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Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Titel: Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)
Autoren: Swantje Berndt
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sollte sie küssen. Tief und leidenschaftlich. Er drückte sie sanft zurück. Als sie lag, hielt er ihre Hände fest.
    „Leb wohl, süße Diebin. Und wenn du klug bist, gibst du das Geld bald aus. Sein Wert verfällt täglich mehr.“
    Ein flüchtiger Kuss auf ihre Nasenspitze und er schwang sich aus dem Fenster.
    Bevor sie ihre Beine überzeugt hatte, sich zu bewegen, war er schon verschwunden. Zittrig sammelte sie die Haarnadeln ein und schnappte sich die Tasche. Dieser Mistkerl. Sie biss sich auf die Lippen, die seine in schmerzlicher Weise ersehnten. Aus dem Treppenhaus kamen Stimmen. Es wurde Zeit, dass sie ging. Ihre Beine fühlten sich wackelig an, dabei hatte er sie nicht einmal richtig geküsst.
     
    *
     
    Lucy, die keine Skrupel kannte, Lucy, die jetzt wusste, wer er war, Lucy, die ganz oben auf seiner To-do-Liste stand. Vier Tage waren nichts. Hoffentlich schwelgte sie in dieser Zeit in allen Genüssen, die sie ersehnte. Von allen unwahrscheinlichen Situationen war die unwahrscheinlichste eingetreten. Daniel wäre fast das Herz stehen geblieben, als Lucy plötzlich in der Tür stand.
    Ihr Haar hatte sich zwischen seinen Fingern gut angefühlt. Alles an ihr würde sich zwischen seinen Fingern gut anfühlen. Er würde sich in ihr gut fühlen. Sein Körper reagierte auf diese verlockenden Aussichten. Er hatte es schon getan, als er sie geküsst hatte und er hatte sich zwingen müssen, sie ungeliebt auf dem Bett zurückzulassen. Aber sie vor ihrer letzten Nacht zu lieben, verstieß gegen seine Regeln. Er hatte sie einmal gebrochen und bitter dafür bezahlt. Niemals in den leuchtenden Blick schöner Augen verlieben, wenn sie dem Ziel gehörten. Das brachte nur Qual. Für ihn und die Frau gleichermaßen.
    Im Hauseingang mit vor Kälte hochgezogenen Schultern stand Susanna. Ihre blonden Haare, die sonst in alle Himmelsrichtungen abstanden, hingen ihr in nassen Strähnen i m Gesicht.
    „Wieso hast du abgeschlossen? Ich wäre beinahe erfroren.“
    „Weil ich weg war.“
    Susanna sah ihn an, als verstünde sie seine Worte nicht. „Du schließt nie den Aufzug ab. Was soll die Paranoia auf einmal?“
    Normalerweise stand auch kein Wiedergeborener unaufgefordert neben seinem Bett und nötigte ihn zu einem Mord.
    „Willst du einen heißen Tee?“ Daniel schob sie zur Seite, um aufschließen zu können.
    „Einen heißen Tee, eine neue Wohnung und ein bisschen Geld.“ Ihr süßer , aber mit Farbe vergewaltigter Mund spannte sich zu einem liebevollen Grinsen. „Mein Exfreund hat ein Problem mit George. Er duldet keine Ratten mehr in seiner Wohnung, seit seine bekloppte Schwester ihm gesagt hat, dass diese Tiere die Pest übertragen.“
    „Seine bekloppte Schwester hat recht. Ich bin viermal an der Pest gestorben. Solltest du vorhaben, deine Ratte bei mir zu parken, schmink es dir ab.“
    Während der Aufzug nach oben glitt, schmuste sich Susanna in seinen Arm. „Daniel, bitte, bitte, bitte. Es ist Winter, ich habe keine Bleibe, und bevor ich meine spießigen Eltern um Hilfe anflehe, schneide ich mir lieber die Zunge ab.“
    Unter ihrer durchweichten Jacke bewegte sich etwas und eine kleine pelzige Schnauze tastete sich aus dem Ausschnitt.
    „Susanna, wie lange kennen wir uns?“ Sie sollte begriffen haben, dass er immun gegenüber den Überredungskünsten eines Teenagers war.
    „Zwei Jahre, vier Monate, eine Woche und drei Tage. Willst du auch noch die Stunden, Minuten und Sekunden wissen?“
    „Hast du sie gezählt?“
    Für einen Moment huschte die Resignation über ihr Gesicht, die sie damals unter der Brücke vollkommen umfangen hatte.
    „Ich zähle jeden Atemzug, seit du mir gezeigt hast, dass das Leben schön zu Menschen wie mir sein kann.“
    Den Kopf voll Erinnerungen, die sie nicht hatte zuordnen können, war sie kurz davor gewesen, den Verstand zu verlieren. Daniel hatte ihr sofort angesehen, dass sie eine Wiedergeborene war. Zuerst hatte sie vor Erleichterung geweint, dann vor Verzweiflung gelacht, als ihr klar wurde, dass die schrecklichen Bilder in ihrem Kopf ihren eigenen Leben entsprangen.
    „Wusstest du, dass du der erste Mensch bist, der mich nie belogen hat?“ Ihre dünnen kalten Finger schlangen sich um seine. „Ich höre Lügnern ihre Lügen an. Dir konnte ich den Irrsinn nur glauben, weil deine Stimme nach Wahrheit klang.“
    Er betete, dass die Bruderschaft von Menschen wie Susanna nichts wusste. Mahawaj würde sie sofort an sich binden und ein weiteres Werkzeug aus ihr machen. Sie
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