Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
das eine gute Idee ist», erwiderte Fred voller Beschützerinstinkt.
«Niemand kann mich davon abhalten», sagte Margarete, und vermutlich hat sie recht.
Draußen wartete der dröge Müller.
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38. Kapitel
M anfred Kreutzer legt sein Manuskript stolz auf den Nachttisch seines Krankenhauszimmers und hofft auf ein begeistertes Feedback, nachdem er Markus, Teichner und mir von seinem Bett aus mir kräftiger Stimme aus seinem Roman vorgelesen hat. Sein Bettnachbar, ein durchtrainierter Dreißigjähriger, der sich beim Mountainbike-Fahren die Hoden verdreht hat, schläft oder tut jedenfalls so.
«Echt lustig», bringt Markus Meirich höflich hervor.
«Wieso lustig?», fragt Manni irritiert. «Das ist doch ein Thriller, soll eigentlich eher spannend sein.»
«Ach so», sagt Markus, räuspert sich und starrt auf seine Füße. «Nee, klar, ist es ja auch, bin schon total gespannt, wie es ausgeht.»
«Ich find’s geilo», sagt Teichner, der zur Feier des Tages ein neues T-Shirt mit der Aufschrift «Nackt sehe ich noch besser aus» trägt.
Gemeinsam hatten wir nach Aufklärung des Mordfalles beschlossen, einen kleinen Betriebsausflug ins Krankenhaus zu tätigen. Etwas bin ich noch von der Autofahrt benommen. Wir sind in Teichners Auto gefahren, einem aufgemoppten Opel Dingsbums mit Rennlenker und Duftbaum, der meines Erachtens nach Bier riecht. 120 PS habe der, meinte Teichner, da könne man «vernünftig mit arbeiten».
«Wollt ihr die Wunde mal sehe?», fragt Manni.
«Nein», antworten wir im Chor, doch Manni ist schneller. Er schiebt seinen Verband auf die Seite, und wir blicken auf einen wulstigen, schmierigen roten Streifen an seiner Hüfte.
«Ihr könnt euch die Schmerze net vorstellen, die ich hatte. Ich sach’s euch, puuh … zum Glück haben die hier im Krankenhaus so harte Mittel, sonst wäre ich eingegangen. Wenn ich dem Arzt Glauben schenken darf, bin ich dem Tod grad noch mal von der Schippe gesprungn. Klar, dass sie mich zur Beobachtung noch ein paar Wochen hierbehalten wollen», stöhnt Kreutzer, richtet sich dabei ein wenig auf und verzieht dabei schmerzverzerrt das Gesicht.
Dann klopft es kurz an der Tür, und eine adrette Krankenschwester betritt den Raum, die mich an eine der unzähligen mit Sascha Hehn liierten Damen aus der Schwarzwaldklinik erinnert.
«Sooo, Herr Kreutzer, zeigen Sie mal», säuselt sie und zieht mit einem beherzten Ruck den angeklebten Verband von Mannis Hüfte.
«Sieht super aus. Wie Dr. Fröhlich gestern schon sagte, Sie können gerne nach Hause. Die Wunde heilt super. War ja auch zum Glück nicht so schlimm, ne? Musste ja erfreulicherweise nicht mal genäht werden …»
Falls ich jemals zu irgendeinem Zeitpunkt gesagt haben sollte, dass ich , Henning Bröhmann, eine Memme sei, dann nehme ich das hiermit in aller Deutlichkeit zurück.
Als um vier das Abendessen serviert wird, heißt es für Markus, Teichner und mich vom todkranken Manfred Kreutzer Abschied nehmen. Vermutlich allerdings nicht für immer.
«Nein», höre ich Franziska am Telefon sagen, «der ist nicht bei uns. Ganz ehrlich, nein, er war auch gestern nicht da. Jaja, auf jeden Fall natürlich, wir melden uns sofort, wenn wir was hören. Ja, ich sage es Melina, die ruft bei Ihnen, äh, bei euch an, wenn sie wieder zu Hause ist.»
Franziska legt auf.
«Adrians Eltern waren das», ruft sie danach zu mir ins Wohnzimmer. «AA ist seit gestern nicht nach Hause gekommen.»
«Ist das so unnormal, dass ein Achtzehnjähriger mal eine Nacht durchmacht? Gestern war Samstag», rufe ich zurück, während ich an diesem Sonntagmittag eine meiner Lieblingssendungen im Fernsehen sehe: den «Doppelpass»-Talk auf Sport 1. Eine zweistündige Gesprächsrunde, in der sechs Männer in einer Ernsthaftigkeit über den vergangenen Bundesligaspieltag debattieren, als ginge es um die Rettung des Euros. Ich liebe so etwas und schätze es überhaupt nicht, wenn sich Franziska gelegentlich dazusetzt und sich beispielsweise über die am Ende der Sendung von jungen attraktiven Studentinnen gereichten Weizenbiergläser des Hauptsponsors lustig macht. Was aber, wenn sie es bald nicht mehr täte? Wenn ich sonntags plötzlich ungestört diese Sendung gucken müsste? Dann wäre sie vermutlich gar nicht mehr zu ertragen. Ich verdränge den Gedanken und lausche den Sportjournalisten, von denen drei, inklusive des Moderators, so wirken, als hätten sie die ganze Nacht den Sponsor, vielmehr dessen Produkt
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