Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
legt sie ein Handy auf den Tisch und erzählt mir eine Geschichte, die mich fast vom Stuhl kippen lässt. Sie habe eine Sim-Karte in einer ihrer Kisten gefunden, die dem Anschein nach einem gewissen «Faton Thaqi» gehört.
Ich sitze eine Weile lang ihr sprachlos gegenüber.
«Mund zu, es zieht», hätte mein Vater früher in so einem Moment gesagt.
Ich lasse mir von ihr noch einmal die ganze Story erzählen, um meine Gedanken besser sortiert zu bekommen.
«Und du hast keine Ahnung, wo diese Karte herkommen könnte», frage ich sie.
«Nööö. Sonst hätte ich es dir doch gesagt, oder?»
Ich bin nicht der talentierteste Kriminalhauptkommissar der Welt, vorsichtig formuliert, doch bei dieser Geschichte bekomme selbst ich einen klaren Verdacht, mehr noch: Gewissheit.
Adrian Albrecht und niemand anders hat diese Sim-Karte bei Melina «hinterlegt». Wer sonst?
«Melina, da steckt Adrian dahinter.»
Sie sieht mich an. «Schon klar, aber was soll das?»
Ich bin mir nicht sicher, ob ich Melina nun meine Gedankengänge erzählen sollte, doch dann tue ich es einfach.
«Vor ein paar Wochen hat Lasse Assmann von Faton Thaqis Handy per SMS eine Drohbotschaft erhalten. Faton hat mit seinem Bruder einige Jahre bei den Assmanns gelebt, im Kirchenasyl.»
«Was’n das?»
«Das ist … das ist egal jetzt, erklär ich dir später. Jedenfalls kennen sich Faton und Lasse gut. Wir haben Faton Thaqi dann festgenommen, er hat alles abgestritten und gesagt, dass ihm sein Handy geklaut wurde. Und auch Lasse Assmann, der bis zu diesem Zeitspunkt gar nichts erzählt hatte, sagte, dass Faton damit nichts zu tun hätte.»
Melina beginnt an ihren Fingernägeln zu kauen und vergisst dabei fast zu atmen.
«Oh fuck!», stößt sie dann hervor. «Das heißt, wenn das Handy geklaut wurde, dass derjenige, der es geklaut hat, die Drohung geschrieben hat.»
Ich nicke, und während ich in Melinas panisches, entsetztes, geschocktes Gesicht schaue, bereue ich schon, dass ich ihr das erzählt habe. Ich überfordere sie damit, eindeutig. Mist.
«Dieses Schwein», stößt sie hervor. «Dann hat AA den Lasse fertiggemacht und bedroht und so?»
«Es sieht ganz so aus.»
«Und denkst du jetzt, dass ich davon gewusst … also, dass ich das, das …»
Melina bricht ihre Frage ab, und ihre Augen füllen sich mit Wasser. Die Unterlippe zittert, ihr Blick ist hilfesuchend, der Boden scheint ihr unter den Füßen wegzubrechen.
«Nein, nein, nein», sage ich. Ich ziehe sie an mich, versuche sie zu trösten, ärgere mich noch mehr über mich, dass ich sie da nicht rausgehalten habe, und versuche ihr mit meinen Armen den Halt zu geben, den sie nicht hat.
«Überleg mal, Melina», sage ich leise und ruhig zu ihr. «Hast du irgendeine Idee, warum er so etwas gemacht haben könnte? Hat er irgendwann einmal etwas in dieser Richtung gesagt?»
Melina schüttelt den Kopf und heult mir in mein T-Shirt.
«Was ist denn hier los?», fragt Franziska, die urplötzlich mit Mini-Hitler alias Charlie und seinem unehelichen Vater Berlusconi auf der Terrasse steht.
«Nichts», schluchzt Melina. Ihrer Mutter scheint sie also von alldem nichts erzählt zu haben. Und es macht auch nicht den Eindruck, als habe sie es nun vor.
Franziska blickt zu mir. Ich schweige. Was soll ich jetzt denn sagen? Wo soll ich da anfangen? Und wo aufhören? Habe weder Zeit noch Lust dazu. Muss gleich wieder nach Alsfeld ins Revier, diese Neuigkeiten übermitteln. Und vor allem muss endlich Adrian gefunden werden.
«Mit mir redet man also nicht mehr, ja?», sagt Franziska. «Ich weiß nicht, ob ihr es schon bemerkt habt, ich wohne auch hier.»
«Was soll das denn jetzt?», meckere ich, immer noch Melina im Arm haltend.
«Verbrüdert ihr euch jetzt gegen mich? Entschuldigung, dass ich ich mich in eure Vater-Tochter-Verbundenheit eingemischt habe.»
Ich merke, wie sehr mich diese alberne Eifersuchtsszene ärgert, und habe vor allem überhaupt keine Lust, diesen Quatsch weiter vor der immer noch vor sich hinwimmernden Melina auszutragen.
Außerdem sehe ich in Franziskas Augen wieder so ein wirres Flackern. Es ist dieser Ausdruck, der mich nervös macht, mit dem ich nicht umgehen kann und den ich vom letzten Jahr her noch so gut kenne.
In dem Moment, in dem Charlie anfängt, mir direkt vor die Füße zu pinkeln, beschließe ich, in Windeseile das Haus zu verlassen und mich auf den Weg nach Alsfeld zur Polizeidirektion zu machen.
Dort schlägt schon wieder Guido Albrecht Radau. Er
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