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Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Titel: Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swantje Berndt
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noch hin. „Sie ist eine Heimsuchung.“ Zwei Ingwer -K ekse verschwanden gleichzeitig in seinem Mund.
    „Sie ist wundervoll.“ Jades Leben musste ein einziges Fest sein. Sie lebte in Harmonie mit jeder Schwingung, die es jemals im Universum gegeben hatte. „Eines Tages werde ich ihr meine Sünden gestehen.“ Wenn Jade ihr nicht verzieh, verzieh ihr keiner.
    „Sicher, und dann meditiert ihr zu zweit in der südöstlichen Ukraine, aber bis es so weit ist, verstecken wir dieses Geld vor deiner Freundin und feiern deinen Erfolg.“ Ethan kniff sie in die Wange. „Shoppen bis zum Umfallen auf dem Piccadilly und danach ein sündhaft edles Essen im L ’ Escargot. Heute werden wir uns im Luxus suhlen.“

    *
     
    Nur um das Fauchen des Motors zu hören, hetzte Kolja den Wagen über die Landstraßen nach Twer. Überschäumende Wut, ätzende Frustration und schlichte Angst waren seine Mitfahrer.
    Ramuell Grigorjew hatte ihn zu sich zitiert, auf den Landsitz der Familie. Kolja, als ältester Sohn, hatte zu gehorchen. Die Hand, die sich um das Lederlenkrad verkrampfte, war nackt und bloß. Vor Angst zog sich sein Magen zusammen. Er musste es seinem Vater gestehen, wie er Baraq ’ el gestanden hatte, dass die Diebin einen der mächtigen Nephilim-Ringe gestohlen hatte. Vor niemandem konnte er seine Schande verbergen. Jeder wollte sie ans Licht gezerrt wissen.
    Er brauchte Zeit. Nur wenige Tage. Darum musste er seinen Vater anflehen.
    Kolja verdrängte die Erinnerung an die kalt blitzenden Augen seines Vaters. Konstantin wäre da. Sein kleiner Bruder war der Sonnenschein der Familie. Kolja hätte ihn gern gehasst, doch es ging nicht. Konstantin musste man lieben.
    Twer. So schnell? Der Kloß in seinem Hals wuchs, als er rechts auf die Straße nach Slavonye abbog. Auf halber Strecke lag das Gut. Warum konnte es nicht Konstantin sein, dem die Bürde der Familie aufgehalst wurde? Mit seinem Charme, mit seiner Liebenswürdigkeit hätte er alle Widersacher um den Finger wickeln können. Doch Vater misstraute ihm, gerade wegen seiner Menschenfreundlichkeit. Die alten Familien lechzten nach dem unsichtbaren Thron, auf dem Ramuell saß und die Geschicke seines Volkes lenkte. Kolja musste nachfolgen. Ob er wollte oder nicht. Mit derselben Härte, mit derselben Zuverlässigkeit.
    Und er kam ohne Ring, übers Ohr gehauen von einer kleinen Diebin, unwürdig, kriechend, als Bittsteller. Der Hass pumpte die Übelkeit hoch in den Hals. Mit quietschenden Bremsen hielt Kolja mitten auf der Straße und schaffte es noch, sich aus dem Auto zu lehnen, bevor er sich übergab.
    Er brauchte Zeit, bis er weiterfahren konnte. Angesicht zu Angesicht würde er Ramuell entgegentreten müssen, um Abbitte zu leisten.
    Der Zufahrtsweg schlängelte sich durch die Felder, Wiesen und Waldbestände, die zum Gut gehörten. Das Tor stand auf. Wenn er Glück hatte, waren seine Eltern noch fort. Der Hummer seines Vaters stand nicht auf dem Hof. Ein gutes Zeichen. Aus dem Stallgebäude kam der Pferdeknecht. Mit rot gefrorener Hand schleppte er ein en Eimer mit Weizen. Die Reitpferde der Grigorjews hatten es besser als manche Kinder in der Nachbarschaft. Und wenn schon. Wer Geld hatte, gab es aus. Wer keines hatte, hungerte. Das Leben war kompromisslos.
    „Hey!“ Wie hieß der Kerl noch gleich?
    Der Knecht sah teilnahmslos hoch.
    „Ist mein Vater da?“
    „Nö.“ Er trottete weiter, als ob Kolja irgendein dahergelaufener Speichellecker wäre.
    „Bleib stehen.“ Kolja musste sich zusammenreißen, um langsam auf ihn zuzugehen. „Wie heißt du?“
    „Sascha.“
    Kolja zwang sich ein Lächeln ab, das Sascha bis ins Mark zu erschüttern schien. „Das nächste Mal, wenn ich dich anspreche, senkst du den Kopf, und antwortest in ganzen Sätzen.“ Er packte Sascha im Genick und drückte zu, bis dem Kerl die Tränen in die Augen traten. „Ich bin Kolja Grigorjew. Und ich schätze keine Unhöflichkeit meiner Person gegenüber.“
    Um den Mund wurde der Knecht weiß, die Augenpartie stach dagegen rot ab. Er versuchte zu nicken, was wegen des Griffs nicht gelang.
    „Sattle Fee. Ich reite aus.“ Bevor er seinem Vater gegenübertreten konnte, musste er sich abreagieren.
    Der Knecht sah erschrocken hoch. „Das ist die Stute Ihres Bruders. Er will nicht, dass ein andere r als er sie reitet.“
    Der Schlag ins Gesicht holte diesen Sascha von den Beinen. Er hielt sich das Ohr und blieb im Dreck kauern. Aus dem linken Auge liefen Tränen. Das Rechte blieb trocken.

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