Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)
Kinder der Gefallenen erfahren hatte.
„Sie sind ein überdurchschnittlich begabtes Volk der Vorzeit mit labilem bis kriminellem Charakter. Angeblich stammen sie von Überirdischen ab, die sich die Wächter nannten.“
Kephs Augen wurden zu Schlitzen. „Allgemeinwissen. Ist das alles?“
Das lauter werdende Rauschen schien aus Daniels Kopf zu kommen. Kein anderer der Gäste sah sich danach um.
Am Tisch schräg vor ihnen saß Lucinde Sorokin.
Das war unmöglich.
Ives hätte ihn angerufen, wenn sie das Restaurant verlassen hätte. Das Summen in seinem Kopf wurde lauter. „Was war das für ein Anästhetikum?“
Mit Besorgnis im Blick fühlte Keph Daniels Stirn. „Ein Wirkungsvolles. Kann sein, dass dir gleich ziemlich warm wird.“
„Löst es Halluzinationen aus?“ Er fischte das Handy aus der Tasche, ohne Grace aus dem Arm rutschen zu lassen. Keine verpassten Anrufe. Dafür sah Lucinde unwirklich schön aus, in ihrem dunkelgrünen Samtkleid. Die hohen Stiefel endeten unter verlockend betörenden Knien und die Art, wie sie die Beine übereinandergeschlagen hatte, ließ ihn von dem Weg zum Anfang ihrer Seidenstrümpfe träumen.
Keph rüttelte ihn an der Schulter. „Konzentrier dich. Du hättest das Ding ja nicht aufbeißen müssen.“
Lucinde spielte mit einer Haarsträhne und lächelte Scarborough an. An ihrem Daumen glänzte ein Smaragdring.
„Was hat es mit diesem Ring auf sich, den mein Ziel geklaut hat?“
Keph runzelte die Stirn. „Warum fragst du?“
„Weil heute Energie in einer Intensität durch mich hindurchgeflossen ist, die mich beinahe von den Füßen gehauen hat.“ Es war heftig gewesen , aber auf eine brachiale Weise auch vitalisierend.
Der leuchtende Blick ihrer grünen Augen schweifte zu ihm, dann wandte sie sich wieder ihrem Begleiter zu. Eine schlanke Hand tauchte vor seinem Gesicht auf. Plötzlich brannte seine Wange und Keph funkelte ihn wütend an.
„Hast du mich gerade geschlagen?“
„Worauf du dich verlassen kannst. Ich rede von der Heimsuchung der Welt und du träumst vor dich hin.“
Die Vision von Lucinde Sorokin runzelte die Stirn.
„Die Nephilim?“ Daniel zwang sich zur Konzentration auf seinen Freund. Oder war es sein Feind? Pelto-Pekka hatte ihn diverse Male verprügelt und er war definitiv sein Freund. Wo war der Finne? Weg. Gestorben, noch nicht geboren oder erst ein Kind oder schon ein Greis.
Keph wartete immer noch auf eine Antwort.
„In der Bibel heißt es, die Nephilim seien die Söhne der gefallenen Engel, Helden, Riesen. In den Apokryphen werden sie als boshaft , aber sehr klug und talentiert beschrieben.“ Es gab sumerische Texte, die sie zusammen mit der Sintflut nannten. „Angeblich verschlingen sie Mensch und Tier.“ Ob Lucinde ihn umsorgen würde, wenn Keph ihn niederschlug? Daniel hätte gern in ihren Armen gelegen und sich sanft von ihr übers Gesicht streicheln lassen.
„Die Nephilim sind in erster Linie hintertrieben und boshaft bis in die Grundfesten ihrer Existenz. Sie lernten Zauberkundiges von ihren menschlichen Müttern, die es von ihren himmlischen Buhlern gelernt hatten.“ Keph fuhr sich mit der Hand über den Mund. Er sah angewidert aus, als hätte er in eine madige Pflaume gebissen.
Wie grazil Lucinde ihre Hände bewegte. Sie war eine Diebin. Diebinnen-Hände waren geschickt. Ob es sie stören würde, dass er schwitzte? Es musste an der unglücklichen Kombination von Absinth und Kapsel liegen. Er könnte daran sterben.
Dann musste er Lucinde nicht umbringen.
„Dein Ziel hat den Nachfahren eines Nephilim bestohlen. Deshalb hast du den Energiefluss gespürt. Der Ring versorgt Kolja Grigorjew mit Lebenskraft.“
„Welchen Kolja?“
„Den russischen Klienten. Hörst du mir nicht zu? Er ist ein Nachfahre der Nephilim. Erster Spross einer der einflussreichsten alten Familien.“
Lucinde stand anmutig auf. Das Kleid umschmeichelte alles, was er berühren wollte. Wo ging sie hin?
„Die Nephilim sollten nicht grundlos vom Erdboden vertilgt werden. Sich mit ihnen anzulegen , spricht von Todessehnsucht oder gnadenloser Dummheit.“
„Weder noch.“ Mussten Halluzinationen auf die Toilette? „Lucinde Sorokin weiß es nicht. Woher auch?“
„Deine Gleichgültigkeit ist unangebracht. Maurice misstraut den Grigorjews noch stärker als ich. Er hat versucht, Mahawaj davon zu überzeugen, den Auftrag abzulehnen.“
„Und?“
„Nichts. Mahawaj bleibt unbeirrbar. Die Verträge sind unterschrieben und Maurice ’ Bedenken
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