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Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Titel: Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swantje Berndt
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immer heißen mochte, ausfindig machen. Ohne ihn und sein Arsenal an Breitschwertern und Morgensternen war der sanfte Tod hilflos.
     
    *
     
    Aus unendlicher Höhe trudelte Daniel hinab wie Ikarus zu seiner schlechtesten Zeit.
    Er hatte den Raben zu früh verlassen. Wo war er?
    Unter ihm türmten sich eisige Wellen. Sie rasten auf ihn zu, je schneller er fiel. Der Aufschlag auf die Wasseroberfläche fühlte sich nur in der Erinnerung an Kälte entsetzlich an. Er durfte keine Angst haben. Ertrank sein Geist, gab auch der Körper auf.
    Wassermassen pressten ihn zusammen, bis er nur noch aus fadendünnen Gedanken bestand. Strömungen erfassten ih n , zogen ihn auseinander, drohten , ihn zu zerreißen. Keine Teilung. Kein Verlorengehen in den Elementen. Er musste ein Ganzes bleiben, wenn er je wieder seinen Körper ausfüllen wollte.
    Eine Welle schleuderte ihn an einen Felsen. Er nutzte den Schwung und befreite sich aus den überschlagenden Wassermassen. Luft, er war frei. Es zog ihn dorthin, wo ein wesentlicher Teil seines Seins auf ihn wartete. Felsen, Weiden, dann Wald. Dächer, stinkende Schornsteine, ein Meer aus Licht, Straßen, die er kannte, eine Backsteinmauer, ein Fensterbogen, ein blutender Körper, der an der Wand entlangschrammte.
    Der Gürtel lag abgestreift neben ihm, Ethan und Susanna versuchten , Daniels Körper einzufangen, der wild um sich schlug.
    Daniel krachte mit voller Wucht in sich hin ein.
    Er öffnete die Augen und fand sich auf dem Boden wieder. Sein Mund war staubtrocken, sein Magen rebellierte und Lichtblitze tanzten vor seinen Augen. Vorsichtig kam er auf die Knie. Jeder Muskel schmerzte und aus seiner Nase tropfte Blut. Sein Schädel dröhnte verdächtig. Er tastete und fühlte eine walnussgroße Beule am Hinterkopf. Sein verletzter Fuß schmerzte höllisch. Beim geistlosen durch die Gegend toben nahm ein Körper keine Rücksicht auf Schwachstellen.
    „Mach das nie wieder!“ Ethan keuchte vor Anstrengung. „Du hirnloser Bastard! Das war das Schlimmste, was ich je mit ansehen musste.“
    Auch Susanna war blass um die Nase. „Gruselig. Wie ne Leiche an nem Starkstromkabel.“
    Sie band seine Hände los und Daniel schleppte sich zum Laptop. Roope Turunen. Die gab es massenweise. Daniel ergänzte den Namen mit Pelto-Pekka. Da, eine Metalband aus Tampere. Daniel rief die Homepage der Musiker auf. Der Leadsänger hieß Roope Turunen. Auf dem ersten Bild reckte er seinen eindrucksvollen Schädel dem Fotografen direkt vor die Linse und grinste auf eine apokalyptische Weise, die Daniel kannte und liebte. Er war es. Daniel strich mit den Fingern über den Schirm. Er würde seinem alten Freund eine Nachricht senden, die nur er verstehen konnte.
     
    *
     
    Roope stürmte in seine Wohnung, warf die Tür hinter sich zu und schaltete den Rechner an. Fahr schon hoch, du langsames Drecksding! Das letzte Mal war er nervös gewesen, als der sanfte Tod in sich selbst versunken war. Nur wegen einer Frau, die ein fremder Tod geraubt hatte. Roope hatte Tag und Nacht für ihn gekämpft. Ihn ermahnt, geschlagen, gefüttert und zig Mal das Messer aus seiner verkrampften Hand genommen. Er hatte seine Tränen ertragen . sein irres Lachen und endlose Nächte mit ihm durchwacht, wenn die Gedanken ihn nicht hatten zur Ruhe kommen lassen.
    Es war dringend. Sonst wäre er dieses Wagnis nicht eingegangen. Warum hatte er ihm keine einfache Mail geschickt, verdammt noch mal ? Roope war zu allen Zeiten Pelto-Pekka für seine wiedergeborenen Freunde gewesen. Der Kerl hätte nur googeln müssen.
    In Windeseile hämmerte er sämtliche Pseudonyme für den Tod ein, die sein flirrendes Hirn stürmten. Hinter einem der Götternamen würde er sich verstecken, würde sich auf irgendeine Weise zu erkennen geben. Es wäre diffiziler, diskreter als bei Roope. Unter Raben- oder Totengott bräuchte er gar nicht erst zu suchen.
    Vielleicht funktionierte es mit Tuoni, dem finnischen Gott der Unterwelt. Er empfing seine zu ihm Befohlenen mit Fröschen und Würmern. Das war nicht die Art des sanften Todes.
    Roope holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank. „Wo steckst du?“
    Sie hatten sich immer gefunden, wenn sie einander gebraucht hatten, seit Roope ihn in einer Schenke in Dover unter den Tisch gesoffen hatte. Damals hatte die Stadt noch Portus Dubris geheißen. Erschreckend, wie schnell die Jahre ins Land gingen.
    Der Tod war populär. Zu jedem Synonym gab es massenhaft Einträge. Raben waren auch populär, und Mythen und morbide

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