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Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens

Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens

Titel: Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Niedlich
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gönnte ich mir so im Zug noch etwas Ruhe, und zweitens wäre mir keine plausible Erklärung für mein frühes Erscheinen daheim eingefallen. So kam ich am Abend nach Hause, wo mich Anja sehr unterkühlt empfing.
    „Na, hast du Spaß gehabt?“ Es klang eher wie ein Vorwurf als eine ernstgemeinte Frage.
    Ich hatte gerade erst die Wohnungstür geschlossen und stand quasi noch mit Sack und Pack im Flur. „Kann eigentlich nicht behaupten, dass es viel Spaß gemacht hätte. Die Vorträge waren ziemlich dröge.“
    „Und was hast du abends so getrieben?“
    Jetzt fiel mir ein, weswegen sie vermutlich sauer war. „Oh, verdammt. Ich hab vergessen anzurufen.“
    „Dein Sohn hätte sich sicher gefreut, wenn du ihm eine gute Nacht gewünscht hättest.“
    „Tut mir leid, ich werd’s wiedergutmachen. Ist er noch wach?“
    „Sollte er besser nicht sein, aber du kannst ja mal nachsehen.“
    Ich schlich mich ins Kinderzimmer, wo Tobias an seinen Teddy gekuschelt schlief, und versuchte möglichst keine Geräusche zu machen, auch dann nicht, als ich auf einen der Duplosteine trat, die im Zimmer herumlagen, und mir ein Schwall Flüche in den Kopf schoss, von denen Tobias auf immer seelisch geschädigt worden wäre. Er war gut zugedeckt, und ich wollte ihn auch nicht wecken, weil er sonst wieder ewig gebraucht hätte, um erneut einzuschlafen. Also humpelte ich wieder zurück, um meine Tasche im Schlafzimmer abzustellen und mir bequemere Sachen anzuziehen.
    Anja stand in der Tür gelehnt, während ich die Kleidung aus meiner Tasche in den Wäschekorb warf. Dann ging sie ganz gemächlich hin und nahm die Hose heraus, die ich während des Symposiums anhatte. Die Hose, die mir Simone fast zerrissen hätte.
    „Die ist ja kaputt“, sagte sie.
    „Ja, der Knopf ist mir dummerweise abgefallen. Könntest du vielleicht so lieb sein und mir einen neuen annähen?“
    Anja antwortete nicht. Sie wühlte nur weiter in der Wäsche und zog mein Hemd heraus. „Vielleicht kannst du mir das ja auch erklären.“
    Am Kragen meines Hemdes prangte Lippenstift. Simones Lippenstift. Ich lachte nur.
    „Ach du meine Güte. Das kommt jetzt so richtig klischeehaft rüber, oder? Ich habe eine alte Freundin getroffen, und die war etwas angetrunken. Ich hab sie auf ihr Zimmer gebracht, und dabei hat sie wohl meinen Kragen in Mitleidenschaft gezogen. Ich versichere dir, dass nichts Unanständiges passiert ist.“
    „Das hat sie mir aber ganz anders erzählt.“
    Ich brauchte einen Moment, um die Information zu verarbeiten, die Anja mir gerade an den Kopf geworfen hatte.
    „Äh, wie war das bitte?“, fragte ich völlig verdutzt.
    „Ich hatte vorhin einen interessanten Anruf von deiner alten Freundin.“ Sie betonte die Worte „alte Freundin“ so, dass ich die Anführungszeichen hören konnte. „Sie hatte gehofft, dich zu erreichen, und war dann ganz schockiert zu erfahren, dass du verheiratet bist und ein Kind hast.“
    Ich starrte Anja nur mit offenem Mund an.
    „Sie erzählte mir dann von letzter Nacht und deinen Liebesschwüren …“ Wieder eines dieser Worte in Anführungszeichen. „… und sie entschuldigte sich dafür, dass sie mit dir geschlafen hatte.“
    „Was? Das ist doch kompletter Blödsinn.“
    Anja blieb weiter ruhig. „Ist es das? Ich habe dann mal in ihrem Hotel angerufen und mich etwas erkundigt. Die Leute da scheinen ihre Geschichte zu bestätigen.“
    „Aber das … sie war angetrunken, und ich habe sie nur auf ihr Zimmer gebracht!“
    „Ja, sicher. Und dann habt ihr euch noch ein wenig im Bett unterhalten, während du sie gevögelt hast, nehme ich an.“
    „Ich schwöre dir, da ist überhaupt nichts gelaufen. Zugegeben, sie wollte durchaus, aber ich habe abgelehnt und bin wieder gegangen.“
    Anja schaute mich einfach nur an. Ich wusste, dass sie innerlich kochte, und erinnerte mich, wie sie damals reagiert hatte, als sie herausfand, dass ihr erster Freund Frank sie betrogen hatte. Aber sie schien sich im Griff zu haben. Mir war nur nicht klar, ob das besonders gut oder besonders schlecht für mich war.
    Schließlich brach sie ihr Schweigen.
    „Ich verstehe es ja. Wir schlafen nicht mehr miteinander, weil du mir nicht mehr vertraust, und nun suchst du dir jemand anderes. Aber war dir klar, dass ich ein Kind wollte, weil ich dich geliebt habe?“
    Ich versuchte weiter zu beschwichtigen. „Glaub mir, ich habe keine Ahnung, warum Simone so einen Schwachsinn erzählt. Da war überhaupt …“
    Und dann wurde mir alles

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