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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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eine Wand gekettet und hätte eine Kapuze überm Kopf.«
    Kentmore wirkte verlegen, aber Fidler eilte ihm zu Hilfe.
    »Für den Fall, dass man Ihre Geschichte noch nicht kennt, Kai, könnten Sie uns kurz erzählen, was Ihnen widerfahren ist?«
    Pascoe kannte die Geschichte bereits, dennoch bereitete es ihm einiges Magengrimmen, als er sie jetzt erneut hörte. Sarhadi war in Lahore eine Straße entlanggegangen, als er ein bekanntes Gesicht entdeckte. Es gehörte einem jungen Mann namens Hasan Raza, mit dem er zur Schule gegangen war.
    »Wir waren nicht befreundet oder so, aber wir setzten uns in ein Café und unterhielten uns. Er war ganz versessen darauf, Neuigkeiten von zu Hause zu hören. Als ich ihn fragte, was er in Lahore so macht, ging er darauf nicht ein. Dann fuhr draußen ein Wagen vor, zwei große Typen stiegen aus, und ehe wir uns versahen, saßen wir auch schon auf dem Rücksitz und wurden wegkutschiert.«
    Mittlerweile schien klar zu sein, was sich abgespielt hatte. Raza, der unter Terrorismusverdacht stand, wurde bereits seit längerer Zeit von den Behörden observiert. Als man ihn im Gespräch mit einem vermeintlich neuen Kontakt aus Großbritannien sah, griff die Sicherheitspolizei zu. Nachdem ihre ziemlich primitiven Verhörmethoden keinerlei Ergebnis zeitigten, informierten sie ihre amerikanischen Kollegen, die zumindest nicht handgreiflich wurden. Dann kamen die Briten.
    »Weil die Yanks Ihnen vielleicht allmählich glaubten?«, fragte Fidler.
    »Nein, ich glaube, weil sie kein Wort von mir verstanden«, antwortete Sarhadi im breitesten Bradford-Idiom.
    Das wurde mit lautem Gelächter quittiert, nachdem er seine Geschichte beendet und noch einmal seiner Überzeugung Ausdruck verliehen hatte, es sei der öffentliche Druck zu Hause gewesen, der seine Freilassung bewirkt habe.
    »Kai, inwieweit hat Ihrer Meinung nach die Tatsache, dass Ihre Mutter Engländerin ist, eine Rolle gespielt, um öffentliche Unterstützung für die Kampagne zu erhalten?«, fragte Fidler.
    Sarhadi sah ihn lange und kühl an.
    »Mein Dad ist auch Engländer. Unten im Süden mag das vielleicht anders sein, aber hier oben gehört man dazu, wenn man in England geboren ist und in England arbeitet und in England seine Steuern zahlt.«
    Großer Jubel.
    Fidler grinste. »Huch. Tut mir leid, Kai. Habe glatt vergessen, dass Sie ein echter Yorkshireman sind. Nun, in diesem Sinne also, hat die Tatsache, dass Ihre Mutter weiß ist, Einfluss gehabt auf das Ausmaß der Unterstützung durch die Öffentlichkeit?«
    »Keine Ahnung«, sagte Sarhadi. »Ich war an eine Kellerwand gekettet, schon vergessen?«
    »Natürlich. Wie schrecklich. Sir, Sie haben eine Frage?«
    Ein dicker Mann in der hinteren Reihe erhob sich und sagte:
    »Es tut mir leid, was Ihnen zugestoßen ist, aber wenn man sich das so ansieht, ihr tut euch doch selbst keinen Gefallen, oder? Man muss sich ja nur die ganzen Unruhen ansehen, die Zeitungen sind voll davon …«
    »Einen Moment«, unterbrach Fidler. »Ich vermute, Sie meinen die Demonstrationen.«
    »Das können Sie nennen, wie Sie wollen, für mich sind das verdammt noch mal Unruhen. Und was ist mit diesem Raza, Ihrem Kumpel, der ist doch Terrorist, oder? Dann können Sie doch den Bullen nicht die Schuld dafür hinschieben, dass sie zu den falschen Schlussfolgerungen kommen, wenn Sie beide so einträchtig zusammenhocken, oder?«
    »Wenn man Ihnen derart in die Eier tritt, dass Sie vierzehn Tage lang in einen rostigen Kübel Blut pissen, dann wollen Sie vielleicht auch, dass irgendein Typ dafür zur Verantwortung gezogen wird!«, erklärte Sarhadi. »Genau wie die Typen auf den Demos, die wollen auch wissen, wer verantwortlich dafür ist, dass in Manchester zwei unschuldige Muslime ermordet wurden. Und was Raz angeht, solange er keinen fairen Prozess hat, ist er einfach nur ein gewöhnlicher britischer Staatsbürger wie Sie und ich, und unsere Regierung sollte ihn schützen und sich nicht bei diesem durchgeknallten Dreckskerl George Bush und seinen Kumpeln entschuldigen.«
    »Starker Tobak«, sagte Fidler. »Inwieweit wurden Sie durch Ihre Erfahrungen radikalisiert?«
    »Wenn Sie damit meinen, ich wäre dadurch ein Extremist geworden, dann liegen Sie völlig falsch«, sagte Sarhadi.
    »Aber ich habe gelernt, dass es eben nicht reicht, sich aus allem rauszuhalten und sich nur um den eigenen Kram zu kümmern. Ich habe angefangen, darüber nachzudenken, was es wirklich heißt, Muslim zu sein.«
    »Ja, und soweit ich

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