Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod traegt Turnschuhe

Der Tod traegt Turnschuhe

Titel: Der Tod traegt Turnschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
mich weg, aber ich schaukelte hartnäckig wieder zurück. »Ich wollte bloß sagen, dass es mir total leidtut, dass du gefeuert worden bist. War ja irgendwie auch meine Schuld.« Ich schenkte ihm einen traurigen Hundeblick, und siehe da, seine Stimmung hellte sich auf. Ach ja, die Macht eines hübschen Gesichts. Leider war es aber wohl Nakitas und nicht meins, das es ihm angetan hatte, denn er starrte sie unverhohlen an. Aber gut, sie war schließlich ein Engel. Dagegen konnte ich nicht anstinken.
    »Du kannst nichts dafür«, entgegnete er. Seine Stimme klang nun wesentlich freundlicher. »Shoe ist ein Vollidiot.« Wut blitzte in seinem Gesicht auf und er schrie in Richtung von Shoes Wagen: »Du Vollidiot!« »Darf ich den auch sensen? Nur so zum Spaß?«, fragte Nakita. Schockiert fuhr Ace herum.
    »Still«, zischte ich, aber er hatte sie bereits gehört.
    »Was hast du gesagt?«
    Ich leckte mir über die Lippen und suchte verzweifelt nach einer Antwort. »Äh, du interessierst dich also für Musik, ja?«, brabbelte ich und er wandte sich wieder mir zu.
    Sein Blick wanderte zwischen uns hin und her und ich konnte regelrecht sehen, worüber er nachdachte: Ob er wohl Chancen bei ihr hatte? Na klar, Kumpel, ganz bestimmt. Träum weiter.
    »Total«, antwortete er und sah immer noch Nakita an. Die erwiderte plötzlich sein Lächeln und kicherte drauflos wie Amy, meine Erzfeindin in Designersandalen. Sie ging auf dieselbe Schule wie wir. Dieses Kichern jetzt von Nakita zu hören schockierte mich bis in die lila Haarspitzen. Und es überraschte mich kein bisschen, dass Ace hinzufügte: »Ich hab jetzt gerade nichts zu tun. Wollt ihr ein bisschen was hören?«
    »Klar, super!«, stimmte ich begeistert zu. Ace machte einen Schritt zur Seite, blieb mit der Schulter am Außenspiegel seines Pick-ups hängen und versuchte, den peinlichen Moment mit einer coolen Pose zu überspielen. »Springt rein«, sagte er und hielt die Autotür auf. »Bis zu mir nach Hause sind's zwanzig Minuten. Da zeig ich euch den neuesten Kram.«
    Einen Augenblick lang starrte ich nur auf die lange durchgehende Sitzbank und dachte an das letzte Mal, als ich zu einem Fremden ins Auto gestiegen war. Die Fahrt hatte am Boden einer Schlucht geendet und ich war tot. Tja, ein zweites Mal kann ich wohl kaum sterben, dachte ich. Außerdem hatte ich Nakita bei mir. Vorsichtig, um nicht auf die CDs zu treten, die überall herumflogen, setzte ich einen Fuß in den Wagen und rutschte durch bis ans andere Ende. Der Pick-up war ziemlich alt, mit rissigen Kunststoffsitzen und einem staubigen, ausgeblichenen Armaturenbrett. Die vielen CD-Hüllen blitzten in der Sonne und ich konnte gerade noch verhindern, dass Nakita sich draufsetzte. Ich betrachtete die CD, die ich gerettet hatte. Sie war offensichtlich gebrannt, mit einem selbst gestalteten Cover.
    Josh fuhr auch einen alten Pick-up, aber in seinem Auto war es wenigstens einigermaßen ordentlich. Ich überlegte kurz, ob ich i hm eine SMS schreiben und fragen sollte, wie es ihm ergangen war. Doch direkt vor Ace' Nase einem anderen Jungen zu simsen war vermutlich nicht die beste Methode, ihn dazu zu überreden, uns seine illegalen Downloads zu zeigen.
    »Hast du das gemacht?«, fragte ich Ace, als er einstieg und die Tür zweimal zuknallte, damit sie auch zublieb. Allein an ihren Autos konnte man erkennen, dass Ace und Shoe in zwei völlig unterschiedlichen Welten lebten. Ich fragte mich, ob ein Teil von Ace' Wut wohl daher rührte. Vielleicht war er einfach neidisch.
    »Shoe«, erwiderte er knapp.
    »Nein, ich meine das Cover«, erklärte ich und seine zusammengepressten Kiefer entspannten sich ein bisschen, während er den Zündschlüssel umdrehte und den Wagen anließ. »Find ich ziemlich cool.«
    Laute, schlagzeuglastige Musik ertönte. Der Sänger brüllte sich dermaßen die Seele aus dem Leib, dass man kein Wort vom Text verstand. »Danke«, sagte Ace und drehte die Musik etwas leiser, damit wir ihn hören konnten. »Meine Mom meint, ich könnte ein Stipendium kriegen, aber wozu das Ganze? Ist ja nicht so, als könnte ich nachher auch von meinen Kritzeleien leben.«
    Ich dachte daran, wie gern ich selbst vom Fotografieren leben würde, und mir entfuhr ein verständnisvoller Seufzer. »Vielleicht nicht«, stimmte ich zögernd zu. »Aber wahrscheinlich ist es immer noch leichter, einen Weg zu finden, mit etwas Geld zu verdienen, was man gerne tut, als sich an einen Job zu gewöhnen, den man nicht mag, auch wenn man

Weitere Kostenlose Bücher