Der Tod meiner Schwester
Kaffee, als ich einige unserer alten Nachbarn in Westfield erblickte, die ihre Plätze am runden Tisch einnahmen. Auch ein paar Freunde aus Plainfield kamen herein, und sogar einige meiner ESL-Studenten tauchten auf. Drei Jungen und zwei Mädchen, alle Hispanos. Die Kids erspähten mich neben der Säule und winkten mir lächelnd zu. Es berührte mich sehr, sie hier zu sehen. Sie schienen sich ein wenig unsicher und fehl am Platze zu fühlen, demonstrierten aber ihr übliches “Leg dich ja nicht mit mir an”-Gehabe. Zwei meiner früheren Liebhaber waren ebenfalls da, wobei sie sich zu meiner Erleichterung an zwei unterschiedliche Tische gesetzt hatten. Ich machte mir im Geiste eine Notiz, nach dem Konzert vorsichtig zu sein. Die meisten meiner ehemaligen Liebhaber wussten voneinander und kamen gut miteinander aus, doch diese beiden hatten eine ziemliche Aversion gegeneinander. Ich würde jeden einzeln begrüßen müssen.
Endlich, nur wenige Minuten vor unserem Auftritt, kamen Julie und Shannon herein. Ich wusste, dass Julie ihre Tochter bei Glen abgeholt hatte, und fragte mich, wie das wohl gelaufen sein mochte. Mich hatte eines meiner Bandmitglieder mit zur Kirche genommen, und Julie würde mich nach Hause fahren. Ich hoffte, dass wir drei noch irgendwo auf ein Getränk einkehrten. Vielleicht konnte ich ein Gespräch zwischen Mutter und Tochter vermitteln. Mir war klar, dass Shannon ihrer Mutter noch nichts von der Schwangerschaft gesagt hatte, und sie würde in den nächsten Wochen sicher nicht abnehmen.
Julie wirkt ein wenig angespannt, doch dann sah ich sie lachen, als sie mit einer Bekannten sprach. Das Lachen ließ sie hübscher und gleich zehn Jahre jünger erscheinen, und ich freute mich, sie so zu sehen.
Mein Blick fiel auf Shannons Körpermitte. Sie verbarg ihre Schwangerschaft wirklich sehr geschickt. Sie trug eine weite weiße Bauernbluse, die ich ihr vor Jahren geschenkt hatte, als ich aus Guadalajara zurückkam. Ich hatte Shannon nie zuvor darin gesehen, doch die Bluse war die perfekte Tarnung. Sie war weit und luftig, vor allem aber zog die aufwendige Stickerei am Hals alle Aufmerksamkeit auf sich. Shannon blickte ernst, und ich fragte mich, ob sie in letzter Zeit überhaupt noch lächelte. Ihr Leben hatte eine ziemlich dramatische Wendung genommen. Vielleicht lächelte sie ja, wenn sie mit ihrem siebenundzwanzigjährigen Freund sprach. Travis. Oder Taylor. Oder Tanner. Wie auch immer er hieß, ich traute ihm nicht.
Der Raum war voll, und es war schon ziemlich warm, als wir auf die Bühne gingen. Ich blendete alles außer der Musik aus. Ich kann leider nicht sagen, dass unser Auftritt fehlerlos war. Eines geschah am Ende jeder Saison: Wir wurden zu übermütig. Wir probten nicht genug, und deshalb verspielten wir uns mitten in einem alten Song, den wir eigentlich im Schlaf beherrschten. Ich bezweifelte allerdings, dass das Publikum es überhaupt bemerkt hatte oder sich darum scherte. Die Leute tranken geeisten Kaffee, wippten mit den Füßen, und einige unserer glühendsten Fans sangen laut mit. Viele waren aufgestanden, und der Raum schien zu vibrieren vor Energie. Ich mochte es sehr, wenn das Publikum so reagierte.
Danach unterhielt ich mich mit meinen Studenten und einigen Freunden. Glücklicherweise waren meine beiden Ex nicht zu erblicken. An der Tür traf ich schließlich Julie und Shannon.
“Tolles Konzert”, sagte Julie. Sie nahm meinen Geigenkasten, als wüsste sie, dass ich mich nach einer Pause sehnte.
“Ihr braucht nur noch ein Cello”, neckte Shannon mich. Sie behauptete immer, dass jede Band der Welt durch die Aufnahme eines Cellos nur besser werden konnte.
Ich umarmte sie kurz. “Wollen wir noch ein Eis essen gehen?”, fragte ich, als wir hinaus gingen in die warme Nachtluft.
“Ich muss leider nach Hause”, lehnte Shannon ab und verbesserte sich dann: “Ich meine zu Dad.” Sie wohnte seit vier Tagen bei ihrem Vater, und ich hatte mich gefreut, dass sie heute mit Julie zusammen ausgehen wollte. Allerdings schien sie den Abend kurz halten zu wollen.
“Ach komm, Shannon”, versuchte ich sie umzustimmen und legte ihr den Arm um die Schultern. “Nur auf einen Sprung.”
“Ich erwarte einen wichtigen Anruf”, erklärte sie und warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu, der mir verriet, von wem der wichtige Anruf kam.
“Du kannst doch zurückrufen”, meinte Julie. “Lucy kommt vermutlich um vor Hunger.”
“Allerdings”, stimmte ich zu. “Ihr wisst doch, dass
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