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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Vorhalle ging es in einen langen Gang.
    Nach außen hin, bemerkte Pascoe, während sie den Korridor entlangschritten, mochte sich die alte Volksschule im letzten Jahrhundert kaum verändert haben, drinnen aber hatten die neuen Bewohner durchaus ihre Zeichen hinterlassen. Noch immer gab es zahllose Belege für die alten behördlichen matten Braun- und düsteren Grüntöne, allerdings wurden sie an zahlreichen Stellen von einer neuen Färb- und Ornamentpracht überlagert. Die Decken waren mit einem satten Gold gestrichen, alte zersprungene Wandkacheln waren stellenweise durch fein gemusterte Keramiken ersetzt, und der abgeplatzte alte Verputz war ausgebessert worden und mit geschwungenen arabischen Lettern übertüncht, vermutlich Koranversen. Viele der Fenster waren mit Buntglas versehen, durch das die Sommersonne in allen Regenbogenschattierungen fiel, und seine bestrümpften Füße versanken in tiefen Teppichen mit komplizierten Webmustern.
    Sein Führer blieb stehen, nuschelte »Warten Sie!« und betrat ein Klassenzimmer. Er schloss die Tür hinter sich, zuvor allerdings konnte Pascoe noch einen Blick auf eine Gruppe von Männern erhaschen, die im Schneidersitz auf dem Boden saßen. Einen von ihnen, ein großer Mann mit Vollbart und stechendem Blick, erkannte er als Scheich Ibrahim Al-Hijazi, dessen Aktivitäten für die Journalisten der Voice Quell ihrer virulenten Spekulationen waren.
    Nach einer Weile ging die Tür wieder auf, und Kalim Sarhadi kam heraus.
    »Hallo, Mr. Pascoe«, sagte er.
    »Beim Dorffest haben Sie mich Peter genannt«, erwiderte Pascoe lächelnd.
    »Dann ist es nicht offiziell?«
    »Na ja, so halb«, gestand Pascoe.
    »Aye, hab mir gleich gedacht, dass Sie nicht über meine Hochzeit reden wollen.«
    »Ich wollte nur Ihrem Freund keinen Anlass zur Sorge geben. Aber es ist nichts, was im offiziellen Sinn als offiziell bezeichnet werden könnte«, sagte Pascoe. »Können wir uns irgendwo unterhalten?«
    »Hier entlang«, sagte Sarhadi und führte ihn in ein kleines Büro. »Also, was wollen Sie?«
    Er gab sich höflich, aber reserviert.
    Pascoe, der wusste, wann er jemanden direkt angehen konnte und wann er Umwege einzulegen hatte, zog ein Foto von Youngman aus der Tasche und zeigte es Sarhadi.
    »Kennen Sie diesen Mann?«, fragte er.
    »Aye.«
    Pascoe spürte dieses freudige Kribbeln, das sich aus einer bewiesenen Hypothese ergab.
    »Und woher kennen Sie ihn?«, fragte er.
    »Ich habe nicht gesagt, ich würde ihn persönlich kennen.
    Aber das ist doch der Typ, der diese SAS-Romane schreibt, nicht wahr?«
    Das freudige Kribbeln verebbte.
    »Stimmt«, sagte Pascoe. »Sie sind ihm nie begegnet?«
    »Warum sollte ich? Ein paar von den Jungs wollten zu einer Lesung, die er in diesem Jahr in Leeds abgehalten hat.«
    Das musste die Tour gewesen sein, von der Ffion erzählt hatte.
    »Zum Demonstrieren?«, fragte er.
    »Na ja, jedenfalls wollten sie ihm nicht seine Bücher abkaufen. Haben Sie sich mal angesehen, was er schreibt? Ich habe nichts gegen einen guten Thriller, in dem der Superheld alle Bösen umbringt, aber in Youngmans Büchern sind alle die Bösen, die keine weiße Hautfarbe haben und seinen Ansichten nicht zustimmen. Nicht nur Saddam und seine Anhänger sind der Feind, sondern jeder Iraker, ausnahmslos jeder.
    Und so was schafft es auf die Bestsellerlisten. Viele unserer Jungs denken sich da natürlich, wenn das eure multikulturelle Gesellschaft ist, dann könnt ihr sie euch sonst wohin schieben.«
    »Also ziehen sie los und lassen sich zu Selbstmordattentätern ausbilden, weil jemand einen schlechten Thriller geschrieben hat?«
    »Der Gedankensprung ist von Ihnen«, sagte Sarhadi. »Ich spreche nicht davon, Menschen umzubringen, sondern nur von einer Demo. Es braucht ja nicht viel, damit manche meinen, sie hätten ein Recht dazu, das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen. Ich weiß es, ich kann es beweisen, ich bin dafür sogar verprügelt worden. Und diese Templer-Spinner bringen Leute um – was hat bei denen den Ausschlag gegeben? Nicht viel wahrscheinlich.«
    »Warum hat die Demo nicht stattgefunden?«, fragte Pascoe, der das Templer-Thema vermeiden wollte.
    »Wozu? Hätte nur zu Rabatz geführt, und die schlechte Publicity wäre an uns hängen geblieben.«
    Er hielt inne und musterte Pascoe scharf.
    »Dieser Autor, Youngman, Sie meinen doch nicht, dass er einer der Templer ist? Sind Sie deshalb hier?«
    Er war intelligent, dachte Pascoe. Intelligent genug, um ein Doppelspiel zu

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