Der Tod und der Dicke
Beziehung, oder?«
»Du findest es seltsam, wenn sich ein netter Typ um die Witwe seines toten Bruders kümmert?«
»Ich finde es seltsam, wenn es nach ein paar Jahren immer noch so ist. Aber du hast recht, er ist ganz nett. Für einen den Tory nahestehenden Landjunker und Großgrundbesitzer, der die Bauern unterjocht. Wäre vielleicht ganz witzig, mal hinzufahren und ihn sich in seinem natürlichen Habitat anzusehen – was meinst du? Und die schlanke und durstige Kilda natürlich auch.«
»Kilda«, sagte Pascoe. »Interessanter Name. Irgendwo klingelt’s da bei mir.«
»Sie ist oder war Modefotografin. Ist, soweit ich weiß, nach dem Tod ihres Mannes ausgestiegen. Aber vielleicht erinnerst du dich an ihren Namen, weil du dich vor ein paar Jahren an den Reizwäsche-Anzeigen in den Hochglanzmagazinen geweidet hast.«
»Könnte sein. Aber gibt es nicht einen Heiligen namens Kilda?«
»Falsch«, sagte Ellie, zu deren weniger attraktiven Eigenschaften es gehörte, Schnipsel esoterischen Wissens mit der Vorliebe zu verbinden, immer recht zu behalten. »Es stimmt wohl, Saint Kilda heißt eine öde, windumtoste Insel der Äußeren Hebriden, von der alles Leben geflohen ist. Einen Heiligen dieses Namens aber hat es nie gegeben. Also eine Art Pseudo-Heiliger. Passt wohl in so jeder Hinsicht, soweit ich es beurteilen kann.«
Frauen sollten sich vor Frauen hüten, dachte Pascoe. Zeit, zum nächsten Thema voranzuschreiten. Aber subtil
»Apropos schlanke Frauen«, sagte er, »wie ist es eigentlich zwischen dir und F-Fiona ausgegangen? Hast du ihr die Augen ausgekratzt?«
»Mach dich nicht lächerlich. Ich habe ihr einen Deal angeboten. Entweder ich erwürge sie an Ort und Stelle, oder mein nächstes Buch bekommt die größte Vorab-Publicity seit Harry Potter.«
»Ich nehme an, sie atmet noch? Du schlägst dich ziemlich gut im Medienbusiness, Liebes. Du hast genau den verqueren Verstand, den man dafür braucht.«
»Meinst du? Also, was sagt dein netter geradliniger Verstand dazu, wenn wir diese Flasche Scotch mit nach oben nehmen und sie im Bett leeren?«
Pascoe erhob sich. »Ich spüre so was Flatterhaftes in mir.«
7
In the Mood
Am Samstagmorgen strapazierten zwei Schwestern über Gebühr ihren Rücken, als sie Dalziel wuschen und neu betteten.
»Wenn das so weitergeht, werden sie für mich bald auch ein Bett auftreiben müssen«, beschwerte sich eine von ihnen, eine kleine Blondine mit dem Gesicht und der Figur eines wohlgenährten Engels. »Wie lang dauert es noch, bis sie den Kerl abschalten?«
Ihre Freundin, gewohnt, Abstecher ins Makabre zu unternehmen, um den alltäglichen Schrecknissen ihrer Arbeit zu entfliehen, erwiderte: »Vielleicht heben sie ihn auf, bis sie einen haben, der ein großes Herz braucht. Bei seinem Gewicht muss er eine riesige Pumpe haben.«
»Nicht nur eine riesige Pumpe«, sagte die erste Schwester und ließ den Blick über seinen Körper schweifen. »Ob ich den meinem Steve antransplantieren lassen könnte? Aber mit seinen schwachen Knien klappt er dann wahrscheinlich jedes Mal um, wenn er aufstehen will!«
Dalziel hätte wohl aus Herzenslust gelacht, wenn er es gehört hätte. Leider hat er heute keine außerkörperliche Erfahrung. Tatsächlich ist er sehr in seinem Körper, das Bewusstsein ist reduziert auf einen nadelstichdünnen fahlen Lichtstrahl, der in eine schwarze Schachtel am Grund des tiefsten Schachts in einem aufgegebenen Bergwerk fällt. Es gibt nichts in diesem Bewusstsein, das Gedächtnis genannt werden könnte, noch nicht einmal in seiner allgemeinsten Form – Regen auf Gras, Licht über dem Land, Sonne über der See; keinerlei Empfindung für ein Anderswo, noch nicht einmal eine Empfindung für das Hier und Jetzt , nur eine hauchdünne Membran, die Nadelstich und Finsternis scheidet.
Und alles, was bleibt, ist die Entscheidung, wann der Druck der Finsternis die Membran zum Platzen bringen darf, um dann hinauszugehen, hinaus, jenseits aller Zweifel … Die blonde Schwester sagte: »Gut, der Dicke ist also fertig Nein, einen Moment. Wir sollten die Musik wieder anstellen, sonst sucht seine Freundin wieder jemanden, dem sie in den Arsch treten kann.«
Cap Marvells Minidisc-Player wurde häufig ausgestellt, manchmal weil Reinigungskräfte die Steckdose brauchten, manchmal weil ein Arzt keine Konkurrenz zum Wohlklang seiner eigenen Stimme wollte, manchmal weil einem Krankenhausangestellten Swinging with the Big Bands selbst pianissimo auf die Nerven ging, vor
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