Der Tod und der Dicke
–, vielleicht sollten wir ihn da auch eine Zeichnung anfertigen lassen. Hör immer auf deinen Mann vor Ort, nicht wahr?«
Zum ersten Mal kam Pascoe der Gedanke, die Templer könnten vielleicht nur deshalb beschlossen haben, zur Vermeidung jeglichen Risikos Hector auszuschalten, weil jemandem möglicherweise zu Ohren gekommen war, dass er Hector loyal verteidigt hatte.
Er schob den Gedanken beiseite. »Was wissen wir über Youngman?«, fragte er.
»Neben seinen militärischen Dienstaufzeichnungen nicht viel«, sagte sie. »Ex-SAS, Dienstgrad Sergeant. Wirklicher Name Young, kurz Jonty genannt, kein weiter Weg also zu John T. Youngman. Einsätze auf dem Balkan, in Afghanistan und im Irak. Nicht unbedingt der beliebteste Soldat der Einheit, galt als sehr verschlossen, wurde aber für seine Zuverlässigkeit und Effizienz geschätzt. Zur Beförderung vorgesehen, bis es im Irak zu einem Vorfall kam, bei dem mehrere Gefangene unter ungeklärten Umständen in die Luft gesprengt wurden. Nahm 2005 seinen Abschied. Hatte da bereits Hedley-Case, den Verlag, für sein erstes Buch interessieren können. Blut im Sand heißt es wohl, und soweit ich weiß, soll sein nächstes bald erscheinen. Haben Sie dieses Zeug mal gelesen?«
Pascoe schüttelte den Kopf.
»Ich auch nicht. Aber Dave hat sie kurz überflogen. Was halten Sie davon, Dave?«
»Interessant«, sagte Freeman. »Gibt sich als Faction aus. Wahre Geschichten, die so zusammengestellt sind, dass sie einem erzählerischen Faden folgen, wobei Namen und Einzelheiten aus Sicherheitsgründen geändert wurden. Damit ist es für das Verteidigungsministerium oder jeden anderen schwierig, Einwände zu erheben, ohne stillschweigend die Identität oder den wahren Kern der beschriebenen Figuren und Ereignisse zu bestätigen. Wirklich clever gemacht.«
»Dann ist er also ein cleverer, arroganter, mörderischer Dreckskerl«, sagte Pascoe.
»Sie sind voreingenommen gegen ihn, merke ich.«
»Ich bin gegen jeden Mistkerl voreingenommen, der meine Beamten umlegen will«, grummelte Pascoe. »Diese Bücher, verkaufen sie sich gut?«
»Geht so«, antwortete Glenister. »Aber die Website von Hedley-Case verkündet, man hege starke Hoffnungen, dass mit dem nächsten der große Durchbruch kommt. Die Schweinepriester werden vor Freude ganz aus dem Häuschen sein, wenn sie mitbekommen, dass wir uns für den Autor interessieren. Da schreibt einer über den Golfkrieg, und der Geheimdienst heftet sich an seine Fersen. Für die Publicity ein gefundenes Fressen.«
»Sie scheinen nicht sehr besorgt zu sein.«
»Junge, so ist eben das Geschäft. Und wenn ich mal so weit bin, dass ich meine eigenen Memoiren schreibe, ist es doch von Vorteil, wenn man weiß, wie die Verleger ticken. Vielleicht sollte ich mich mal mit Ihrer Frau unterhalten. Die Sendung neulich muss doch eine hübsche Publicity gewesen sein. Es geht ihr gut, oder?«
»Ja.«
»Davon war ich überzeugt. Schien mir eine hartgesottene Lady zu sein.«
Ihr Handy klingelte. Sie ging ran, lauschte und sagte: »Sind schon unterwegs. Höchstens zehn Minuten noch.«
Kurz vor Ablauf der zehn Minuten verlangsamte Freeman das Tempo, bog ab und holperte zwischen hoch aufragenden Kiefern über die tiefen Fahrspuren eines Feldwegs. Nach einigen hundert Metern hielt er neben einem großen schwarzen Lieferwagen mit dem Emblem der Forstverwaltung an.
Er schaltete die Scheinwerfer aus.
»Bleiben Sie hier«, sagte Glenister und stieg aus.
Pascoe brauchte eine Weile, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, bemerkte dann aber, dass trotz der dichtstehenden Bäume noch immer das Dämmerlicht des langen Sommertags durchsickerte. Er hielt nach Menschen Ausschau, konnte aber niemanden sehen. Dann löste sich eine Gestalt von einem Baumstamm. In seiner schwarzen Kampfmontur, bewaffnet mit einem kurzläufigen Gewehr, sah sie aus wie aus einem Actionfilm.
Was zum Teufel mache ich hier bloß?, fragte sich Pascoe. Glenister und der Mann unterhielten sich. Pascoe bemerkte einige weitere bewaffnete Gestalten, die hinter den Bäumen kauerten. Glenister kehrte zum Wagen zurück.
»Wir sind knapp zwei Kilometer vom Cottage entfernt«, sagte sie. »Gordon, der Einsatzleiter, hat ein paar Leute zur Aufklärung vorausgeschickt. Also, dann ziehen wir doch mal die Rüstung an, Peter.«
Er stieg aus. Freeman rührte sich nicht.
»Sie kommen nicht mit?«, fragte Pascoe.
»Ich bin zur Party nicht eingeladen«, sagte Freeman. »Also muss ich mich
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