Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod soll auf euch kommen

Der Tod soll auf euch kommen

Titel: Der Tod soll auf euch kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
Tür umwandte. Dann blieb sie stehen und fügte hinzu: »Versprich mir, Della, daß du niemandem verrätst, daß der Umhang fehlt und ich dich danach gefragt habe.«
    Della lächelte gequält.
    »Das tue ich gern. Ich wußte ja bis jetzt nicht einmal, daß er fehlt. Die Sache mit dem Umhang soll unser Geheimnis bleiben.«
    Fidelma lächelte.
    »Versprochen«, verkündete sie leise, ehe sie verschwand.

KAPITEL 10
    Während des Frühstücks saß Fidelma Eadulf gegenüber. Es gab Ziegenmilch, frischgebackenes Brot, Käse und Äpfel. Sie hatte ihm die Einzelheiten ihres Treffens mit Della nicht anvertraut. Doch hatte sie ihm von dem Jungen am Gasthaus berichtet und ihm mitgeteilt, daß Della einmal einen grünen Seidenumhang besessen hatte. Sie hatte auch das Auftauchen von Gormán erwähnt, aber alles andere hatte sie verschwiegen. Eadulf hatte auch nicht weitergefragt. Er war gestern abend erst spät wieder in ihre Räume zurückgekehrt, Fidelma war bereits eingeschlafen. Er hatte lange in der Bibliothek der Burg gesessen, weil ihmeine Kopie der
Historia Francorum,
eine Geschichte der Franken von Bischof Gregor von Tours, in die Hände gefallen war, in die er sich wißbegierig vertieft hatte. Der Schreiber in der Bibliothek hatte ihm erklärt, daß dieses Buch zu den letzten gehörte, die in dem großen Kopistenzentrum von Alexandria angefertigt worden waren. Mit viel Schwung und Begeisterung breitete der Bischof die Geschichte der Franken vor dem Leser aus. Eadulf stellte bald fest, daß Gregor gar kein Franke war, sondern ein Gallier, ein romanisierter Gallier, der nicht so sehr über den Dingen stand, daß er die Gewohnheiten der Franken mitunter kritisierte und sein eigenes Volk pries. Über der Lektüre war rasch die Zeit verstrichen.
    »Was können wir also tun?« fragte Eadulf nun am Frühstückstisch, während er sich Ziegenmilch eingoß.
    »Außer abzuwarten, bleibt uns nicht viel«, erwiderte Fidelma. »Wollen wir hoffen, daß wir bald etwas von den Entführern hören.«
    »Meinst du, daß sie sich melden?«
    »Wenn Alchú wirklich entführt wurde und ihn seine Entführer ernsthaft austauschen wollen – dann ja. Doch vorher können wir nichts unternehmen. Außerdem hat mich der alte Conchobar gefragt, ob ich nicht heute vormittag mit ihm
brandubh
spiele. Vermutlich weiß er, daß ich ein wenig Ablenkung nötig habe.«
    Brandubh
– schwarzer Rabe – war ein altes Brettspiel, das Eadulf zu seinem Stolz recht gut beherrschte. Es hieß, daß damals, bevor sich der neue Glaube in den fünf Königreichen durchgesetzt hatte, Lugh, der Gott der Künste und des Handwerks, dieses Spiel erfunden hätte. Könige und Helden galten zu der Zeit erst wirklich etwas, wenn sie dieses Spiel meisterlich beherrschten.
    Conchobar war der bejahrte Apotheker und Arzt von Cashel. Er kannte Fidelma von Geburt an.
    »Du könntest ihn fragen, ob er nicht herauszufinden vermag, wo Alchú steckt«, sagte Eadulf in bitterem Ton, denn Conchobar war nicht nur Arzt, sondern er verstand sich auch auf die Sterndeutung. Medizin und Astrologie wurden oft von einer Person zugleich ausgeübt. Das Studium der Gestirne,
nemgnacht,
war in Éireann eine alte Wissenschaft. Es war sehr verbreitet, daß diejenigen, die es sich leisten konnten, sich von dem Zeitpunkt, an dem ihre Kinder geboren wurden, eine Sternenkarte anfertigen ließen, eine
nemindithib,
die einem Horoskop glich.
    »Das ist gar nicht so lustig«, entgegnete Fidelma mürrisch.
    Eadulf lehnte sich zurück und betrachtete sie nachdenklich.
    »Wer sagt denn, daß ich mich darüber lustig mache?« erwiderte er. »Eure Astrologen behaupten doch, alle möglichen Geheimnisse aufzudecken und sogar Menschen finden zu können, nicht wahr?«
    Fidelma erhob sich plötzlich. Ihr Mund war ganz schmal.
    »Ich gehe jetzt zu Conchobar und spiele mit ihm eine Partie
brandubh

    Sie stürzte geradezu aus dem Raum und schlug die Tür hinter sich zu.
    Eadulf schniefte verwirrt und rekelte sich. Alles, was er sagte, schien Fidelma aus der Fassung zu bringen. Dabei war seine Bemerkung durchaus ernst gemeint gewesen. Er wußte, daß Fidelma die alten Traditionen und Bräuche ihres Volkes nicht völlig abtat. Conchobar selbst hatte ihm anvertraut, daß sie ein ausgesprochenes Talent für das Erstellen von Horoskopen besaß und daß diese Fähigkeiten mehrmals zur Lösungvon rätselhaften Fällen beigetragen hatten. Eadulf hatte sie nicht ärgern wollen, als er sagte, man könne vielleicht mit Hilfe einer

Weitere Kostenlose Bücher