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Der Tod trägt dein Gesicht

Der Tod trägt dein Gesicht

Titel: Der Tod trägt dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ginna Gray
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gekommen hielt.
    Er lehnte sich an den vorderen Kotflügel und verschränkte die Arme vor der Brust. Im schwachen Licht, das von der Veranda herüberschien, konnte Casey kaum sein Gesicht sehen, aber sie ahnte, dass er sie besorgt ansah.
    “Es war mein Ernst, was ich über Sheriff Crawford gesagt habe, Stretch. Pass auf dich auf! Er ist ein abscheulicher Bastard, und es ist ihm egal, wessen Karriere er zerstört, solange er dabei als Held dasteht. Fälle, die so viel Wind aufwirbeln, kommen hier in der Gegend selten vor, das ist Crawford klar. Er hat sich seinen Posten im letzten Herbst erschlichen, und er weiß, was die Leute über ihn denken. Wenn er es schafft, den Ruhm für die Festnahme dieses Mörders einzuheimsen, dann gewinnt er die nächste Wahl mit Leichtigkeit. Und das weiß er.”
    “Ich weiß. Mach dir keine Sorgen. Ich werde schon aufpassen.” Sie lehnte sich ebenfalls gegen den Wagen, und als Will wieder seinen Arm um ihre Schulter legte, lehnte sie sich gegen ihn, um seine Wärme zu spüren. Obwohl Will der älteste der Collins-Geschwister war und sie die jüngste, fühlte sie sich mit ihm immer am stärksten verbunden. Vielleicht lag es daran, dass er von den vier Jungs der ernsteste war.
    Sie und Will waren in der Schule am fleißigsten gewesen. Sie waren besonnen, intuitiv und analytisch. Und im Vergleich zu den anderen wahrscheinlich langweilig wie Toastbrot. Aber sie verstanden einander und waren auf eine Weise verbunden, die sie mit den anderen nicht teilten, auch wenn sich alle Geschwister untereinander gern hatten.
    Casey atmete tief die kühle Luft ein und ließ sie ganz langsam wieder aus ihren Lungen heraus, während sie den sternenklaren Himmel betrachtete. Der gestrige Vollmond hatte kaum angefangen wieder abzunehmen. Die strahlende Kugel sah zum Greifen nah aus. Casey fühlte sich friedlich und zufrieden. “Gott, wie schön es hier ist”, murmelte sie.
    “Mm. Du würdest aber nicht wieder zurückkommen.”
    Sie zuckte mit den Schultern und sah ihn an. “Ich
kann
nicht zurückkommen. Überall, wohin ich sehe, sehe ich Tim. Das tut zu sehr weh. Trotzdem … ich kann auch nicht
nicht
herkommen. Ich
will
immer wieder herkommen. Das ist mein Zuhause. Ich schöpfe Kraft, wenn ich hier bin. Wenn ich meine Familie sehe.”
    “Ja, so geht es uns allen”, stimmte Will zu und drückte sie fester an sich. “Dieser Ort ist der Fels in der Brandung, die Basis für uns alle. Hier sind wir aufgewachsen, und hier waren wir immer sicher und wurden geliebt. Niemals waren wir hier allein. Es ist gut, sich ab und an wieder daran zu erinnern, wenn man herkommt. Darum kommen wir alle wieder her – und damit wir uns sehen können.”
    Das stimmte. Wann immer ein Mitglied des Collins-Clans Sorgen hatte oder wenn es etwas zu feiern gab, kam die Familie zusammen – sei es aus Verzweiflung oder Freude. Auch ohne dass jemand ein Treffen einberufen hatte, waren sie auch heute zusammengekommen. Und immer wieder war das Haus im Wald der Treffpunkt für alle.
    Joe und Francis O’Toole kamen aus dem Haus und gingen hinüber zu ihrem Haus; es lag auf dem Nachbargrundstück. Sie winkten und wünschten Casey und Will eine gute Nacht. Das Licht ihrer Taschenlampen hüpfte auf und ab, als die beiden Arm in Arm ihren Weg entlangliefen. Casey und Will winkten zurück.
    Die Haustür ging wieder auf, und Dennis kam mit Mary Kate im Arm heraus. “Nacht!”, rief ihnen ihre Cousine über die Schulter ihres Mannes zu.
    “Ruf mich morgen an, Casey, okay?”, bat Mary Kate sie.
    “Mach ich. Gute Nacht!”
    Patrick Collins ging hinter dem Paar her und schleppte den kleinen Roger, der in seinen Armen tief schlafend wie ein Sack lag.
    “Nacht, alle miteinander. Wir sehen uns morgen, Tiger”, rief Dennis, sobald seine Familie sicher im Wagen saß. Casey und Will sahen ihm zu, wie er das Auto um das Haus und über den schmalen Kiesweg zur Hütte lenkte. Hinter den Bäumen am Ende des Grundstücks war sie kaum zu sehen.
    Irgendwann war das Taschenlampenlicht der O’Tooles verschwunden und das Geräusch von Dennis’ Reifen auf dem Kies nicht mehr zu hören. Nachdem er seinem ältesten Sohn und seiner Tochter einen letzten Nachtgruß zugewunken hatte, ging auch Patrick Collins ins Haus. Stille senkte sich herab.
    “Du warst erst ein Baby, als wir hierhergezogen sind”, erinnerte sich Will, als hätte er die Außenwelt gar nicht wahrgenommen. “Deshalb wirst du dich nicht mehr daran erinnern, als Dad und Joe die beiden

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