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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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auch nicht in die komischen Klamotten werfen.«
    Wieder dieses Lächeln. Er wirkte nicht sonderlich betrübt, sich den Spaß entgehen lassen zu müssen.
    Vielleicht, dachte sich Pascoe, weil Freeman genauso gut wusste wie er selbst, dass im Cottage niemand anzutreffen sein würde.
    Glenister führte ihn zum Lieferwagen, wo dann der ganze Unsinn mit der Gesichtstarnung und der schusssicheren Weste begann.
    Die Superintendent grunzte, als sie sich in ihre Weste zwängte. »Würde nicht schaden, wenn man den Leuten von der Materialbeschaffung mal was von der Gleichstellung der Frauen erzählt«, sagte sie. »Diese Dinger sind für große Titten einfach nicht ausgelegt.«
    Gordon (unklar blieb, ob dies sein Vor- oder Nachname war) gesellte sich zu ihnen, als sie mit ihren Vorbereitungen zu Ende waren. Unter seinem schwarzen Make-up war das Gesicht nicht richtig zu erkennen, aber der Blick, mit dem er Pascoe musterte, war kalt und unfreundlich.
    »Bereit?«, sagte er zu Glenister. »Okay, dann los. Sullivan ist bei Ihnen. Machen Sie alles, was er sagt. Alles.«
    Das letzte Alles spie er Pascoe förmlich entgegen.
    »Ich glaube, er mag es nicht, dass ich dabei bin«, sagte er, als Gordon wieder verschwunden war.
    »Wenigstens sind Sie ein Mann«, sagte Glenister. »Von jetzt an kein Wort mehr. Keinen Mucks.«
    »Was, wenn ich niesen muss?«, fragte Pascoe, entschlossen, sich auf ihr Spielchen nicht einzulassen. »Erschießt mich dann dieser Sullivan?«
    »Natürlich nicht«, antwortete Glenister. »Würde ja viel zu viel Lärm machen. Wahrscheinlich schneidet er Ihnen die Kehle durch.«
    Aber schon kurz nach ihrem Aufbruch war Pascoe überaus froh, dass er sich in der Obhut von jemandem wie Sullivan befand. Ohne dessen Umsicht und Führung, die er durch leichtes Zupfen, durch Berührungen und einfache, eindeutige Handzeichen kommunizierte, wäre der Marsch durch den Wald sicherlich langsamer, lauter und wahrscheinlich beschwerlicher und sehr viel nasser ausgefallen.
    So aber kamen sie mit einem Tempo voran, das sich von seiner gewöhnlichen Wandergeschwindigkeit kaum unterschied.
    Allmählich wurde der Wald lichter, schließlich kamen sie an einen Graben, der sich an einer schmalen Straße entlangzog, deren einst geteerte Oberfläche zu einem fleckigen Ekzem verlottert war.
    Auf der anderen Seite der Straße, etwa fünfzig Meter entfernt, stand das Cottage. Es war von einer baufälligen Mauer umgeben, die früher vermutlich einen Garten umschlossen hatte, Grasbüschel und das Farnkraut der Moorlandschaft hatten aber seit langem das verlorene Gelände zurückerobert.
    Mit diesem Sieg noch nicht zufrieden, hatte die Natur nun auch das eigentliche Gebäude in Angriff genommen.
    Ein fast voller Mond war während ihres Marsches aufgegangen. In seinem Licht wirkte das Cottage wie neu gestrichen, durch den Feldstecher betrachtet, bemerkte Pascoe allerdings, dass der Rauhputz der ehemals weißen Wände abblätterte und von Wasserflecken und Flechten überzogen war. So viel zum Mondschein.
    Wie lange würden sie hier rumhängen, bevor sie zu dem für ihn jetzt schon unausweichlichen Schluss kamen, dass das Haus leer war? Nicht lange, hoffte er. Die Mücken hatten sich, als er aus seinem Auto gestiegen war, bereits einige Amuse-Gueules von ihm genehmigt und waren jetzt fest entschlossen, mit dem Hauptgang zu beginnen. Vielleicht hatten sie wie Glenister freudige Erinnerungen an Otterburn.
    Wie aus dem Nichts tauchte Gordon neben ihm auf.
    Er flüsterte Glenister etwas zu und verschwand wieder.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Pascoe. »Hier rumhängen und hoffen, dass er auftaucht?«
    Sie sah ihn überrascht an.
    »Aber er ist doch schon da, Peter, irgendjemand jedenfalls. Sie haben drinnen Licht brennen sehen, und ihre Wärmesensoren registrieren eine anwesende Person.«
    Pascoe sah sie an wie jemand, der sein selbst gezimmertes Bücherregal soeben unter dem Gewicht des ersten Taschenbuchs einstürzen sah.
    »Aber es brennt doch kein Licht«, protestierte er, nicht willens, das eben Gehörte zu akzeptieren.
    »Hinten auf der anderen Seite schon. Eine Öllampe anscheinend. Es gibt hier keinen Strom. Unser Sergeant Jonty liebt das einfache Leben.«
    Ganz in der Nähe rief eine Eule.
    »Okay«, sagte Glenister. »Sie gehen rein.«
    »War das das Signal?«, fragte Pascoe.
    »Nein«, sagte Glenister. »Das war eine Eule. Wir sind im einundzwanzigsten Jahrhundert.«
    Sie klopfte sich gegen ihre rechte Gesichtsseite. Pascoe sah, dass

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