Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)
Daniel mit gerunzelter Stirn an. „Wirklich nicht?“
„Wirklich nicht.“
„Wie viele Leben hast du auf dem Buckel?“
„Genug.“
„Und du hast nie gelernt, Auto zu fahren?“
„Das brauchte ich nie. Ich hatte Kutschen, Sänften oder Pferde.“ Nur Kamele hatte er strikt abgelehnt. Zwischen ihren Höckern war ihm schlecht geworden.
„Also gut. Du hast gewonnen. Ives wird für den Zeitraum dieses Auftrags dein Chauffeur.“ Er läutete nach dem Jungen, der erstaunlich schnell auftauchte. „Pack ein paar Sachen. Für die nächsten Tage arbeitest du für Meister Levant.“
Ives nickte unüberrascht, bevor er wieder verschwand. Der Kerl hatte gelauscht. Das würde er ihm austreiben müssen.
Um aufstehen zu können, musste sich Maurice auf dem Tisch abstützen. Er schwankte, als er zum Fenster ging und in den Himmel starrte. „Magst du London?“
„Magst du es?“
Maurice drehte sich zu ihm, lehnte sich an das Glas und sah ihn unverwandt an. „Ich wollte nicht in diese Stadt versetzt werden. Ich habe darum gebettelt, in Marseille bleiben zu dürfen , aber Mahawaj meinte, ich sei der richtige Mann für diesen Posten.“
„So. Meinte er das?“ Es wäre kein herber Verlust gewesen, wenn ein anderer Meister diese Niederlassung betreut hätte.
„Du hasst mich.“ Das schiefe Grinsen entstellte Maurice ’ Gesicht zu einer Fratze aus Hohn.
„Vom Grunde meines Herzens.“ Mit lächelnder Leichtigkeit hatte Maurice Ruth den Kopf vom Körper getrennt. Er war ein Vollstrecker ohne Mitgefühl. Was wimmerte er, dass Baraq ’ el seine Wünsche überhört hatte? Töten konnte er überall.
Mit vor Eifer roten Wangen kam Ives zurück. „Fertig. Können wir?“ Anscheinend konnte er es kaum abwarten, Maurice den Rücken zu kehren.
„Da. Nimm ihn dir.“ Maurice nickte zu dem Jungen, schenkte sich nach und trank das Glas in einem Zug leer. Calvados aus Wassergläsern zu trinken war eine Leistung.
„Wenn der Auftrag erledigt ist, bringe ich dir deinen Diener zurück.“
Maurice winkte ab. „Mach mit ihm, was du willst. Mir ist es gleich.“
Ives verdrehte hinter Maurice ’ Rücken die Augen, schulterte einen Rucksack und drückte sich an Keph vorbei nach draußen. Gerade wollte Daniel ihm folgen, als ihm Maurice den Weg vertrat.
„Du taugst nicht zum Meister.“
Wie eine giftige Schlange kroch der Hass auf Maurice in ihm hoch. Als er sein Herz erreichte, ballte er die Faust.
Maurice sah es. „Wut, weil du die Wahrheit nicht ertragen kannst?“
„Geh mir aus dem Weg.“
Maurice trat noch einen Schritt näher. „Du unterschreibst mit deinem Blut, und wenn du töten sollst, springst du ab.“
„Das ist nicht wahr.“ Nur zwei Aufträge hatte er verweigert und die Klienten hatten seinen Tod gefordert und bekommen. Maurice wusste das.
„Mahawaj mag dich.“
„Weshalb er mich Leben für Leben in Ketten legen und nach seiner Pfeife springen lässt.“
„Es ist nur eine Kette.“ Maurice schlug ihm gegen die Brust direkt auf das Amulett. „Er hätte deine Seele nehmen können. Er hat dich verschont.“
„Baraq ’ els Entscheidungen gehen nur ihn etwas an.“ Keph legte die Hand auf Maurice ’ Schulter, doch der schlug sie weg. „Du hast stets nur die Rosinen von Mahawaj zugeteilt bekommen, Levant. Ich das schimm e lige Brot.“
„Es scheint dir zu schmecken. Immerhin hast du es in der Bruderschaft weit gebracht.“
Die Faust ging ins Leere. Maurice war zu betrunken, um zu treffen. Haltlose Wut sprühte aus seinen Augen. „Wenn du das nächste Mal vor mir erscheinst, will ich Sorokins Kopf in deinen Händen sehen.“
Keph zupfte Daniel am Ärmel und nickte zur Tür. „Lass uns gehen. Aus dieser Phase bekommst du ihn nicht raus.“
Daniel zitterte vor Zorn. „Das hat er nicht ernst gemeint.“
„Das mit dem Kopf? Keine Ahnung. Im Vertrag steht nichts dergleichen. Mach dich auf den Weg und überlass Maurice mir. Ich rede mit ihm.“
Ives wartete unten. „Frag mich nicht nach ihm. Ich bin nur ein Diener.“
„Ein Diener, der seine Ohren an Türen klebt.“
Das verlegene Lächeln ließ ihn noch jünger aussehen. „Gestern Nacht brachte ein Kurier die restlichen Unterlagen deines Klienten. Seitdem tickt Maurice ständig wegen allem und jedem aus.“ Er ging vor zu einer Reihe Wagen. „Dass ich dich fahren soll, i st okay für mich. Maurice ’ Launen auszuhalten ist nur bedingt witzig.“
Dezentes Anthrazit, abgedunkelte Scheiben und schwarze Ledersitze. Die Limousine
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