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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Yorkshire-Bewohners, der sich das Verkaufsgequassel angehört hat und einem nichts abkaufen will.
    Er zog ein großes graues Taschentuch heraus und wischte sorgfältig über die Kanten der Blätter. Dann, noch immer das Tuch in der Hand, reichte er sie ihm zurück.
    »Bericht? Welcher Bericht, Sir?«
    Pascoe wohnte lange genug in Yorkshire, um zu wissen, wann das Ende der Straße erreicht war.
    »Sie müssen mich falsch verstanden haben«, sagte er. »Wer hat hier einen Bericht erwähnt? Aber trotzdem danke für Ihre Hilfe.«
    »Verstehen Sie nicht«, antwortete Pollock, griff sich die Geschossanalyse und behandelte sie ebenfalls mit seinem Taschentuch. »Sie haben mich nichts gefragt, und ich habe Ihnen nichts erzählt. Und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie niemandem was anderes erzählen, Mr. Pascoe. Oder muss ich mich noch allgemein verständlicher ausdrücken? So, ich habe zu tun.«
    Er drehte sich um und ging.
    Er hatte recht, dachte sich Pascoe und fühlte sich zurechtgestutzt. Man sollte niemanden in sein eigenes Schlamassel mit hineinziehen, solange der andere nicht wusste, worauf er sich einließ. Was allerdings, da er doch selbst kaum wusste, in was er da hineingeraten sein könnte, schwer zu erklären war.
    Das war der Zeitpunkt, an dem er im Central Hospital angerufen und angefragt hatte, ob Mary Goodrich da sei. Bei der Ankunft am Krankenhaus stellte er seinen Wagen auf dem Parkplatz ab, der für den Oberarzt der Gynäkologie reserviert war, welcher, wie er wusste, sich um diese Zeit am Freitag am oder in der Nähe des neunten Lochs aufhielt. Er fand Goodrich in ihrem Büro vor und wurde mit einem warmen Lächeln begrüßt, die Reaktion der meisten jungen Frauen auf Pascoe, wenn er seinen natürlichen Kleinjungen-Charme spielen ließ. Doch sobald er Wields Besuch erwähnte, wurde ihr Gesicht zu einer leeren Maske. »Wield?«, sagte sie. »Ach ja, der Hässliche. Ja, der war da, aber es war alles so hektisch … hatte viel zu tun, was noch immer der Fall ist, also, wenn es nicht furchtbar dringend ist …«
    Sie versuchte ihn hinauszukomplimentieren. Vor nicht allzu langer Zeit hätte das geklappt, jetzt allerdings erreichte sie damit nur, dass er sich zur Mid-Yorkshire-Version des Unglaublichen Hulk aufblähte.
    Er stand vor ihr, festgepflanzt wie ein ausgewachsener Baum, und sagte mit dunkler Stimme: »Gut, Liebes, Sie haben also zu viel zu tun, um mit der Polizei über die Leichen in der Mill Street zu reden? In diesem Fall wird der Umgang mit den Herrschaften von der Presse ein Kinderspiel sein, wenn sie sich auf die Suche nach dem Pressesprecher des Krankenhauses machen, der die Quelle für die in Kürze ihnen vorliegenden Informationen ist.«
    »Soll das eine Drohung sein?«, fragte sie verwundert.
    Pascoe hielt seinen Zeigefinger hoch.
    »Ist das ein Finger?«, erwiderte er.
    Es war ihr anzusehen, dass sie sich von seiner Art hatte aus der Bahn werfen lassen und dass sie das alles nicht mit dem sanften, liebenswürdigen Pascoe in Übereinstimmung bringen konnte, den sie bislang gekannt hatte.
    »Und welche Informationen sollen das sein?«
    »Informationen über den Inhalt der Mundhöhle und über die Lage der Gliedmaßen«, sagte er.
    Damit hatte er ihr Interesse.
    »Wenn Sie schon so viel wissen, warum müssen Sie da überhaupt noch zu mir kommen und mich einschüchtern?«
    Durchaus empfänglich für ihren gerechtfertigten Vorwurf, sagte er: »Hören Sie, es tut mir leid, aber ich habe nur die große Zusammenfassung. Was ich brauche, sind die Details. Okay, ich bin davon überzeugt, dass man Ihnen geraten hat, die Sache mit niemandem zu besprechen, aber das trifft doch kaum auf mich zu, oder?«
    Er sah sofort, dass er einen Fehler begangen hatte.
    Wenn die CAT-Leute sie gewarnt hatten, dann hatten sie sich wahrscheinlich sehr präzise geäußert. Mit niemandem darüber reden, und niemand beinhaltete jeden im Mid-Yorkshire-CID. Die Folgen irgendwelcher Zuwiderhandlungen würden ihr deutlich vor Augen geführt worden sein.
    Sie war jung, ihre Karriere stand erst am Anfang. Wenn sie hier nicht spurte, würde ihr der gesamte faszinierende Bereich der vom Innenministerium finanzierten forensischen Pathologie verschlossen sein. Im besten Fall erlaubte man ihr dann vielleicht noch, Gutachten über die Leichname aus der Geriatrie zu verfassen und den Nachweis zu erbringen, dass sie ohne fremde Hilfe die Schwelle des Todes überschritten hatten.
    Sie glaubte den Drohungen der CAT. Durch sein Einknicken

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