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Der Tod meiner Schwester

Der Tod meiner Schwester

Titel: Der Tod meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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seinem Oberschenkel gehalten hatte. Ich wollte, dass er das wieder tat.
    “Wie steht es mit Freitagabend?”, schlug er vor. “Kannst du es so lange aushalten?”
    Ein erotischer Unterton lag in seiner Stimme, der mich sowohl überraschte als auch erregte und mich für einen Moment Shannons Dilemma vergessen ließ.
    “Ich bin nicht sicher”, gab ich zu. “Ich werde es versuchen.”
    Als ich aufgelegt hatte, saß ich einen Moment lächelnd da. Erstaunlich, dachte ich, dass ich nach einem Tag wie diesem lächeln konnte. Ich lehnte mich zurück und blickte hoch zum Deckenventilator, der sich träge bewegte. Könnte ich es tun?, fragte ich mich. Könnte ich mit Ethan schlafen? Ich legte die Hand auf meinen Bauch und spürte, wie meine Brustwarzen bei der Berührung hart wurden.
Ja
, dachte ich,
ich könnte es
.
    Ich stand auf und ging aus dem Büro Richtung Schlafzimmer. Ich erinnerte mich an die längst vergangene Szene, als der Priester sagte, ich dürfe mich
niemals
des schweren Vergehens der Masturbation schuldig machen. Ich lachte, als ich mein Schlafzimmer betrat.
Heute Nachmittag
, dachte ich,
werde ich sündigen
.

28. KAPITEL
    M aria
    Am Tag, nachdem ich von Ned Chapmans Brief an die Polizei erfuhr, tauchte Shannon während meiner Schicht bei McDonald’s auf. Ich hatte sie seit dem Schulabschluss nicht mehr gesehen. Sie winkte mir zu, als sie hereinkam, und reihte sich in die Schlange ein. Ein Blick bestätigte den Verdacht, der schon bei der Abschlussfeier in mir gekeimt hatte: Meine siebzehnjährige Enkelin war schwanger.
    Ich wartete, bis sie ihr Essen geholt und sich hingesetzt hatte, bevor ich zu ihr hinüberging. Ich brauchte ein paar Minuten, um mich zu sammeln.
    “Hallo, Nana.” Sie stand auf, um mich auf die Wange zu küssen, und ich setzte mich ihr gegenüber, musterte den Big Mac und den Milchshake auf ihrem Tablett.
    “Du weißt, Shannon, dass dieses Essen nicht gut ist für dein Baby”, sagte ich.
    Sie riss die Augen auf. “Hat Mom es dir gesagt?”
    Ich fragte mich, wie lange Julie es schon wusste und wie lange sie es vor mir verheimlichen wollte. Ich nahm an, dass sie aus Rücksicht auf mich eine Bombe nach der anderen platzen lassen wollte, und nicht alle auf einmal.
    “Ich bin alt, Shannon, aber ich bin nicht blöd”, erwiderte ich. “Ich erkenne auf den ersten Blick, ob eine Frau oder besser: ein
Mädchen
schwanger ist.”
    Sie blickte hinunter auf ihren Big Mac und studierte seinen Inhalt, als wollte sie sich vergewissern, dass das Fleisch gar war. Vermutlich erwartete sie, dass ich ihr Vorwürfe machte. Sie hatte Angst, und mir wurde schwer ums Herz. Ich entschied, als Großmutter besser zu sein, als ich es als Mutter gewesen war.
    “Wie hat deine Mutter es aufgenommen?”, wollte ich von ihr wissen.
    “Wie zu erwarten.” Sie verdrehte die Augen. “Als ob mein Leben vorbei sei. Ruiniert für immer. Sie ist so –” Sie hielt inne und wandte den Blick ab. “Sie interessiert nur meine musikalische Karriere. Was ich will, interessiert sie nicht wirklich.”
    Sie nahm einen Bissen von dem Hamburger und sah sich im Restaurant um, statt mich anzuschauen. So, wie sie manchmal über ihre Mutter sprach, konnte man glauben, dass sie sie hasste. Shannon erinnerte mich stark an Isabel in den frühen Sechzigern, während Julie mich an mich selbst in jenem Sommer erinnerte. Meine eigenen Fehler wurden mir wieder vorgeführt.
    “Wann hast du es ihr gesagt?”
    Sie schluckte ihren Bissen hinunter. “Gestern.”
    “Und deinem Vater?”
    “Gestern Abend.” Sie schüttelte den Kopf. “Du kennst Dad”, meinte sie. “Er sagte: ‘Oh, Shannon’, und das war’s. Mom hat wenigstens geschimpft. Dad war einfach nur … er kann manchmal so schrecklich lahm sein.”
    “Ich wette, es war nicht leicht, es ihnen zu erzählen, oder?”
    Ihre Augen füllten sich plötzlich mit Tränen, und sie verwandelte sich von der abgebrühten jungen Frau in ein verängstigtes kleines Mädchen. Ich reichte ihr eine Serviette, doch sie zerdrückte sie nur in der Hand, während ihr eine Träne über die Wange rollte.
    “Wer ist der Junge?”, fragte ich weiter.
    Ein Leuchten trat in ihre Augen, das erste Anzeichen von Freude, das ich an ihr bemerkte, seit sie ins Restaurant gekommen war. Sie erzählte, dass er Tanner hieße, in Colorado lebe und sie zu ihm ziehen wolle. Das ließ beinahe mein Herz stehen.
Bitte, nein
, dachte ich. Es war schlimm genug, dass sie wegen des Colleges hatte wegziehen wollen. Ich

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