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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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überlastete – nicht fehlen, dessen Aufgabe es ist, Männer vor den Sünden der Unterlassung zu bewahren, welche darin bestehen, dass sie Geburtstage und andere bedeutsame Ereignisse im Leben ihrer Geliebten vergessen. Sein Eingreifen kann sich in mannigfaltigen Formen manifestieren, von effizienten Sekretärinnen bis hin zur Gedächtnishilfe, die die misstrauische Ehefrau an die Vorderseite seiner Unterhose heftet.
    In Pascoes Fall nahm es die Form von Tig an, der auf den Sofaarm sprang und seinem müßigen Herrn die Augen wach leckte.
    Pascoe wachte mit einem Ruck auf. Er brauchte eine Weile, bis ihm die Dummheit bewusst wurde, vor der Tig ihn gerettet hatte. Zur Belohnung öffnete er die Terrassentür und ließ den Hund nach draußen, dann schaltete er den Fernseher an. Es war knapp. Der Vorspann zu Fidlers Dreier näherte sich bereits dem Ende, und dann kam auch schon der junge, tolle Joe Fidler höchstpersönlich auf die Bühne, wie immer makellos in einem Designer-Sporthemd und einer im Schritt eng sitzenden Hose gekleidet.
    »Hey!«, schrie er, sein Mund verzog sich und zeigte Zähne, die ein Licht ausstrahlten, wie es zu Wasser oder Land nie gesehen worden war. »Zu meinen Gästen heute Abendgehören ein Bursche hier aus der Gegend, Maurice Kentmore …«
    Der Bildschirm füllte sich mit dem Gesicht eines Mannes Ende dreißig mit zerzaustem braunem Haar, offenen blauen Augen und einem energischen Kinn, der eher nervös in die Kamera lächelte.
    »… seine Familie betreibt seit mindestens fünf Generationen das landwirtschaftliche Gut Haresyke Hall im lieblichen Hügelland bei Harrogate.«
    Das lag kaum in der Gegend um Middlesbrough, dachte sich Pascoe. Aber für die Medientypen aus dem Süden war Yorkshire wahrscheinlich genau wie Watford, nur dass es weniger Take-aways gab.
    »Damit sind Sie also so was wie ein Landjunker, stimmt das, Maurice?«, fuhr Fidler fort.
    »Ach, so würde ich das nicht sagen.«
    »Aber Sie sind doch der Gastgeber für das örtliche Dorffest, oder? Ich weiß das nämlich, weil Sie mich beim Essen gebeten haben, dafür Werbung zu machen. Also, jeder, der mal wieder mit Großmuttern und den Kindern einen hübschen Tag im Freien verbringen möchte, muss nicht weiter fahren als zur Haresyke Hall bei Harrogate, wo morgen, Samstag, das Dorffest stattfindet. Die fünf Pfund können Sie mir nachher rüberschieben.«
    Spaßige Miene, Pause fürs Gelächter. Wenn man über Fidlers Witze nicht lachte, wurden einem wahrscheinlich Parkkrallen ans Auto gelegt, dachte Pascoe.
    »Maurice rühmt sich vieler Talente«, fuhr Fidler fort. »Er ist kühner Bergsteiger, erfahrener Reiter, auch eine mächtige und einflussreiche Stimme in der National Farmers’ Union und der Countryside Alliance. Und er zögert nicht, seine Prinzipien in die Tat umzusetzen. Als 2001 die Maul- und Klauenseuche ausbrach, weigerte er sich, seine Tiere, eine seltene Schweinerasse, schlachten zu lassen, nachdem sein Land innerhalb des behördlich festgelegten Infektionsherds lag. Die Berechnungen der Behörden erwiesen sich zwar als falsch, aber das hinderte sie nicht, Maurice wegen Widerstand und Androhung von Waffengewalt anzuzeigen. Vor Gericht wurde er dann mit Pauken und Trompeten freigesprochen. Wenn er schon so weit geht, um seine Schweine zu schützen, dann würde ich es mir gut überlegen, mich mit seinen Freunden und seiner Familie anzulegen.«
    Eine weitere spaßige Grimasse, eine weitere Pause fürs Gelächter.
    »Neben ihm«, setzte Fidler wieder ein, »haben wir einen weiteren Mann, der sich gegen vielfältige Widerstände durchgesetzt hat, Kalim Sarhadi aus Bradford.«
    Der Name klang in Pascoes Ohren wie eine Alarmglocke.
    Sarhadi war Ende zwanzig, schlank, dunkel, attraktiv. Er grinste breit in die Kamera und fläzte entspannt in seinem Drehsessel. (Fidler mochte Drehsessel, weil sie seinen Gästen angeblich erlaubten, wirklich in die Konfrontation zu gehen.)
    »Vor achtzehn Monaten«, fuhr der Moderator fort, »war Kai in Pakistan. Er hat dort Verwandte besucht und wurde von der Sicherheitspolizei aufgegriffen. Nach einer Woche Isolationshaft und Folter wurde er erst von drei Amerikanern befragt, dann von zwei Engländern. Keiner von ihnen gab sich ihm gegenüber zu erkennen, aber alle behaupteten, er sei ein Terrorist. Glücklicherweise wurde durch eine gewaltige, vom Herausgeber der Bradford News inszenierte Medienkampagne unserem geliebten Staatschef so viel Feuer unterm Hintern gemacht, dass die

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