Der Tod und der Dicke
zunächst, weil er sich geweigert hatte, sein Schwulsein zum Thema der Beförderung zu machen, und später dann, nachdem er sich mit Edwin Digweed liiert hatte, weil er keinerlei Schritte unternehmen wollte, die sein häusliches Glück stören könnten.
In einer vorurteilsfreien Gesellschaft, dachte sich Pascoe, wäre er längst Polizeichef.
Er wiederholte ihm Ellies Bericht von den Ereignissen.
»Weiß Gott, was diese Frau angetrieben hat«, schloss er.
»Gott sei Dank schien sie nur eine Luftpistole gehabt zu haben.«
»Ich hab einen Kumpel bei der Polizei in Middlesbrough«, sagte Wield. »Werde ihn mal anrufen, wenn sich die Dinge etwas geklärt haben. Und was Gasdruckpistolen angeht, unterschätz diese Dinger nicht. Auf kurze Entfernung kann man dir damit eine Schrotkugel durchs Auge mitten ins Gehirn treiben. Überhaupt können sie zu ernsthaften Verletzungen führen, wenn weiches Gewebe getroffen wird.«
»Ich weiß«, sagte Pascoe. »Aber vermutlich hätte sich Ellie auch auf die Frau gestürzt, wenn sie eine Kalaschnikow in Händen gehalten hätte. Glücklicherweise schien dieser Kentmore auf Zack gewesen zu sein. Ich schulde ihm wohl einen Drink … Wieldy, tut mir leid, ich muss Schluss machen. Das Telefon klingelt.«
Es war Jane Pulman.
»Peter, war Ellie heute Abend im Fernsehen?«
»Ja, aber es geht ihr gut …« Dann, plötzlich, erschreckt:
»Warum fragst du? Es geht um Rosie, nicht wahr?«
Er hatte richtig geraten. Das Schlafzimmer der vier Mädchen war mit einem Fernseher ausgestattet. Sie hatten sich ein Video ansehen dürfen. Jane hatte dann sogar nachgeschaut und sich vergewissert, dass er aus war und die Mädchen im Bett lagen.
»Aber du weißt ja, wie sie sind«, sagte sie. »Sie müssen ihn wieder eingeschaltet und dabei Ellie entdeckt haben, und dann ist wohl irgendwas passiert, irgendwas mit einer Waffe, oder?«
Die Mädchen hatten sich einzureden versucht, es gehöre genau wie die Pingpongbälle zur Sendung, aber Rosie war so durcheinander, dass Mandy, Janes Tochter, schließlich beschloss, alles zuzugeben und bei den Erwachsenen nachzufragen.
»Gib sie mir«, sagte Pascoe. »Nein, besser noch, ich ruf Ellie an und sag ihr, sie soll mit ihr reden.«
Er legte auf und wählte Ellies Handynummer.
»Hallo, Pete«, sagte sie und klang völlig außer Atem. »Hier herrscht das völlige Chaos. Alles wimmelt von Polizisten und Reportern. Ich wünschte, ich hätte dich dazu überredet, mitzukommen. Maurices Schwägerin ist hier und Kais Verlobte Jamila. Ein nettes Mädchen, du hast sie wahrscheinlich in der Glotze gesehen. Wir sind alle in einen Nebenraum gestopft worden, hier müssen wir warten, bis wir unsere Aussage abgegeben haben. Glücklicherweise ist es der gleiche Raum, in dem vor der Sendung Erfrischungen serviert worden sind, es gibt also Alkohol und Snacks in Hülle und Fülle. Weiß Gott, wann ich hier wegkomme …«
Er unterbrach sie und erklärte, warum er angerufen hatte.
»Ich melde mich lieber gleich bei Jane, bevor mein Akku leer ist«, sagte sie. »Wir sehen uns dann, ich weiß nicht, wie spät es wird, aber du musst dir keine Sorgen machen, ich bin in guten Händen. Bye.«
Er schaltete den Fernseher wieder an, wollte die Nachrichten sehen und war völlig verwirrt, als er feststellte, dass der Vorfall bei Fidlers Dreier hinter der Leiche im Speichersee und einem Flugzeugabsturz in Kanada nur an dritter Stelle rangierte. Aber es dauerte nicht lange, bis die Einzelheiten der Speichersee-Story seine Aufmerksamkeit auf sich zogen.
Obwohl die offizielle Bestätigung noch ausstand, waren Beobachter davon überzeugt, dass es sich bei dem Toten um Michael Carradice alias Abbas Asir handelte, der nur wenige Stunden zuvor von der Anklage des Terrorismus freigesprochen worden war. Und laut einem Informanten bei der Polizei wurde nun vermutet, er sei an einer Rizinvergiftung gestorben.
»Scheiße!«, sagte Pascoe.
Ein tragischer Fall. Der vielleicht für Probleme sorgen konnte. Nach Carradices Freispruch hatte er gehofft, Ellies verwandtschaftliche Beziehung würde kein weiteres Aufsehen erregen. Jetzt aber würden sich die Journalisten wie die Geier darauf stürzen, vor allem, wenn es sich als ein Templer-Mord herausstellen sollte.
Er konzentrierte sich wieder auf die Nachrichten, die mittlerweile beim kanadischen Flugzeugunglück und der unvermeidlichen Schlussfolgerung angekommen waren, es könnte sich vielleicht um einen terroristischen Anschlag handeln. Das schien
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