Dann wüsste ich was, zu tun ist. Punkt A, Punkt B, Punkt C und dann zack, Problem gelöst.
    Während ich mir all diese Gedanken mache, löst sich für den Moment das Problem ganz von alleine, indem Stefanie Assmann sich nicht die Kleider vom Leib reißen lässt, sondern stattdessen

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