Der Tod und der Dicke
bereits gewarnt, und es gibt nicht den Hauch einer Chance, diesen Youngman dort zu finden. Warum also?«
»Weil sie mich dabeihaben wollen und ich will, dass sie mich auch weiterhin dabeihaben wollen, bis ich einige Antworten gefunden habe. Und ich habe vielleicht die Gelegenheit, in Youngmans Sachen rumzuschnüffeln, bevor alles konfisziert und weggesperrt wird.«
Er ging und zog sich um, bevor sie seine Antwort in sämtliche Einzelteile zerlegte.
Als er wieder auftauchte, sagte Rosie, die, als das Telefon klingelte, bereits auf dem Weg ins Bett gewesen war und die Ablenkung natürlich dazu genutzt hatte, eine weitere halbe Stunde herauszuschlagen: »Gehst du zum Vögelbeobachten, Dad?«
Pascoe sah an sich hinab. Er hatte seine schweren Wanderstiefel und seine Wanderhose an und den Feldstecher im Köcher um den Hals geschlungen.
»Nicht, wenn es nicht unbedingt sein muss, Liebes«, sagte er mit einem Lächeln.
»Wann hat es denn in letzter Zeit wirklich sein müssen, Pete?«, fragte Ellie.
»Ich mach nur, wofür ich bezahlt werde«, sagte er.
»Nein, keiner bezahlt dich dafür, dass du den Superman spielst!«
Das war nicht unbedingt der Kommentar, zu dem man sich verabschieden wollte, aber es blieb ihm nichts anderes übrig. Selbst beim leichten Sonntagabendverkehr musste er sich beeilen, um sein Rendezvous einzuhalten.
Es war fast zehn, als er durch Hexham fuhr. Die Sonne war soeben untergegangen, das Licht der Dämmerung aber warf noch seinen hellen Schein. Noch vor der Abfahrt hatte er die Koordinatenpunkte sorgfältig auf seiner Karte eingetragen. Er ging davon aus, dass das CAT-Kommando sich getarnt abseits der Straße aufhielt, und er wollte ihnen auf keinen Fall den Gefallen tun, einfach an ihnen vorbeizurauschen, ohne sie zu bemerken.
Die Sorge hätte er sich sparen können. Bereits bei der Annäherung an den Treffpunkt sah er einen Wagen am Straßenrand stehen, am Kofferraum lehnte Sandy Glenister, rauchte eine Zigarette und sprach mit Freeman.
Sie winkte ihm freundlich zu, als er hinter ihnen anhielt. Sie trug, wie er bemerkte, Slacks und Turnschuhe, während Freeman mit einem italienischen Designer-Anzug und anscheinend handgefertigten Schuhen gekleidet war.
Er musterte Pascoe und ließ den Blick kurz über dessen Wanderstiefel schweifen. Eine Augenbraue zuckte.
»Hallo, Pete. Gutes Timing«, begrüßte ihn Glenister. »Netter Abend, was? Ich liebe diese Gegend. Wunderbare Landschaft und nicht zu viele Touristen. Nur schade, dass wir sie nicht behalten haben, nachdem wir euch bei Otterburn in Grund und Boden geprügelt haben. Hoffentlich kommt es heute nicht zu einer weiteren Schlacht im Mondschein.«
»Gibt es irgendeinen Grund dafür?«, fragte Pascoe.
»Scheint ein harter Bursche zu sein, dieser Jonty Youngman«, sagte sie. »Ich erkläre Ihnen alles unterwegs. Lassen Sie Ihren Wagen hier stehen, wir fahren den Rest des Weges bei Dave mit.«
»Dann ist es also noch ein gutes Stück bis zu Youngmans Cottage«, sagte Pascoe, als er sich im fremden Wagen auf dem Rücksitz niederließ.
Glenister drehte sich zu ihm um. »Pete, Sie erwarten doch nicht im Ernst, dass unser Spezialkommando mit Ihnen einen Treffpunkt im Umkreis von einigen Kilometern zum Zielobjekt ausmacht? Man würde befürchten, Sie könnten sich verlaufen und am Ende noch an Youngmans Tür klopfen, um nach dem Weg zu fragen.«
»Na, dann bin ich aber froh, dass ihnen das erspart bleibt«, sagte Pascoe kühl.
Sie lachte und zündete sich eine weitere Zigarette an, während Freeman den Wagen über die schmale Straße jagte.
»Nicht nur das«, fuhr sie fort. »Sie wollten auch nicht an einer öffentlichen Straße warten. Selbst hier, wo pro Quadratkilometer mehr Füchse als Menschen leben, würde ein halbes Dutzend schwarz gekleideter Männer mit Helmen und Sturmgewehren einige Aufmerksamkeit auf sich lenken.«
Sie blies Pascoe eine Rauchwolke entgegen, die er wegwedelte.
»Sind Ihnen die Smarties ausgegangen?«, fragte er.
»Nein, aber es gibt Situationen – nach dem Sex, vor einem Einsatz, in mückenverseuchten Gebieten –, in denen ich mich dem Charme des Nikotins nicht erwehren kann. Also, Peter, das war hervorragende Arbeit, die Sie im Krankenhaus geleistet haben. Und es scheint, Sie haben recht, was Sie über Constable Hector gesagt haben. Es steckt mehr dahinter, als auf den ersten Blick auffällt. Das andere, was er gesagt hat – ›irgendwie komisch, aber nicht so ein Schwarzer‹, so lautet es doch, oder?
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