Der Tod steht ins Haus
Männer.«
»Mich beunruhigt ja auch nicht,
daß Sie Ihre Unschuld verlieren könnten«, röhrte Sam verärgert, »sondern ich
habe Angst um Ihr Leben.«
»Lektion Nummer sechs des
Leitfadens für Junggesellinnen«, konstatierte ich trübe. »Da heißt es:
>Liebling, ich wäre kein richtiger Mann, wenn ich dich die ganze Nacht lang
allein in deiner Wohnung lassen würde, wenn es doch hier in dieser Gegend nur
so von Sittlichkeitsverbrechern wimmelt — wie wäre es also, wenn ich, bis es
hell wird, auf deinem Sofa schliefe?< Wobei der einzige, vor dem sie auf der
Hut sein muß, bereits in ihrer Wohnung ist!«
Sam kippte seinen Whisky
hinunter und füllte sein Glas erneut, wobei er mich nicht aus den Augen ließ.
»Warum sprechen wir zur
Abwechslung nicht einmal von Ihnen?« schlug ich vor. »Sie haben doch auch
einige Probleme zu bewältigen.«
»Ob ich demnächst zum Zahnarzt
muß oder vielleicht einmal die Seifenmarke wechseln sollte?« erkundigte er sich
verkniffen.
»Ich meine mit Ihrem Programm
und so weiter«, erwiderte ich. »Ich habe gehört, wie dieser schreckliche kleine
Kerl Johnson Sie gestern abend rausgeschmissen hat. So ein unfairer,
ekelhafter...«
»Er hat mich heute
zurückgeholt«, unterbrach mich Sam, »für das Doppelte meiner früheren Gage.«
»Tatsächlich?« staunte ich.
»Warum denn?«
»Weil die Vorhersage
eingetroffen ist — deshalb kann der Produzent nicht mehr verklagt werden«,
erwiderte er vergnügt. »Und weil die Geschichte in allen Zeitungen steht, so
daß er mehr Reklameaufträge bekommen hat, als er verkraften kann.«
»Das ist ja wunderbar, Sam«,
sagte ich herzlich.
»Ich bin dadurch auf eine Idee
gekommen«, sagte er bescheiden, »eine ziemlich verrückte Idee. Soll ich sie
Ihnen sagen?«
»Natürlich«, nickte ich.
»Schießen Sie los.«
»Nun«, er errötete fast,
»nehmen wir einmal an, ich würde den Mörder finden.«
»Warum überlassen Sie das nicht
dem Leutnant? Der wird dafür bezahlt«, erwiderte ich.
»Aber bedenken Sie, was das für
eine Story geben würde!« Sams Augen glänzten bei dem bloßen Gedanken. »Können
Sie sich die Schlagzeilen vor stellen? Verblüffendster Mordfall des
Jahrhunderts durch Fernseh-Showmaster Sam Barry gelöst.<«
»So lange Schlagzeilen lese ich
nicht«, erwiderte ich, »aber ich verstehe, worauf Sie hinauswollen.«
Sam leerte sein zweites Glas
und runzelte angestrengt die Stirn. »Wenn ich den Mörder finden will, muß ich
erst sein Motiv kennen«, sagte er langsam. »Haben Sie eine Ahnung, warum
Romayne umgebracht worden sein könnte?«
»Nein«, erwiderte ich
wahrheitsgemäß. »Ich bin nur dazu engagiert, Bubbles über das Wochenende Gesellschaft
zu leisten.«
»Wo ist sie heute abend
hingegangen?«
»Mit Eddie in Mr. Romaynes
Antiquitätengeschäft. Sie wollte dort, wie sie sagt, nach dem Rechten sehen.«
»Vielleicht ist das die Spur,
die ich suche«, sagte er eifrig. »Warum hat sie solche Eile, zu den
Antiquitäten zu kommen?«
»Vielleicht, weil sie fühlt,
daß sie selber dorthin gehört«, erwiderte ich zuckersüß. »Diese Bubbles ist
nicht dumm.«
Aber Sam hörte mir überhaupt
nicht zu. »Warum sollte sich ein Antiquitätenhändler mit Typen wie Mike English
und Eddie Howard einlassen?« fuhr er fort. »Das paßt doch einfach nicht
zusammen.«
»Das hat der Leutnant auch
schon gesagt«, erinnerte ich ihn, »und Bubbles hat darauf erklärt, Mike sei ein
guter Kunde gewesen.«
»Der würde ein antikes Stück
doch nicht einmal erkennen, wenn Marie Antoinette mitgeliefert würde«, sagte
Sam angewidert. »Nein, es muß einen plausibleren Grund dafür geben, und
vielleicht finden wir ihn in dem Geschäft.«
»Aber nicht gleich«, protestierte
ich schnell. »Bubbles und Eddie sind dort.«
»Nein«, pflichtete er mir bei.
»Wir sollten lieber abwarten, bis sie zurück sind, bevor wir uns auf den Weg
machen.«
»Wir?« japste ich. »Wer hat
denn gesagt, daß ich mitkomme?«
»Bedenken Sie die Reklame,
Mavis«, sagte er lockend. »Ich sehe die dicken Schlagzeilen direkt schon vor
mir: >Privatdetektivin Mavis Seidlitz hilft Fernsehstar verblüffenden
Mordfall lösen.< So etwas ist doch unbezahlbar.«
»Nun ja...« Ich mußte zugeben,
daß es nicht schlecht klang. »Halten Sie es für möglich, daß die Geschichte
auch in Detroit erscheint, so daß Johnny Rio sie zu Gesicht bekommt?«
»Davon bin ich überzeugt.«
»Okay«, sagte ich entschlossen.
»Zählen Sie auf mich.«
»Wunderbar!« Er küßte
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