Der Tod trägt dein Gesicht
sie nicht aufgeben. Die Antwort musste hier in den Akten sein. Sie
musste
dort stehen.
Ihr Vater hatte ihr stets gesagt, wann immer sie in einem Fall nicht weiterkomme, solle sie zurück zu den Unterlagen gehen. In neun von zehn Fällen, finde man die Antwort in den Akten. Man müsse nur lange genug die Papiere studieren, dann komme man auf den Täter.
“Hi, Casey.”
Sie unterdrückte ein Stöhnen, sah auf und lächelte Danny müde an. “Hallo Kumpel. Wie geht’s?”
“Gut. Ich warte auf Keith. Er hat mir gesagt, ich soll ihn hier abholen. Aber der Sergeant hat mir gesagt, dass er noch irgendwo hinmuss. Aber er hat mir eine Nachricht dagelassen, dass er nicht lange brauchen wird. Ich soll hier auf ihn warten.”
“Aha.”
“Da dachte ich, ich komme mal hoch und besuche dich. Ich hatte gestern große Freude bei eurem Picknick”, sagte er. “Es hat viel Spaß gemacht. Und es war aufregend. Ich habe Keith davon erzählt, dass Dr. Adams die Babys von Mary Kate herausgeholt hat und so.”
“Ja, das war aufregend, nicht wahr?”, erwiderte Casey gedankenverloren.
“Ja, das war echt aufregend. Und weißt du was? Ich habe gerade ein riesig großes Aquarium drüben beim Ahoy Restaurant sauber gemacht. Und ich habe es ganz allein gemacht! Normalerweise hilft mir Keith, aber er hat gesagt, dass ich es einmal ganz allein versuchen soll. Heute habe ich das gemacht.”
Casey sah auf und lächelte schwach, bis ihr plötzlich bewusst wurde, was Danny gerade gesagt hatte. Natürlich! Warum hatte sie nicht schon vorher daran gedacht! Aquarium! Mark hatte ein Aquarium in seinem Wartezimmer. Das bedeutete, dass jemand das auch sauber machen musste.
Sie bemühte sich, ganz normal zu klingen. “Sag mal Danny”, fragte sie mit wachsender Aufregung, “wie kommst du eigentlich zu deinen Auftraggebern?”
“Wir haben einen Lieferwagen. Er gehört Keith, aber meistens fahre ich ihn.”
“Ich wette, das ist ein tolles Auto, oder?”
“Ja, es ist ganz weiß.”
“Oh wirklich? Und drinnen, hat es da auch so einen hübschen Teppich?”
“Oh, den solltest du sehen, Casey! Er ist wirklich hübsch. Es ist ein ganz tolles Grün. So wie Limonen. Keith sagt, es ist hässlich, aber ich mag es leiden.”
“Wirklich?” Ein kalter Schauer rann Caseys Rücken hinunter. Sie sah Danny an, und ihr wurde schlecht. Hatte er vielleicht die Frauen umgebracht? Der süße langsame Danny? Hatte er auch versucht, Mark umzubringen?
Gestern war er so böse geworden, dass er Mark tatsächlich angegriffen hatte.
“Weißt du, Danny, dass Dr. Adams auch ein Aquarium hat? Machst du bei ihm auch sauber?”
“Du meinst der Dr. Adams von gestern?” Als Casey nickte, zuckte er mit den Schultern. “Weiß nicht. Vielleicht. Ich kenne nicht alle Kunden mit Namen. Keith hat die Adressen von den Kunden, den Anfahrtsweg und die Anleitungen, was gemacht werden muss. Alles hat er abgetippt und in Prospekthüllen gesteckt. Jeden Morgen gibt er mir die Hülle für den Job, den ich an diesem Tag machen soll. Ich mache dann nur, was draufsteht.”
“Keith bereitet das alles für dich vor? Ich wette, er ist sehr genau, oder?”
“Oh ja, Keith kann richtig gut Anleitungen geben.”
Caseys Magen fühlte sich noch schlimmer an. Keith. Natürlich. Die Morde waren sehr gut geplant und genau ausgeführt. Auch wenn Keith manchmal mit seinem Bruder jagen ging, war Danny nicht schlau oder organisiert genug, um die Morde auszuführen. Aber Keith konnte es gewesen sein.
Und Keith passte in das Profil. Er war intelligent. Seine Mutter war gestorben, als er noch klein war, und sein Vater hat sich nicht um ihn gekümmert. Er war krankhaft ordentlich und organisiert. Er war ein Romeo, der mit vielen Frauen ausging, aber war das nicht manchmal auch ein Merkmal von Männern, die keine feste Bindung eingehen konnten?
Wenn er mit der Reinigung des Aquariums in Marks Praxis beauftragt war, hatte er auch einen Schlüssel für die Räume – und damit Zugriff auf die Patientenakten. Aber wenn das der Fall sein sollte, warum standen die Watsons nicht auf der Liste der Leute, die einen Schlüssel hatten, die sie von Martha Harvey bekommen hatte? Es sei denn …
“Warte mal einen Augenblick, Danny.” Sie nahm das Telefon, während sie in den Unterlagen blätterte, die vor ihr auf dem Tisch lagen. Als sie die Nummer von dem Hausmeisterservice gefunden hatte, wählte sie und sah auf die Uhr. Hoffentlich war um diese Zeit noch jemand dort.
Beim dritten Klingeln nahm
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