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Der Tod trägt dein Gesicht

Der Tod trägt dein Gesicht

Titel: Der Tod trägt dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ginna Gray
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ins Gesicht schoss. Hoffentlich war sie sowieso schon rot vom Laufen. Er sollte nicht bemerken, wie peinlich ihr die Situation war.
    “Ich muss allerdings zugeben, dass ich hier erst zweimal gelaufen bin. Am Samstag und Sonntag, aber ich habe Sie an keinem der beiden Tage gesehen.”
    “Am Samstag laufe ich später. Das ist der einzige Tag, an dem ich ausschlafen kann. Sonntags laufe ich nie.”
    “Aha, deshalb.”
    Inzwischen war der Schock, ihn hier im Park zu treffen, verebbt, und Casey wurde sich plötzlich ihres Körpers gewahr. Wenn es ihr gut ging, machte sie sich keine Illusionen über ihr Aussehen. Sie war recht attraktiv, die meisten würden sie sogar süß nennen, aber dieses Aussehen basierte auf Kosmetika und einer passablen Frisur.
    Aber jetzt, nachdem sie fast zwei Kilometer gelaufen war, ohne Make-up und noch nicht einmal Lipgloss, ihre wilde rote Mähne mit einem Gummiband zurückgebunden und vom Schwitzen feucht, wusste Casey, wie sie aussah: wie durchs Wasser gezogen.
    Sie hoffte, Dr. Adams würde sie in Ruhe lassen. Mit seinen großen Schritten würde er eine längere Strecke schaffen als sie, selbst wenn er sein Tempo verlangsamte. Stattdessen passte er seine Geschwindigkeit der ihren an.
    Sie liefen einige Minuten, ohne ein Wort zu wechseln. Casey stierte geradeaus und versuchte zu ignorieren, dass er sie mit seinem Ärmel gelegentlich berührte. Sie spürte die Hitze, die sein Körper abstrahlte.
    “Es macht Ihnen doch nichts aus, dass ich hier laufe?”, fragte er, nachdem sie die kürzere Seite des Parks überquert hatten.
    “Es ist ein öffentlicher Park.”
    “Laufen Sie immer allein?”
    “Ja.”
    “Ist das nicht für Frauen gefährlich?”
    Sie warf ihm einen kurzen Blick aus den Augenwinkeln zu. “Ich kann mich zur Wehr setzen. Außerdem sind Sie wahrscheinlich mehr in Gefahr als ich.”
    Seinem Gesichtsausdruck zufolge bezweifelte er das, aber er sagte nichts und lief weiter.
    Der Park war rechteckig. Die beiden Wege entlang der Ost- und Westseite maßen jeweils eineinhalb Kilometer, die im Süden und im Norden einen halben. Caseys tägliche Strecke betrug viereinhalb Kilometer und bestand daher aus einer Runde um den ganzen Park. Sie und Dr. Adams liefen wortlos nebeneinanderher, bis der Weg gen Osten abbog, parallel zur Baker Street, in der Casey wohnte. Die Straße lag an der Stirnseite des Parks.
    Als Casey ihr Haus von fern sah, wurde sie von widerstrebenden Gefühlen bewegt: Auf der einen Seite war es nett, dass es jemanden gab, der ihr beim Laufen Gesellschaft leistete. Der Doc schnatterte nicht unentwegt, wie es einige Leute taten, und er lief ihr auch nicht vor die Füße oder zwang sie, ihren Rhythmus zu unterbrechen.
    Auf der anderen Seite machte der Mann sie … nicht nervös, aber … nun ja, er sorgte dafür, dass sie gereizt war. So kann man es wohl nennen, dachte sie. In seiner Gegenwart war sie sich ihres Körpers zu sehr bewusst. Sie mochte dieses Gefühl nicht. Sie hatte keine Ahnung, warum er diese Wirkung auf sie hatte. Weder bedrängte er sie, noch war er aggressiv, auch glotzte er nicht so oder flirtete wie Keith, aber jede Faser ihres Körpers war in Hab-acht!-Stellung, wenn sie in seiner Gegenwart war.
    Das war natürlich dumm. Es war töricht, sich von einem Mann angezogen zu fühlen, der so verdammt gut aussah. Er war vermutlich kaum an ihr interessiert. Sie war zwar kein Gnom, das stimmte, aber genauso wenig spielte sie in seiner Liga.
    Und dann hatte sie noch ein anderes Gefühl, was ihn betraf. Es ließ sich nicht abschütteln, hatte sich in ihrer Magengrube eingenistet. Zwar waren seine Alibis einwandfrei, aber sie hatte das Gefühl, dass er trotzdem etwas mit den drei Morden zu tun hatte.
    “Übrigens”, sagte er plötzlich, als habe er ihre Gedanken gelesen, “haben Sie mich schon von der Liste der Verdächtigen gestrichen?”
    “Ja. Wir haben Ihre Alibis kontrolliert.”
    “Toll. Dann kann ich ja mein persönliches Anliegen vorbringen, das ich bereits erwähnt hatte. Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten.”
    Caseys Herz machte einen Sprung. Oh Gott, hatte Dennis etwa recht? Wollte er sie etwa ausführen? Und wenn er sie fragte, was sollte sie dann sagen?
    “Ja?”, erwiderte sie, ohne ihn dabei anzusehen. Es waren nur noch wenige Meter, bis sie auf der Höhe ihres Hauses waren. Heiligtum. Unbewusst lief sie schneller.
    “Ja. Sehen Sie, ich trainiere das Softballteam, in dem meine dreizehnjährige Nichte mitspielt. Das sind alles

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