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Der Tod meiner Schwester

Der Tod meiner Schwester

Titel: Der Tod meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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entgegnete ich schnippisch und kreuzte die Arme vor der Brust, wobei ich versehentlich die nicht angezündete Zigarette in meinem Mund knickte. Was wollte sie von mir? “Als du zwölf warst, hast du vermutlich ähnliche Dinge getan”, rechtfertigte ich mich, doch ich glaubte nicht wirklich daran. Isabel war immer die hoch entwickelte ältere Schwester gewesen. Ich konnte sie niemals einholen. Vermutlich würde ich auch mit siebzehn noch Nancy Drew lesen und Geschichten von Wölfen in der Nachbarschaft erfinden.
    Wir fuhren auf die Tankstelle und trugen die Reifen hinüber zur Luftpumpe. Meine Zigarette warf ich in einen Abfalleimer. “Es ist ein Geheimnis”, sagte ich, während ich zusah, wie sie die Düse an dem Ventil befestigte.
    “Was ist ein Geheimnis?” Sie blickte zu mir hoch. Ich sah mein zwölfjähriges Spiegelbild in den Gläsern ihrer Sonnenbrille.
    “Die Nancy-Drew-Büchse.”
    Sie lachte. “Mach dir keine Sorgen, Jules”, versuchte sie mich zu beschwichtigen. “Ich kenne niemanden, der sich für deine sogenannten Beweisstücke interessieren würde.”
    Ich fühlte mich gedemütigt durch ihre Herablassung, und meine Kehle schnürte sich zu. Wieder und wieder musste ich schlucken, damit ich nicht zu weinen anfing, während wir schweigend die Reifen aufpumpten. Als wir wieder im Wagen saßen, spielten sie im Radio “Sealed with a Kiss”. Für mich war es das traurigste Lied der Welt, und mein Herz tat weh, während ich mitsang und dabei aus dem Fenster schaute, damit meine Schwester meine Tränen nicht sah und sich schon wieder über mich lustig machen konnte.
    Als wir wieder auf der Straße waren, griff sie in ihre Handtasche und holte die rot-lila angemalte Spielzeuggiraffe heraus. “Am Strand werde ich halten. Und ich möchte, dass du hinüber zur Strandwache läufst und dies Ned gibst.”
    “Ich habe sie schon mal Ned gegeben”, wunderte ich mich. “Was hat sie in deiner Tasche zu suchen?”
    “Er hat sie mir zurückgegeben”, sagte sie, als ob das alles erklären würde.
    Ich sah die Plastikgiraffe an. “Du glaubst, dass
ich
kindisch bin”, warf ich ihr vor. “Ein blödes Spielzeug hin- und herzugeben ist wirklich mehr als bescheuert.”
    “Das geht dich nichts an.”
    “Es geht mich was an, wenn ich die Botin bin”, argumentierte ich.
    Sie riss mir die Giraffe aus der Hand. “Na gut, dann gebe ich sie ihm selbst.”
    Ich besann mich eines Besseren, weil ich daran dachte, dass ich einen Blick auf Ned bei seiner Strandwache erhaschen konnte. Vielleicht würde er versehentlich meine Finger berühren, wenn er mir die Giraffe abnahm. “Ich mache es”, gab ich mich großzügig und griff nach dem Spielzeug.
    Sie reichte es mir. “Danke.”
    Wir hielten auf dem Parkplatz beim Strand, und die Reifen knirschten auf den Muschelresten. Ich hüpfte hinaus und rannte über den Sand zur Strandwache. Es hatte in der Nacht geregnet, und der Sand war feucht und spritzte in kleinen Klumpen hinter mir weg.
    Ich erblickte die übliche Ansammlung von Teenagern, die um die Strandwache herum auf ihren Decken lagerten. In den Radios lief dieser “Sweet Little Sheila”-Song.
    “Hey!”, rief Bruno Walker, als ich näher kam. “Wo bleibt Izzy heute?”
    Ich wollte weder ihm noch einem von den anderen von unserem geplanten Abenteuer erzählen. “Sie kommt später rüber”, sagte ich. Neben ihm lag mit geschlossenen Augen Pam Durant auf dem Bauch, und ich bemerkte entsetzt, dass sie ihr Oberteil aufgehakt hatte und ihr die Träger von den Schultern gerutscht waren. Es wirkte, als würde sie oben überhaupt nichts anhaben. Deutlich konnte ich ihre Brüste von der Seite erkennen. Schnell wandte ich den Blick ab.
    Ich trat näher an die Strandwache und sah hinauf zu Ned.
    “Hallo, Ned”, begrüßte ich ihn.
    Er blickte hinter seiner Sonnenbrille auf mich hinunter und zeigte sein wunderbares strahlendes Lächeln. Meine Knie schienen unter mir nachzugeben.
    Ich hielt die Giraffe hoch. “Isabel wollte, dass ich dir das gebe.”
    Er blickte hinüber zum Parkplatz, sah unseren Wagen und winkte. Er hatte weiße Zinkcreme auf der Nase, eine Zigarette in der Hand und sah einfach sexy damit aus. Frauen sahen meiner Meinung nicht gut aus mit Zigarette, doch ein Mann mit einer Zigarette in der Hand war etwas völlig anderes.
    Er beugte sich hinunter, griff nach der Giraffe, und vielleicht berührte einer seiner Finger die meinen, doch ich war nicht sicher.
    “Danke, Julie”, sagte er. “Du bist ein

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