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Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Titel: Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swantje Berndt
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den Spiegel nach hinten. Der Junge sah sich hilflos um, nahm dann auf dem Wartesofa Platz und blätterte in einer der Zeitschriften.
    Lucy zahlte und ging. Draußen erwartete sie Schneematsch und Düsternis. Die fahle Wintersonne schob sich mühsam über den Horizont und kam gegen die Wolkenberge nicht an. Der Fahrtwind strich ihr durchs kurze Haar, als sie durch die Baker Street Richtung Mayfair raste. Die North Audleys Street, die South Audleys Street, ein paar schmale Sträßchen und schon wäre sie am Piccadilly. Alles halb so wild. Sie würde den Tag mit einer Shopping t our fortsetzten. Mühelos zog sie an einem Bus vorbei. Fantastisch. Der Schneematsch spritzte links und rechts von ihren Reifen. Ein Mann im Lodenmantel sprang erschrocken zur Seite. Seine Bundfaltenhose hatte sie dennoch erwischt. Sie raste weiter, fuhr schneller als ein Taxi, schneller als ein SUV. Hatte sie so einen eben nicht schon einmal gesehen?
    Fußgängerampeln waren nur für Fußgänger da. Von links dröhnte eine Hupe. Der SUV kreuzte knapp ihren Weg. War der verrückt geworden? Lucy schlenkerte um den Kotflügel und fuhr noch schneller. Der Wind fühlte sich gut an in ihrem kurzen Haar.
    Lächerlich, dieser pinkfarbene Hut. Er biss sich mit der roten Handtasche. Der Hund darunter war nicht viel größer. Plötzlich kniff er den Schwanz ein, zerrte an der Leine. Er riss sich los, rannte ihr genau in den Weg. Die lilafarbene Leine flatterte hinter flusigen Ohren her. Die Frau schrie, der Hut rutschte ihr vom Kopf.
    Bremsen!
    Es war zu spät. Eine Scheibe glitt hinunter . Starre Augen beobachteten sie. Das Rad schlitterte, Asphalt raste auf sie zu.
     
    *
     
    Hirnzerfetzendes Gejaule stach Caym durch das fleischige Menschenohr bis in sein Hirn. Die blinkenden Lichter, die Hast der Wesen, die so taten, als wären sie wertvoll, gingen ihm auf den Geist. Es waren nur ein paar Kratzer, die diese Frau abbekommen hatte. Der Tumult war unnötig. Auf sie wartete eine Pein, die ärger war.
    Los, ihr Menschen. Trollt euch! Die Gaffer wichen nur langsam. Hauchdünne rote Schlieren verschwammen auf der regennassen Straße. Niemand bemerkte sie. Caym schmeckte den begehrten Geruch auf der stumpfen Zunge. Benzindurchsetzt, aber dennoch verlockend. Der Lebenssaft verrann in den Ritzen. Welch törichte Verschwendung. Beinahe hätten die plumpen Füße eines Menschen den winzigen Schluck Köstlichkeit besudelt. Er stieß den Mann weg, kniete sich nieder und fuhr mit der Zunge über den rauen Belag. Welch ein Genuss. Zu lange schon hatte er ihn entbehren müssen. Er hatte schon einmal Hände besessen, die sich in zähes Rot getaucht hatten. Doch sein Wirt war nicht hörig gewesen. Jedes Labsal hatte er erkämpfen müssen. Blut und Fleisch. Nichts begehrte er mehr. Dieses Blut. Dieses Fleisch.
    Das schrillende Auto fuhr weiter. In ihm lag das, was ihm zustand. Sie würde noch mehr bluten können. Die saftigsten Stücke würde er für sich behalten. Ein zähes würde er als Beweis seines verhassten Gehorsams dem Nephilim bringen. Dann wäre er frei, zu tun und zu lassen, was ihm beliebte. Es waren viele Dinge, die sich mit einem Körper bewerkstelligen ließen. Wussten diese tumben Geschöpfe, die ihn entsetzt anstarrten, welchen Schatz sie besaßen?
     
    *
     
    „Liebe Mrs. …“
    Assistenzarzt Dr. Trevena, wie Lucy das kleine Schild auf der Brusttasche seines strahlend weißen Kittels verriet, sah flüchtig auf das Aufnahmeprotokoll. Er blickte auf, lächelte, dann runzelte er die Brauen und starrte verwirrt auf die Zeilen.
    „Sie haben drei ungewöhnliche Vornamen.“
    Lucy zog den Kopf ein. Ihre Mutter musste high gewesen sein, als sie die Vornamen ihrer Tochter ausgesucht hatte. Auch an ihrem Todestag war dieses Vergehen am guten Geschmack unentschuldbar.
    „Philippa Lucinde Violetta Sorokin. Alle Achtung.“
    „Ich denke, Mrs. Sorokin reicht.“
    „Kann ich verstehen.“ Sein Lächeln war von amüsiertem Mitleid geprägt. „Sie haben sich nichts gebrochen, keine Gehirnerschütterung, was ein Wunder ist, und auch sonst kann ich keine schwerwiegenden Verletzungen feststellen.“
    Mit einer kleinen Lampe leuchtete er erst in ihr eines Auge, dann in ihr anderes.
    „ Falls Sie morgen unter schmerzhaften Verspannungen leiden sollten, kommen Sie her und lassen sich eine Spritze geben. Ihrer Beschreibung nach sind Sie in hohem Bogen über den Lenker gef logen . Von den folgenden Prellungsschmerzen werden Sie noch länger et was

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