Der Tod trägt dein Gesicht
rechnen Sie den Schaden zusammen, ich schreibe Ihnen gleich einen Scheck aus.”
“Wird gemacht, Detective. Grüßen Sie Ihren Vater und Joe von mir.”
“Das mache ich.”
Sie waren schon draußen auf dem Bürgersteig, als Granda Mark bemerkte.
“So, und wer sin’ Sie denn?”, fragte er ein wenig unfreundlich.
“Das ist ein Freund von mir, Granda. Das ist Mark Adams, Dr. Mark Adams.” Vorsichtig half Casey ihrem Großvater auf den Rücksitz. Sobald sie und Mark vorn saßen, drehte sie sich zu Seamus um und fügte hinzu: “Und das ist Jennifer Adams, seine Nichte. Jennifer, das ist mein Großvater, Seamus Collins.”
Sofort schaltete der Alte auf Charmeur um, nahm Jennifers Hand in seine alten und knochigen Hände und sagte mit einem Lächeln: “Nun, das is’ mir aber eine Freude, Sie kennenzulernen, mein Fräulein. Schau an, schau an, ist das nich’ eine kleine Schönheit?”
Jennifer kicherte und wurde rot, aber sie erinnerte sich noch schnell genug an ihre gute Erziehung und erwiderte: “Nett, Sie kennenzulernen, Mr. Collins.”
Seamus lehnte sich im Sitz zurück und wandte sich wieder nach vorne. “So, Sie sin’ also ein Doktor.”
“Ja, Sir”, antwortete Mark und schaute den alten Mann kurz im Rückspiegel an.
“Nun, das is’ ja großartig. Wie ich gerade vor einigen Wochen meiner lieben Nichte erzählte, wird es mal Zeit, dass wir in der Familie einen Doktor haben, wenn man die ganzen Unsummen bedenkt, die die Medikamente heutzutage so kosten.”
“Granda!” Casey bedeckte ihr Gesicht mit beiden Händen. Als sie zu Mark sah, bemerkte sie, dass er sich auf die Lippen biss, um nicht laut lachen zu müssen.
Auf dem Rest der Fahrt unterhielt sich Seamus mit Jennifer. Er erzählte ihr, dass sie ihn an ein junges Mädchen erinnere, in das er damals in Irland verliebt gewesen sei.
“Sie hieß Colleen. Ah, sie war eine Schönheit, das war sie”, erinnerte er sich schwärmerisch. “Sie hatte kohlrabenschwarze Haare und ganz blaue Augen. Und ihre Haut war so weiß wie Rosenblätter im Morgentau.”
Jennifer hörte ihm gebannt zu, als Seamus ihr erzählte, wie er versucht hatte, die Aufmerksamkeit Colleens zu erringen: Jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit sei er an ihrem Haus vorbeigegangen, in der Hoffnung, sie nur kurz zu sehen, obwohl er dafür einen Umweg von fast einem Kilometer habe machen müssen. Gedichte und Notizen habe er ihr geschrieben und Sträuße aus Wiesenblumen vor ihre Haustür gelegt.
“Ich habe sogar ihretwegen an einem Boxkampf für Laien mitgemacht, nur um sie zu beeindrucken. Das hätt’ ich wohl lieber bleiben lassen sollen. An dem Abend wurde ich kurz und klein geschlagen.” Seamus seufzte dramatisch. “Ich sage dir, mein Kind, mein Herz hat geblutet, damals.”
“Was ist aus ihr geworden?”, fragte Jennifer interessiert.
“Was aus ihr geworden is’? Na, ich habe sie geheiratet. Dann sind wir in dieses Land gekommen, haben einen Sohn gehabt und haben ein schönes Leben geführt. Dann, letzten März vor vier Jahren, is’ meine Colleen verstorben, kurz nach unserem sechzigsten Hochzeitstag. Und ich vermiss’ sie jeden Tag.”
Casey gab Mark die Anweisung, wie er zum Haus ihrer Eltern gelangte. Als er auf die Auffahrt fuhr, sah sie aus dem Fenster. Auch sie konnte sich an ihre schöne, liebe Großmutter erinnern. Sie wurde traurig.
Colleen Collins war das Gegenteil von ihrem gut gelaunten, pragmatischen Großvater gewesen. Die ruhige, liebevolle Frau war immer der Fels in der Brandung für Seamus gewesen. Alle in der Familie vermissten sie schmerzlich, und sie wussten auch, dass ihr Verlust nichts war im Vergleich zu dem ihres Großvaters. Deshalb duldeten sie auch seine gelegentlichen Eskapaden. Ärger zu provozieren war sein Weg, über den Verlust seiner geliebten Frau hinwegzukommen.
Casey drehte sich um und sah, dass Jennifer Tränen in den Augen hatte. “Oh, das tut mir leid, Mr. Collins.”
Seamus nahm wieder die Hand des Mädchens und tätschelte sie. “Ach nein, das braucht es nich’, mein Kind. Ich bin ein glücklicher Mann, trotzdem. Ich hatte ein gutes, langes Leben und sechzig wundervolle Jahre mit der Frau, die ich geliebt habe. Was kann ein Mensch mehr verlangen.”
Casey sah sich noch einmal um, und Jennifer sah genauso traurig aus, wie sich Casey im Moment fühlte. Das Mädchen biss sich auf die Unterlippe und sah aus dem Fenster, während sie versuchte, die Tränen zurückzuhalten.
Sie fuhren auf die Lichtung, die das Haus der
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