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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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würden.«
    »Warum nicht?«, sagte Komorowski. »Wie geht es übrigens Ihrer Frau?«
    »Sie haben die Sendung gesehen?«, fragte Pascoe überrascht.
    »Nein. Nicht mein Ding. Aber davon gehört.«
    Natürlich, dachte sich Pascoe.
    »Gut. Aber dann kam auch noch diese Carradice-Sache dazu … Hören Sie, ich weiß, es geht hier um Persönliches, aber ich würde es sehr zu schätzen wissen, wenn Sie mir was darüber erzählen könnten.«
    »Kein Problem«, sagte Komorowski. »Da sein Freispruch mehr oder weniger abzusehen war, trafen wir natürlich entsprechende Maßnahmen, um ihn zu beschatten. Wir hatten Männer vor Ort. Und zusätzlich eine Wanze, die im Absatz seines Schuhs steckte. Während der Freilassungsformalitäten trat sein Anwalt vor die Presse und erklärte, sein Klient würde in Kürze erscheinen, um Fragen zu beantworten.
    Natürlich tauchte er nicht auf. Aufgrund der Wanze wussten wir, dass er noch im Gebäude steckte. Als wir nachsahen, entdeckten wir die Schuhe oben auf einem Wasserkasten in einer Toilette. Wir gingen davon aus, dass dies alles ein abgekartetes Spiel sei, damit er sich über einen der anderen Ausgänge aus dem Staub machen konnte. Sein Anwalt bestritt das, aber wir waren davon erst überzeugt, als wir von einer Leiche erfuhren, die in einem Schlauchboot auf dem Nottinghamshire-Speichersee trieb. Todesursache: Vergiftung. Aber nicht mit Rizin, wie alle sagen – das hätte sehr viel länger gedauert. Eine letale Dosis Diamorphin. Das geht schneller. Und sanfter, obwohl ich bezweifle, dass das in ihren Überlegungen eine Rolle gespielt hat.«
    »Scheiße. Dann gibt es also eine Nachricht von den Templern?«
    »O ja«, sagte Komorowski. »Wurde an alle großen Fernsehsender und die meisten überregionalen Zeitungen verschickt.
    Wie zuvor auch. Wenn das Gesetz versagt, werden wir für Gerechtigkeit sorgen, so in der Art. Ich fürchte, das wird bei vielen auf fruchtbaren Boden fallen.«
    »Jedenfalls bei vielen Voice-Lesern«, sagte Pascoe.
    »Voice-Leser? Ist das nicht ein Oxymoron?«
    Pascoe sah das feinsinnige Lächeln auf den Lippen des Mannes regelrecht vor sich.
    »Vielen Dank, dass Sie so offen waren«, sagte er. »Ist ja nicht so, dass zwischen meiner Frau und Carradice jemals eine enge Verbindung bestanden hätte, Sie verstehen …«
    »Natürlich«, sagte Komorowski. »Ich bin froh, dass Sie sich zu dem Anruf durchringen konnten. Sonst hätte ich nämlich Sie angerufen.«
    »Ja?«, kam es von Pascoe überrascht. »Nun ja, dann danke ich Ihnen noch mehr.«
    »Ich muss gestehen, meine Motive waren etwas zwiespältiger Natur«, sagte Komorowski. »Die Sorge um die Gefühle Ihrer Frau trat ein wenig hinter eine eher berufliche Sorge zurück. Die entfernte Beziehung zwischen Mrs. Pascoe und dem Toten ist natürlich für jeden vernünftigen Menschen von keinerlei Bedeutung, die Boulevardpresse allerdings würde sich nur allzu freudig darauf stürzen. Schlagzeilen wie Plattgebombter Bobby: Ich heiratete die Tante eines Terroristen werden natürlich die Regierung nicht zu Fall bringen, wären aber doch peinlich. Und wenn es um eine gute Story geht, kennen diese Leute keinerlei Skrupel. Niemand ist sicher, Ihre Kollegen nicht, nicht Ihre Freunde, die Familie – vor allem Kinder sind gefährdet.«
    »Ja, gut, das weiß ich alles, aber es gibt doch keinen Grund, warum es an die Öffentlichkeit kommen sollte. Oder?«
    »Wir leben in einem Zeitalter undichter Stellen«, sagte Komorowski düster. »Selbst die Geheimnisse, die wir mit ins Grab nehmen, sind nicht mehr sicher vor diesen Biographen und Nachrufschreibern, die auch noch das letzte irgendwie Verwertbare zusammenklauben. Und was die Gründe dafür anbelangt – die Bosheit hat ihre eigenen Gründe, deren der Verstand nicht gewahr ist. Aber wahrscheinlich sehe ich alles zu schwarz. Wenn Sie und Mrs. Pascoe für eine Weile den Kopf einziehen, bin ich mir sicher, wird die Carradice-Geschichte den Weg allen Geschreibsels gehen.«
    Werde ich hier gewarnt oder bedroht?, fragte sich Pascoe.
    »War Carradice wirklich schuldig?«, sagte er dann.
    »Wenn es Ihnen ein Trost ist, ja, er war schuldig. Es steht außer Zweifel, außer denen, die die Verteidiger wie zarte Orchideen in den Treibhäusern unserer Gerichte kultivieren. Werden Sie am Montag zu uns zurückkommen?«
    »Superintendent Glenister wird mich morgen anrufen«, sagte Pascoe.
    »Verstehe. Wie auch immer, ich bin mir sicher, wir werden uns wiedersehen. Zögern Sie nicht, mich

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