Der Tod trägt dein Gesicht
anzuschauen, löste in ihrem ganzen Körper Schauer aus, und sie hatte dann das Gefühl, ihr Brustkorb würde ordentlich zusammengedrückt.
Jedoch fühlte sie mehr als nur die rein körperliche Anziehung zu Mark. Seit dem ersten Morgen, an dem er sie im Park abgepasst hatte, fühlte sie zwar nicht direkt Wohlbehagen, wenn er bei ihr war, so doch Entspanntheit. Sie wusste, dass es gut und richtig war, bei ihm zu sein. Tief in ihr drin wusste sie, dass es sie glücklich machte, mit ihm zusammen zu sein. Sie mochte es, wenn er in ihrer Nähe war, sie schätzte seinen Humor und seine Intelligenz. Genauso rührte es sie, wenn er Mitgefühl und Aufmerksamkeit zeigte.
Sie hatte mit Mark in den letzten zehn Tagen sehr viel gesprochen, und je mehr sie über ihn und sein Leben erfuhr, desto mehr bewunderte sie ihn und seine Haltung dem Leben gegenüber. Das Band zwischen ihnen war stärker geworden. Sein moralischer Kompass zeigte definitiv in dieselbe Richtung wie ihrer.
All diese Dinge beglückten sie. Sie fühlte sich wohl und glücklich. Obwohl sie einen Serienmord zu lösen hatte und ihr die Presse und ihre Vorgesetzten auf die Nerven gingen, wachte sie jeden Tag mit einem fröhlichen Gefühl im Herzen auf, seitdem sie Mark kennengelernt hatte. Seit so langer Zeit hatte sie dieses Gefühl der Freude und Vorfreude auf das, was da kommen mochte, nicht mehr gehabt.
Aber war das Liebe? Sie war sich nicht sicher. Es schien nicht möglich zu sein. Erst ein einziges Mal war sie verliebt gewesen, viel mehr als das: Es war eine tiefe und ehrlich gefühlte Liebe gewesen, die über viele Jahre gewachsen war. Sollte es nicht immer so sein?
Obwohl sie zugegebenermaßen nicht viel Erfahrung mit Männern gemacht hatte, glaubte Casey, eine gute Menschenkenntnis zu haben. Keinen Augenblick lang hatte sie das Gefühl, dass Mark ihr etwas vormachte. Er glaubte wirklich, in sie verliebt zu sein.
Aber was sollte werden, wenn sein Gefühl des Verliebtseins ausschließlich darauf beruhte, dass er sich von Casey angezogen fühlte, weil sie so anders war als die Frauen, die er bisher kennengelernt hatte? Vielleicht liebte er sie nicht richtig, sondern war nur von ihrer Andersartigkeit geblendet? Wenn sie sich jetzt in ihn verlieben würde und sie ein Paar wären, er sie dann aber verließe, würde sie diesen Schmerz ertragen können?
Natürlich würde sie das, redete sie sich ein. Sie war eine starke Frau, und sie hätte immer ihre Familie im Hintergrund, die sie wieder aufbauen würde. Dennoch sagte ihr Instinkt ihr, dass sie vorsichtig sein müsse und zunächst abwarten solle, wie sich alles weiterentwickle, bevor sie sich auf einen Mann einlasse.
Als sie am Abend mit Mark und Jennifer ins Auto stieg, so wie sich auch ihre Brüder auf den Heimweg machten, war sie angenehm müde.
“Wie geht es deinem Bein?”, fragte Mark.
“Es tut ein bisschen weh, wenn ich es belaste, aber es ist schon besser. Ich glaube, ich werde heute Nacht nur eine Schmerztablette nehmen. Eigentlich brauchst du mit Jennifer heute Abend nicht mehr mit zu mir kommen. Ich bin sicher, ich schaff das alleine.”
Er sah sie mit ausdruckslosem Gesicht an. “Versuchst du, mich loszuwerden?”
“Nein. Darum geht es doch gar nicht. Ich … ich mag es nicht, anderen Menschen zur Last zu fallen.”
“Ich bin nicht ‘andere Menschen’, ich bin der Mann, der verrückt nach dir ist. Ich bin der Mann, der hofft, ständiger Teil deines Lebens zu werden. Und Jennifer und ich bleiben heute Nacht wieder bei dir. Ende der Debatte.”
Caseys Herz schlug heftiger. Ein ständiger Teil ihres Lebens? Was meinte er damit? Wollte er sie heiraten? Wollte er mit ihr eine längere Affäre haben? Was? Er hatte schon zuvor von einer gemeinsamen Zukunft gesprochen, aber nie hatte er geradeheraus gesagt, was genau er eigentlich damit meinte.
Und noch schlimmer fand es Casey, dass sie selbst nicht wusste, wie sie auf den einen oder anderen Vorschlag regieren sollte.
Als sie bei Caseys Stadthäuschen angekommen waren, fand sie eine Nachricht von Jennifers Vater auf dem Anrufbeantworter vor.
“Hey, Mark. Tut mir leid, dass es so spät geworden ist. Mein Flug ab Heathrow hatte Verspätung, und dadurch habe ich alle Anschlussflüge verpasst. Es ist schon so spät, dass ich Jennifer heute nicht mehr abhole. Ich nehme an, dass wir am 4. Juli zu Caseys Familie gehen? Ich hole euch um acht Uhr ab. Außerdem, Brüderchen, hast du eine kryptische Nachricht auf meinem AB hinterlassen. Ich
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