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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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die Frage entschlüpfen wollte, ob jemand noch etwas wolle, denn in diesem Augenblick klingelte es an der Haustür.
    Pascoe wollte sich bereits erheben, doch sie sagte entschieden: »Nein, bleib sitzen und unterhalte dich ruhig weiter.
    Ich mach schon.«
    Sie ging ins Haus.
    Pascoe schenkte Wein nach.
    »Der ist gut«, sagte Kentmore. »Woher haben Sie ihn?«
    Der arme Kerl wiederholte sich. Pascoes schlechtes Gewissen wegen seines groben Benehmens milderte sich ein wenig. Gesellschaftlich war dieser Typ auf Autopilot, in Gedanken war er definitiv woanders. Aber wo?
    Keine voreiligen Schlüsse, warnte er sich. Lass dich von der Vernunft leiten.
    »Von Sainsbury’s, nehme ich an«, sagte er. »Na, wen haben wir denn da?«
    Jemand erschien in der Terrassentür. Edgar Wield. Seine Miene war wie immer unergründlich, aber etwas an seiner Haltung deutete darauf hin, dass er nicht erschienen war, um sie zu fragen, ob sie Lust auf Tennis hätten.
    Hinter ihm stand Ellie, leicht ratlos.
    »Peter, ich würde dich gern sprechen«, sagte Wield in rauhem, bestimmtem Tonfall.
    »Klar«, sagte Pascoe.
    Er stand auf und musste, als wäre es durch die Bewegung ausgelöst worden, gewaltig niesen.
    »Pardon«, sagte er und zog sein Taschentuch heraus. »Hoffentlich bekomme ich keine Sommergrippe. Wieldy, ein Glas Wein?«
    »Nein danke«, sagte der Sergeant.
    Er trat einen Schritt auf die Terrasse hinaus, den Blick auf Pascoe gerichtet.
    Seine Haltung, die steifen Schultern, die starren Arme, versetzten Ellie in Alarmbereitschaft.
    »Alles in Ordnung, Wieldy?«, fragte sie.
    Er reagierte nicht. Sein Blick blieb auf Pascoe fixiert.
    »Pete«, sagte er.
    Es klang wie die Einleitung zu einem Satz, aber es kam nichts mehr.
    »Um Gottes willen, Wieldy«, sagte Pascoe, »was ist los? Stimmt etwas nicht? O Scheiße. Es geht um Andy?«
    »Ja«, sagte Wield. »Es geht um Andy. Ich komme gerade aus dem Krankenhaus.«
    Das Reden fiel ihm schwer. Seine Stimme war heiser. Es war offensichtlich, dass er nicht damit herausrücken wollte.
    »Was? Spuck’s schon aus, Mensch. Geht es ihm schlechter?«
    »Schlechter, aye. Am allerschlechtesten.«
    Er drehte sich zu Ellie um, fast so, als wollte er sie nicht hierhaben. Dann kehrte sein Blick zu Pascoe zurück, und er holte tief Luft, als bräuchten die schweren Worte, die er zu sprechen hatte, einen Luftstrom, auf dem sie herausschweben konnten.
    »Pete, er ist tot«, sagte er mit brüchiger Stimme. »Es tut mir leid. Er ist tot. Dalziel ist tot. Andy Dalziel ist tot.«

2
    Feuerrad
    Manche Nachrichten sind so ungeheuerlich, dass Stille die einzig mögliche Antwort ist.
    Alles stand still, der Windhauch an der Tischdecke, die Bienen in den Rosen, die Vögel in der Magnolie, die Erde auf ihrer Achse, die Sterne auf ihrer Bahn.
    Dann, wie es immer sein wird, wie es immer sein muss, ging das Leben weiter.
    Ellie warf den Kopf zurück und stieß ein Schluchzen aus, das einem Schrei nahekam. Pascoe schüttelte den Kopf wie jemand, der verraten worden war, und rief: »Nein, Wieldy, nein!« Wield sah vom einen zur anderen und sagte: »Es tut mir leid, es tut mir leid.«
    Und vom Tisch ertönte ein Krachen, als Maurice Kentmore, den Kopf in den Händen, nach vorne sackte und die Weinflasche in die Sauciere von Ellies bestem Porzellanservice stieß.
    Und zu ihrer offenen Verwunderung fand sich Ellie, die sich voller Liebe und Besorgnis zu Pascoe begeben wollte, von den starken Armen des Sergeant umfangen und unausweichlich durch das Wohnzimmer und durch die Tür hinaus in den Flur gezogen.
    Schwer ließ sich Pascoe neben Kentmore nieder.
    Nach einer Weile hob der Mann den Kopf und richtete seinen gepeinigten Blick auf den Gastgeber.
    Keiner der beiden sagte etwas. Es war, als warteten sie auf ein Zeichen.
    Es kam in Form eines weiteren schrillen Schreis aus dem Haus.
    Dem unbefangenen Ohr klang er wie der vorherige, entsprungen in den Tiefen einer göttlichen Verzweiflung, Pascoe jedoch erkannte an dem langen, zitternden Tonfall das Tremolo einer alles anderen als göttlichen Wut.
    Der Ton löste Kentmore die Zunge.
    »Ich habe gebetet, dass es nicht geschehen möge … Ich habe wirklich gebetet … nicht für mich, hoffe ich zumindest … sondern für ihn, nicht für mich …«
    Dann hielt er inne, richtete den Blick auf Pascoe, und nach einer Weile nickte er, als hätte er soeben eine Frage beantwortet.
    »Sie wissen es, nicht wahr?«, sagte er.
    »Ja. Ich weiß es.«
    »Peter, es tut mir leid. Es war so nicht

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