Der Tod trägt dein Gesicht
beiden einfach immer klar gewesen, dass sie ihre Freizeit miteinander verbringen würden. Häufig wurden sie allerdings von einem oder mehreren von Caseys Brüdern begleitet.
“Du weißt schon, was ich meine.”
“Trotzdem liegt es in der Natur einer Verabredung, dass jemand dich fragt, ob du mit ihm ausgehst. Das ist nie passiert.”
“Das liegt nur daran, dass du etwas ausstrahlst, was die Männer abschreckt. In der letzten Zeit haben mich einige Jungs auf der Wache gefragt, wie es dir ginge. Und ich könnte wetten, dass sie mit dir ausgehen würden. Sie warten nur darauf, dass du ihnen ein Zeichen gibst, dass du wieder frei bist.”
“Ja, klar. Und woher soll ich wissen, wie das geht?” Sie schüttelte den Kopf. “Um ehrlich zu sein, ich habe noch nicht darüber nachgedacht. Und außerdem bin ich gerade zu beschäftigt, um mich um mein Privatleben zu kümmern.”
Vor allem war sie nicht daran interessiert. Kummer hatte eine gewisse betäubende Wirkung auf einen Menschen. Sie war seit Tims Tod jeglicher emotionaler oder romantischer Regung gegenüber taub gewesen.
Nun ja … sie hatte etwas gespürt, als sie zuvor Dr. Adams in seiner Praxis getroffen hatte – ein kurzer Moment knisternder Lust. Aber hey! Wenn ein Mann so gut aussah und so sexy war, dann musste eine Frau schon blind oder tot sein, um nicht auf ihn zu reagieren.
Außerdem kam er nicht infrage. Das war so, als würde man für einen Filmstar schwärmen. Als würde man seine Hormone Amok laufen lassen und sich ein oder zwei harmlosen Fantasien hingeben, weil man genau wusste, dass ja nie etwas daraus werden würde.
Dr. Mark Adams gehörte in diese Kategorie. Es gab keine Chance, dass ein Mann wie er sich jemals für sie interessieren würde.
“Dann nimm dir Zeit”, setzte Will nach. “Es ist nicht gesund, sich so sehr in die Arbeit zu verkriechen. Jeder braucht ein wenig Privatleben.”
“Ach wirklich?”, funkelte sie ihn an. “Verabredest du dich denn mit jemandem?”
“Netter Versuch, Stretch, aber wir reden hier über dich, nicht über mich.”
Stimmt, dachte Casey. Niemand wagte es jemals, Will nach seinem Privatleben zu fragen. Und schon gar nicht direkt. Jeder arme Irre, der das versuchte, wurde mit einer äußerst knappen Antwort, die von einem Blick begleitet wurde, der selbst dem Teufel Angst einjagen würde, zum Schweigen gebracht.
Seitdem Will vor zehn Jahren von seiner Highschoolliebe Constance Nelson praktisch vor dem Altar stehen gelassen worden war, vermied er jegliche ernste Beziehung.
Casey hatte die meiste Zeit ihres Lebens in einer sicheren Beziehung gelebt, aber sie hatte keine Zweifel daran, dass ihr ältester Bruder nicht wie ein Mönch lebte. Jedoch verabredete er sich mit Frauen, von denen er sicher war, dass sie nicht mehr wollten als er auch: Spaß und Sex. Punkt. Er hätte diese Frauen niemals seinen Eltern vorgestellt.
“Und ich wünsche dir mehr als das einsame Leben, das du jetzt führst”, fuhr Will fort. “Du hast etwas Besseres verdient.” Er löste sich vom Auto und öffnete ihr die Tür. Als sie sich hinter das Steuer setzte, beugte er sich zu ihr hinab und kniff ihr in ihre kleine gerade Nase. “Versprich mir nur, dass du über das nachdenken wirst, was ich gerade gesagt habe, okay?”
Casey seufzte. “Okay, okay. Ich werde darüber nachdenken. Bist du jetzt glücklich?”
Mark Adams legte das Ärzteblatt zur Seite, in dem er gelesen hatte, und machte den Fernseher an, um die Zehn-Uhr-Nachrichten zu sehen. Wie erwartet war der Mord an Becky die erste und wichtigste Nachricht an diesem Abend. Die junge Frau, die über den Mordfall berichtete, hatte kaum zu sprechen begonnen, als es an der Tür läutete.
Während er noch den Nachrichten zuhörte, sah er durch den Spion und öffnete die Tür. “Hey Matt! Ich hatte dich noch nicht so früh erwartet.”
“Es ging schneller, als ich dachte, und ich konnte einen Flug früher nehmen. Wo ist Jennifer?”
Marks Zwillingsbruder betrat die Wohnung, stellte seinen Koffer in der Eingangshalle ab und ging ins Wohnzimmer. Weil er es eilig hatte, Jennifer zu sehen, war er offensichtlich noch nicht in seiner Wohnung gewesen, die sich nebenan befand.
Mark ging ihm lächelnd hinterher. Matts Liebe zu seiner Tochter schaffte es immer wieder, dass es Mark warm ums Herz wurde – und er ein wenig Eifersucht verspürte.
“Jen ist in ihrem Zimmer und guckt einen Film.”
Aufgrund seines Import- und Exportgeschäftes war Matt viel auf Reisen. Wenn
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