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Der Tod meiner Schwester

Der Tod meiner Schwester

Titel: Der Tod meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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das letzte Mal gesagt hatte, dass sie mich liebte. Ich sagte es ihr ständig. Wann hatte sie damit begonnen, mit “okay” oder einem flapsigen “ebenso” zu antworten?
    “Gib mir dein Gepäck und wir gehen hinein”, schlug Ethan vor.
    Ich reichte ihm meine Reisetasche und holte mein Brillenetui aus der Handtasche. Als ich meine Sonnenbrille gegen meine normale Brille getauscht hatte, folgte ich ihm ins Haus. Drinnen wurde mir bewusst, wie wenig ich mich an die Einrichtung erinnerte. Wenn Ethan und ich als Kinder miteinander drinnen gespielt hatten – was selten vorkam und nur, wenn es regnete –, war das meist bei uns gewesen. Wir hatten Karten auf der Veranda gespielt oder Brettspiele auf dem Linoleumboden im Wohnzimmer. Doch was sich im Haus der Chapmans eindeutig verändert hatte, waren die Möbel. Das Erste, was mir im Wohnzimmer auffiel, war eine deckenhohe Bücher- und TV-Wand aus einem hellen Holz. Die besondere Handwerkskunst daran fiel sogar einem Laien wie mir auf. Doch dies war nur eine von Ethans Kreationen, wie ich bemerkte. Wohin ich auch sah, stachen mir die Beweise seiner Kunstfertigkeit ins Auge. Es gab fein gearbeitete Beistelltischchen und einen edlen Couchtisch. Wunderschöne Stühle mit handgeschnitzten Rücken und seidig polierten Armlehnen. Die Küchenschränke waren aus hellem Ahorn, und selbst die Arbeitsfläche bestand aus einem auffallenden gestreiften Holz, sodass ich nicht anders konnte, als mit der Hand darüberzufahren.
    “Tigerahorn”, erklärte Ethan. “Ich liebe dieses Holz. Du wirst es überall im Haus sehen.”
    Ich fühlte, wie ich von der Realität eines Besseren belehrt wurde. Ich hatte Ethans Beruf als Tischler geringschätzig betrachtet und ihn als einen Mann abgestempelt, der statt mit dem Kopf mit den Händen arbeitete. Doch hier waren die Ergebnisse seiner Arbeit. Er hatte nicht nur seine Hände und seinen Kopf dabei eingesetzt, sondern auch sein Herz, wie man deutlich sehen konnte.
    “Das Holz leidet stark unter der Feuchtigkeit hier.” Er fuhr mit dem Finger über eine der Schranktüren. “Aber ich sehe keinen Sinn darin, schöne Dinge herzustellen, die man nicht benutzt, also benutze ich sie.” Verdammt, er war pfiffig. Ich musste unwillkürlich lächeln. Mit seinen blauen Augen und der sanften Stimme verbreitete er einen entspannten Charme. Von dem unbeholfenen Jungen, der um Fischeingeweide gebettelt hatte, war nichts mehr zu spüren, und die Anziehung, die ich im Restaurant in Spring Lake verspürt hatte, kehrte mit aller Macht zurück.
    Ich sah durch die Küche in einen Wintergarten.
    “Du hast die Veranda verglast!”, rief ich. Durch die Fenster erblickte ich den Garten und den Kanal. “Lass uns rausgehen.” Ich war nicht sicher, ob ich wirklich in den Garten wollte, den wir einst geteilt hatten, oder ob ich es einfach nur hinter mich bringen wollte.
    “Gerne”, sagte er.
    Als wir auf der Veranda waren, schaute ich zum Kanal. Die verwitterte Holzspundwand war fort. Stattdessen war das Ufer nun mit rostfarbenen Stahlplatten befestigt. “Was ist da passiert?”, fragte ich.
    “Ich werde es dir erzählen. Komm mit.” Ethan führte mich über die Veranda mit den weißen Rattangartenmöbeln und der Chaiselongue. Draußen bemerkte ich, dass die zwei Gärten nun durch einen dekorativen sandfarbenen Drahtzaun getrennt waren.
    “Wer wohnt dort?”, flüsterte ich unwillkürlich.
    Er nahm mich am Ellenbogen. “Komm”, sagte er wieder. “Setzen wir uns, und ich erzähle dir von der Nachbarschaft.”
    In seinem extrabreiten Dock lag ein schönes Boot. Mit Booten kannte ich mich nicht mehr gut aus, doch dieses war garantiert ein schnelles.
    Ethan zog zwei der selbst gezimmerten Klappstühle näher zueinander und bedeutete mir, mich zu setzen.
    Ich ließ mich nieder und saß einen knappen Meter hinter dem Maschendrahtzaun, der uns vom Wasser trennte.
    “Herrje!” Ich schüttelte den Kopf. “Ich kann dir gar nicht sagen, wie merkwürdig es für mich ist, hier zu sein. Dieses Wasser zu sehen. Ich habe das Gefühl, als wäre ich erst letzte Woche hier gewesen, so vertraut kommt es mir vor. Und schau mal auf die andere Kanalseite.” Ich deutete auf das dichte grüne Schilf, wo George und Wanda und ihre Cousins einst geangelt hatten. An diesem Nachmittag war niemand dort. “Es ist noch immer nicht erschlossen”, stellte ich verwundert fest.
    “Richtig”, bestätigte Ethan. “Als eines der letzten Areale am Kanal.”
    “Aber die Hütte des

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