Der Tod soll auf euch kommen
berichtet?« fragte Eadulf beiläufig.
»Natürlich.«
»Was hat er denn gesagt?« Eadulf wollte unbedingt mehr aus ihm herauskriegen. »Soviel ich weiß, wird eine Geschichtebeim Wiederholen immer ein wenig verzerrt. Als Fidelma und ich hier herkamen und Conchoille uns die Geschichte erzählte, hatte er sie bestimmt schon hundertmal zuvor von sich gegeben. Du warst sicher einer der ersten, die den genauen Hergang der Dinge gehört haben. In deiner Version kann noch etwas Wichtiges stecken, das wir bisher übersehen haben.«
Ferloga lachte. »Ich bezweifle, daß Conchoille etwas ausgelassen hat. Er ist nicht nur Holzfäller, er ist auch ein guter
senchaid,
einer der besten hier in der Gegend.«
Eadulf wußte, daß ein
senchaid
ein Geschichtenerzähler war, der die alte Tradition der mündlichen Weitergabe von Legenden ausübte. Sie wurden Wort für Wort von einer Generation zur nächsten überliefert. Er hatte in Runden gesessen, wo ein
senchaid
solche Legenden erzählte; die Zuhörer kannten sie oft besser als der Vortragende selbst, und wehe ihm, er blieb stecken oder benutzte ein falsches Wort. Er wurde sofort von ihnen verbessert.
»Ein
senchaid
ist nicht unfehlbar, Ferloga. Erzähl mir, was Conchoille dir berichtete.«
Ferloga lehnte sich zurück und schloß kurz die Augen, als würde er sich so besser erinnern können.
»Wenn Conchoille hier in der Nähe arbeitet, kommt er gewöhnlich zum Abendessen her. Er ist Witwer und hat niemand, der für ihn kocht. An jenem Abend, als es langsam dunkel wurde, trat er ein, aß und trank etwas, und blieb dann noch auf einen Schwatz, ehe er aufbrach.«
»War das sehr spät?«
»Ja, denn wir hatten uns einiges zu erzählen.«
Eadulf sah den Wirt an.
»Zum Beispiel was?«
»Nur den üblichen Dorfklatsch, ein paar Neuigkeiten. Das gehört zum Dasein als Gastwirt dazu. Ich gab mein Erlebnis mit den Umherziehenden zum besten, die kurz zuvor mit ihrem Baby hier durchgekommen waren. Ich erzählte, wie ich sie schon rauswerfen wollte, aber meine Frau einschritt und ihnen etwas zu essen gab gegen eine Salbe für die Entzündung an ihrem Bein. Schließlich nahm Conchoille seine Laterne und machte sich auf den Weg nach Cashel.«
»Und was geschah dann?«
Ferloga lächelte. »Er sagte, er sei schon fast in Cashel gewesen, als er über ein blutdurchtränktes Schultertuch gestolpert sei. Da hätte er auch Sáraits Leiche entdeckt.«
»Und dann?«
»Er ließ die Leiche liegen und lief zu Sáraits Schwester Gobnat, die nicht weit entfernt wohnt. Ihr Mann ist Capa, wie du wohl weißt, von der königlichen Leibgarde. Capa eilte mit Conchoille zur Leiche zurück. Auf dem Weg trafen sie einen Krieger, der zur Burg wollte. Den beauftragten sie, sofort Alarm zu schlagen, denn Sárait stand bekanntlich in den Diensten unserer Herrin, Lady Fidelma. Doch als Caol und seine Wachleute eintrafen, wurde klar, daß Sárait die Burg mit Lady Fidelmas … mit eurem Sohn verlassen hatte. Also wurde eine Suche angeordnet, doch die blieb ergebnislos.«
»Und das war alles?«
Ferloga zuckte mit den Achseln. »Man suchte zunächst bei Fackelschein; am folgenden Vormittag machte man weiter. Man hat die Siedlung und den Wald durchkämmt.«
Eadulf war ganz in Gedanken versunken.
Ferlogas Bericht hatte ihm nichts wesentlich Neues eröffnet. Darauf hatte er auch gar nicht gehofft. Doch etwas beunruhigte ihn. Etwas konnte er nicht so richtig einordnen.
»Und weiter hat Conchoille nichts gesagt?«
Nun runzelte Ferloga die Stirn.
»Verdächtigst du Conchoille irgendeiner üblen Sache?« fragte er. »Er ist ein vertrauenswürdiger Mann, der in vielen Schlachten gegen die Uí Fidgente gekämpft hat.«
Eadulf blickte ihn nachdenklich an.
»Auch in Cnoc Áine?« fragte er unerwartet.
»Viele von uns waren in Cnoc Áine dabei«, bestätigte ihm Ferloga.
»Auch Sáraits Ehemann Callada.«
Ferloga zog die Augenbrauen zusammen. »Unbestritten. Er ist dort getötet worden.«
»Und du und Conchoille, ihr habt dort ebenfalls gekämpft? Verzeih mir, aber bist du nicht zu alt für die Schlacht? Das Gefecht bei Cnoc Áine fand vor kaum zwei Jahren statt.«
Ferloga schob energisch das Kinn vor. »Ein Mann ist so jung, wie er sich fühlt.«
»Seid ihr zum Dienst verpflichtet worden?«
»Es ist besser, wenn einen die Liebe zu seinem Herrscher dazu zwingt als die gesetzliche Pflicht.«
»Hast du gesehen, wie Callada starb?«
Ferloga lachte zynisch.
»Ich glaube, ich weiß, worauf du hinaus willst,
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