Der Tod steht ins Haus
anstarrte, hätte man annehmen können, nicht Bubbles,
sondern ich wäre mit einem durchsichtigen Nachthemd bekleidet gewesen.
»Stimmt das, was Leutnant
Gerassi über Sie gesagt hat?« fragte ich ihn. »Diese Mordgeschichte in San Diego
und alles?«
»Es stimmt, daß ich angeklagt
worden bin«, erwiderte er kühl, »und es stimmt ebenfalls, daß die Anklage wegen
Mangels an Beweisen fallengelassen wurde. Man hat versucht, mich reinzulegen,
das war alles.«
»Ich dachte, der Staatsanwalt
müsse allerhand Beweise zusammen haben, bevor er Anklage erhebt«, sagte ich.
»Die scheinen da ziemlich geschludert zu haben, wie?«
»Der Staatsanwalt behauptete,
er könne den Fall nicht weiter verfolgen, weil er nicht in der Lage sei, seinen
Augenzeugen vorzuführen«, sagte Eddie und nippte an seinem Glas. »Damit war die
Verhandlung geplatzt.«
»Was war denn mit dem
Augenzeugen? Hatte er den Termin verschwitzt?«
»Er war tot«, sagte Eddie kurz.
»Einen Tag vor der Verhandlung hatte er einen kleinen Unfall.«
Der Gimlet war gut, und gerade
jetzt merkte ich erst, wie nötig ich ihn hatte. Vielleicht sollte ich überhaupt
nicht mehr über San Diego reden. Ich lehnte mich zurück, um mir ein neues
Gesprächsthema einfallen zu lassen, aber Eddie gab mir keine Gelegenheit dazu.
Er rückte näher an mich heran, legte mir den Arm um die Schulter und preßte ein
Knie gegen mein Bein.
»Mavis«, sagte er leise, »ich
stehe noch immer zu dem, was ich gestern abend beim Essen gesagt habe — du bist
hinreißend.«
»Ich wette, das sagen Sie zu
allen Mädchen, besonders zu Witwen«, erwiderte ich kühl.
»Sei doch nicht so
widerspenstig«, murmelte er weich. »Bubbles war mit den Nerven fertig, und
vielleicht hat sie einen Augenblick den Kopf verloren, aber das hat doch
überhaupt nichts zu bedeuten. Nach Romaynes Tod ist sie jetzt meine Chefin,
weiter nichts. Aber bei dir ist das ganz anders, Schätzchen.«
Er legte mir den anderen Arm um
die Taille, so daß er mich jetzt ganz umschlungen hielt, dann zog er mich an
sich und küßte mich. Das war einfach unfair, denn ich bekam sofort ein weiches
Gefühl in den Kniekehlen und ein Ziehen in der Magengrube. Welches Mädchen ist
schon immun gegen die Zärtlichkeiten eines attraktiven Mannes?
Mein Verstand wollte ihm
befehlen, seine unverschämten Finger von meinem Schenkel zu nehmen, aber meine
Lippen konnten die Botschaft nicht weitergeben, weil sie anderweitig
beschäftigt waren. Ich legte die Hände gegen seine Brust, um ihn wegzudrücken,
doch leider schmelzen, wenn ich Muskeln fühle, meine guten Vorsätze dahin, und
so schloß ich einen Augenblick nachgiebig die Augen. Das war mein Fehler. Eddie
mußte eingetragenes Mitglied im Verein der Naturforscher sein.
»In fünf Minuten bin ich
fertig!« rief Bubbles plötzlich, und Eddie schreckte von mir zurück wie dieser
kurzsichtige Kerl, der einmal auf einer Party seine Brille wieder aufsetzte und
merkte, daß er mit seiner eigenen Frau poussierte.
»Alles in Ordnung«, sagte er
schwer atmend. »Sie muß von der Küche aus gerufen haben; es hörte sich fast an,
als sei sie hier im Zimmer!«
»So dicht lasse ich dich nicht
mehr heran, Eddie Howard«, sagte ich zittrig. »Ich trau’ dir nicht.«
»Natürlich nicht«, pflichtete
er mir bei. »Wo bliebe denn sonst der Spaß?«
Ich suchte noch immer nach
einer passenden Antwort, als Bubbles hereinkam. Sie trug ein weißes Seidenhemd
und großkarierte Bermuda-Shorts, aber sie war so klapperdürr, daß sie nicht
einmal komisch darin aussah, wie die meisten von uns wohlproportionierten
Mädchen.
»Das Essen ist bereit«, sagte
sie. »Steak und grüner Salat.«
»Klingt verlockend«, sagte
Eddie. »Nichts wie hin.«
»Sie mixen uns erst einmal
einen ordentlichen Martini und bringen ihn dann mit in die Küche«, ordnete
Bubbles an. »Kommen Sie, Mavis, wir warten nicht auf ihn.«
Eddie ging hinüber zur Bar,
während Bubbles mich in die Küche geleitete.
»Hat Ihnen Eddie gesagt, daß
wir heute abend noch weg müssen«, erkundigte sie sich beiläufig.
»Nein«, erwiderte ich. »Er hat
mir von San Diego erzählt.«
»Wir müssen noch in das
Geschäft, um nach dem Rechten zu sehen«, erläuterte sie. »Mein armer guter Ray
war nie besonders umsichtig. Er könnte möglicherweise größere Summen Bargeld
herumliegen haben. Es wird nicht länger als zwei Stunden dauern, bis wir alles
durchgesehen haben. Sie haben doch nichts dagegen, wenn wir Sie hier solange
sich selbst
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