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Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Titel: Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swantje Berndt
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Erstaunlich. „Mach schon. In zehn Minuten will ich den Gaul aufgezäumt sehen.“ Fee war das schönste Pferd im Stall. Noch. Er war der Ältere. Konstantin musste lernen, sich unterzuordnen.
    Bevor Kolja das Herrenhaus betrat, lauschte er. Niemand schien da zu sein. Er setzte die Stufen in den oberen Flur hinauf, und erst als die Tür zu seinem Zimmer hinter ihm zufiel, empfand er eine Ahnung von Sicherheit. Dicke Webteppiche lagen auf dem Boden, die Zeichnungen seiner Kindheit hingen an der Wand über seinem Schreibtisch. Er war früh aus dem Nest gestoßen worden. Internate, Universitäten, Heimweh. Wer Ramuell Grigorjew nachfolgte, zahlte den Preis schon früh. Hinter der Tür standen seine Reitstiefel, im Bord darüber lagen Hose, Gerte und Sporen. Warum nicht? Falls das Pferd ihn als Reiter nicht akzeptierte, brauchte er ein Überzeugungsmittel.
    Die Reithose war zu weit, doch die Gerte lag gut in der Hand. Er ließ sie durch die Luft zischen, schlug damit auf sein Bett ein, wieder und wieder, bis der Bezug riss und Federn wie Schnee um ihn herumwirbelten.
    Sinnlos. Ein Bett fühlte keinen Schmerz, es schrie nicht und es verstand Koljas Not nicht. Er wischte sich über die Augen, knöpfte die gefütterte Weste zu und kehrte dem Rückzugsort seiner Kindheit den Rücken.
    Mit gesenktem Kopf kam ihm Sascha entgegen. Seine Wange war bis hoch zur Schläfe krebsrot. Fee schritt ruhig neben ihm. Kaum saß Kolja auf dem Sattel, rammte er dem Tier die Sporen in den Bauch. Es bäumte sich auf, wieherte schrill, doch er würde Fee keine Wahl lassen. Er hatte auch nie eine gehabt.
     
    *
     

Daniel streckte sich auf dem Bett aus. Ives hatte die Schicht allein übernommen, damit er schlafen konnte. Lucy hatte den ganzen Tag mit diesem Mann verbracht. Neben ihm lag ihre Akte. Ein paar Seiten behandelten auch ihn. Scarborough war ein Sonderling einer alteingesessenen Londoner Familie. Als er ein herumstreunendes Mädchen bei sich aufnahm, wandte sich die Familie von ihm ab. Ein netter, kleiner Skandal flammte auf, erlosch aber bald wieder, um sich an der Tatsache neu zu entzünden, dass Scarborough eine Liaison mit einem Abkömmling eines Nebenzweiges der Windsors unterhielt. Er war Lucindes Mäzen. Stahl sie für ihn? Aus Dankbarkeit? Hatte er sie angelernt? Wie weit ging ihre Dankbarkeit? Obwohl sie eine Wohnung in der Baker Street mietete, hatte sie die letzte Nacht bei Scarborough verbracht. Daniel warf die Akte vom Bett.
    Was interessierten ihn ihre Partner? Der fahlhaarige Kerl vom Flughafen war bis jetzt nicht mehr aufgetaucht. Er passte nicht zu Lucy. Auch Ethan passte nicht zu ihr. Daniel versuchte, die Gedanken aus dem Kopf zu schütteln. Es gelang ihm nur mit Mühe. Die Gefühle, die sich in ihm einnisteten, wenn er an Lucy dachte, ließen sich nicht verscheuchen.
    Am Himmel leuchteten die ersten Sterne. Es war beinahe Nacht, er war todmüde und wusste trotzdem, dass er keinen Schlaf finden würde. Lucy hatte sich in seinen Kuss fallen lassen wie in einen Berg warmer Daunendecken. Noch jetzt erinnerte sich sein Mund an den sanften Druck ihrer Lippen. Sie hatten den Todeskuss genossen.
    Die Verzweiflung schlich langsam aus dunklen Zimmerecken auf ihn zu. Ganz ruhig. Alles war gut. Er plante einen Mord. Einen wie viele andere. Es war nichts dabei. Nur ein Job. Es war gleichgültig, dass sie schön war. Er hatte viele schöne Frauen getötet. Es war gleichgültig, dass ihre Augen leuchteten wie Frühlingsgras nach einem Regenschauer und es spielte auch keine Rolle, dass sie Mitgefühl für eine verunglückte Schwester hatte, die es nicht gab. Wenn sich der Reißverschluss des Gummisacks schloss, hatte all das keinerlei Bedeutung mehr.
    Daniel rang nach Atem. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Er riss das Fenster auf. Schneeluft füllte seine Lungen, die sich immer schneller zusammenzogen. Nächte, die so begannen, würde er nicht allein durchleben. Davon hatte er genug erlitten. Er musste weg aus diesen Wänden . Sie schoben sich zusammen , e rstickten ihn unter Leichenbergen.
    Das Clink Inn war noch bis weit nach Mitternacht geöffnet. Dort gab es alles, was er brauchte. Absinth und Grace. Beide würden seine Nerven massieren.
    Daniel hetzte zur U-Bahn. Dieses elende Gefühl, das ihm das Atmen erschwerte, wurde immer stärker. Das Handybrummen ließ ihn zusammenfahren. Es war Keph.
    „Daniel, ich muss mit dir reden. Sofort.“
    „Ich kann jetzt nicht.“ Er konnte förmlich sehen, wie Keph die Brauen

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