Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
besonders intensiv getestet.
Aus Laurins Kinderzimmer höre ich, wie er mit Hitler spielt.
Als ich um kurz nach dreizehn Uhr auf dem Sofa beginne, mich so langsam mental auf den «Tatort» einzustellen, und in der Nase bohre, klingelt es an der Tür. Ich richte mich auf, gehe zum Hausflur, erwarte vor der Tür eigentlich Melina, die die letzte Nacht bei ihrer Freundin Lisa-Marie geschlafen hat, um gemeinsam alle Staffeln der Serie «How I Met Your Mother» auf DVD zu schauen. Ich öffne die Tür, und stattdessen steht Stefanie vor mir.
Mir fällt kein passender Gesichtausdruck oder eine stimmige Begrüßungsfloskel zu diesem Überraschungsbesuch ein, sodass ich sie einfach schlicht hereinbitte.
«Ach hallooo», wird sie von Franziska begrüßt. «Wir kennen uns doch, oder? Haben wir uns nicht auf dem Schiffenberg-Konzert gesehen?»
«Ja», antwortet Stefanie kurz, «ich bin die Schulpsychologin. Stefanie Assmann. Es tut mir leid, dass ich Sie, dass ich euch an einem Sonntag störe, aber mein Mann hat etwas Wichtiges gefunden.»
Ich bitte sie, an unserem Küchentisch Platz zu nehmen. Franziska lässt uns alleine und schließt die Tür.
Stefanie legt zerknitterte Papierzettelchen vor mir auf den Tisch. Die Buchstaben sind aus Zeitungen ausgeschnitten und aufgeklebt, wie man es von Erpresserbriefen in alten Derrick-Folgen kennt.
Auf einem der Zettel steht:
«Ein Wort, du Scheißer, und deine Mutter ist tot!»
Auf einem anderen lese ich:
«Geh ruhig zur Polizei. Doch wir sind schneller … und du wirst es ein Leben lang bereuen.»
Dann:
«Die Waffe liegt in einer Tüte. Unter der Bank, du weißt schon wo. Du siehst deine Mutter nie wieder, wenn du nicht schießt, du Pisser!»
Und:
«Du schweigst!!! Ist das klar??? Und zwar für immer. Vergiss das nie!»
Ich schlucke. «Wo hast du die her?», frage ich.
«Gregor hat sie auf dem Kirchturm gefunden. Versteckt unter einem losen Holzbrett. Dort oben hat sich Lasse immer mal wieder zurückgezogen, wenn er alleine sein oder Musik hören wollte.»
«O.k.», antworte ich. «Ich komme mir dir. Zeig mir das, vielleicht finden wir noch mehr.» Ich glaube zwar nicht wirklich daran, aber etwas Besseres fällt mir im Moment nicht ein.
Eine halbe Stunde später besteige ich gemeinsam mit Stefanie Assmann den Kirchturm der Schottener Liebfrauenkirche. Die Kirche hat mehrere Türme zu bieten, doch wir beklettern den Hauptturm. Ich gebe zu, mein Bedauern hält sich in Grenzen, dass Pfarrer Gregor Assmann bei einem Krankenbesuch verweilend uns nicht begleiten und mich daher auch nicht aus Eifersucht und im Affekt vom Kirchturm stürzen kann.
Stefanie zeigt mir die Ecke, in der Lasse sich gelegentlich zurückzieht. Sie befindet sich auf halber Höhe. Warum nur haben die Assmanns nicht viel früher davon erzählt? Dann hätten wir vielleicht viel früher die Zettel mit den Drohungen gefunden. Ich entscheide mich, diese vorwurfsvolle Frage nicht zu stellen. Ist ja auch müßig. Ich betrachte das lockere Holzbrett, das sich problemlos wieder in die Fugen einlegen lässt, sodass es prima als Versteckdeckel dienen kann.
«Gregor hat gemerkt, dass es locker ist, als er drüberlief», sagt Stefanie.
Wir klopfen gemeinsam Wände und Boden ab, suchen nach weiteren lockeren Brettern, finden allerdings nichts.
Stefanie setzt sich erschöpft und mit fahlem Gesicht auf den Boden. Sie zieht die Beine an sich und legt ihren Kopf in beide Hände.
Ich setze mich neben sie und lege den Arm um sie. Mal wieder.
«Ich werde Lasse nichts von dem Fund sagen», murmelt sie in ihre Handflächen. «Und ihr tut das auch nicht! Versprochen? Das würde ihn definitiv zurückwerfen.»
«Versprochen», antworte ich. Sie neigt ihren Kopf zur Seite, sodass mich ihre Haare an der Wange kitzeln. Einen kurzen Moment später dreht sie ihr Gesicht zu mir und blickt mich traurig lächelnd an.
Sie wird doch nicht …, denke ich. Doch sie wird … Sie küsst mich und atmet dabei bedrohlich laut durch die Nase.
«Ich weiß nicht, Stefanie, ob das …»
Sie unterbricht mich mit ihren Lippen an meinem Hals.
Einerseits will ich nichts lieber als das, andererseits will ich es aber auch wieder nicht. Während die Gedanken durch mein Hirn rattern, spüre ich schon ihre Hand in meinem besonderen Wohlfühlbereich. Schnell ist mir klar, welcher Teil von mir hier weitermachen will.
Und doch halte ich inne und erwidere ihre Küsse nicht weiter.
«Was ist?», flüstert Stefanie.
Dann tut es einen riesigen
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