Der Tod und der Dicke
geschafft, ihn von der Gefahr fortzutragen und in einem duftenden Bett mit der lieblichsten Frau auf Erden abzulegen. Andererseits nahm Hector gern vorlieb mit einem Krankenhauszimmer und einem Haufen mitfühlenden Schwestern.
Bei seiner Ankunft im Krankenhaus wurde er auf die Intensivstation gebracht, und als er erwachte, stellte er fest, dass aus ihm ein buntes Sammelsurium von Röhren und Schläuchen spross. Nachdem seine ersten Worte die Bitte nach einem Frühstück beinhalteten, fürchteten die Ärzte neben den bereits diagnostizierten Quetschungen und Knochenbrüchen ein ernsthaftes Schädeltrauma, doch als die Kollegen, die zu Besuch kamen, seinen Normalzustand bestätigten, wurde er von der Intensivstation auf eine kleine Nebenstation verlegt, und man verpasste ihm eine Beruhigungsspritze.
Daraufhin schlief er einige Stunden lang den Schlaf der Betäubten.
Der Umstand, dass er, als er die Augen aufschlug, Dalziel unter der Decke schweben sah, hätte jedem anderen einen Schock versetzt, Hector dagegen war nur milde überrascht. Dieses Akzeptieren jedwelcher Ereignisse, ohne die Neigung zu verspüren, sowohl das Geschehene als auch seine Reaktion darauf zu analysieren, war ein grundlegendes Element des Überlebenstalents, das er als einzige Gabe von seiner Schutzgöttin erhalten hatte. Es bedeutete, dass der heranwachsende Hector sich während seines taumelnden Fortschritts von einem Desaster zum nächsten niemals von dem damit einhergehenden Schaden allzu sehr in Anspruch hatte nehmen lassen, indem er sich näher damit befasst hätte. Hätte Hector seine Vision analysiert (was er natürlich nicht tat), hätte er vielleicht sagen können, dass er den Dicken nicht eigentlich über sich hatte schweben sehen, sondern eher gefühlt habe, dieses Phänomen wirklich gesehen zu haben. Auch wenn er nicht geschockt war, so reichte die Überraschung doch aus, ganz aus der Bewusstlosigkeit aufzuwachen, und nach einigen Augenblicken, in denen er nach der Schwesternklingel gesucht und sie schließlich auch gefunden hatte, zitierte er eine Schwester herbei, der gegenüber er seine frühere Forderung nach fester Nahrung wiederholte.
Ein Arzt wurde konsultiert. Falls Hector irgendwelche schwerwiegenden inneren Verletzungen erlitten habe, so die Annahme des Doktors, sei die Verabreichung einer Krankenhaus-Fleischpastete als Diagnosemittel ebenso nutzbringend wie jedes andere, worauf er grünes Licht gab. Als Hector überlebte und nach einer zweiten verlangte, wurde er noch weiter auf der kritischen Liste herabgestuft.
Gesättigt legte er sich auf sein Bett zurück, und das war der Moment, als Troja ins Spiel kam. Sein Geist, in Augenblicken der Ruhe gewöhnlich eine komfortable leere Fläche, verwandelte sich in einen Bildschirm, auf dem seltsame Bilder abliefen.
Er sah eine Gestalt, in der er sich selbst erkannte, aus einem Wäldchen hervortreten. Am Rand einer weißen Ebene, die sich ins Unendliche erstreckte, blieb sie stehen. Etwa zwanzig Meter vor ihm stand ein Streitwagen, genau wie die Streitwagen, die in Troja benutzt wurden, seinem Lieblingsvideo, das er erst einige Nächte zuvor zum wiederholten Mal gesehen hatte. Der einzige Unterschied lag darin, dass er nicht von einem Pferd gezogen wurde, sondern von einer Art Katze in der Größe eines Pferdes.
Der Streitwagenlenker hob das Visier seines Helms, und Hector war ein wenig enttäuscht, als es nicht Brad Pitt war. Aber wer immer es sein mochte, er lächelte ihm zu und bedeutete ihm mit seinem Panzerhandschuh, doch weiterzugehen.
Hector nickte und machte einen Schritt nach vorn.
Und das war es. Kein fühlbarer Aufprall, er flog durch die Luft, knallte auf den Boden. Er öffnete die Augen und fand sich in einem Bett wieder, und dann Filmriss.
Aber es war nicht schwer, die Szene erneut abspielen zu lassen. Er musste dazu nur die Augen schließen. Er tat dies zwei oder drei Mal, in der Hoffnung, der Film würde weitergehen, bis er durch plötzliche Aktivitäten im Zimmer davon abgelenkt wurde.
Eine Schwester erklärte, man würde, da es ihm um so vieles besser gehe und sie an Raumnot litten, einen weiteren Patienten zu ihm ins Zimmer legen. Er stellte sich als ein Mann Mitte bis Ende fünfzig heraus ohne äußere Anzeichen, die auf seinen Zustand hindeuteten. Er brachte seinem Zimmergefährten keinerlei Interesse entgegen und beaufsichtigte herrisch das Aufstellen eines kleinen Fernsehapparats am Bett. Hector konnte den Bildschirm nur in der Schräge sehen,
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