Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)
lieber. Mit Croissants und Daniel. Wieder schlich sich eine Träne über ihre Wange. Lucy wischte sie ab. Jammern war zwecklos. Sie hatte sich diesen Schlamassel komplett allein eingebrockt.
Am alten Postamt fuhr sie langsamer vorbei. Nur zwei Touristen standen davor und knipsten sich gegenseitig vor dem Eingang. Lucy fuhr durch ein Wäldchen, bis rechts die Klippen mit den Festungsresten und der Ruine der Kapelle auftauchten. Dahinter, auf der Halbinsel , die Mauerreste des Schlosses Tintagel.
D er Feldweg wurde immer schmaler, bis er nur noch einem Trampelpfad glich. Was scherte sie der Mietwagen? Er würde schon nicht aufsetzen.
An den Rücken einer Felserhöhung geduckt wie ein schüchternes Kaninchen stand Geoffreys Häuschen. Lucy fuhr den Wagen hinter die einsturzgefährdete Gartenmauer, auf der jetzt nur Gras den Winterstürmen trotzte. Im Sommer blühten zwischen den verwitterten Steinplatten wilde Blumen. Als sie ausstieg, hörte sie die Brandung. Der Wind hatte schwarze Wolken über dem Meer aufgetürmt, zwischen denen nur einzelne, blasse Sonnenstreifen auf die Gischt gekrönten Wellen trafen. Wie hatte sie diesen Anblick vermisst. Die Möwen schrien mit dem Sturm um die Wette und weckten ein schwermütig schönes Gefühl, das sie allein nicht aushalten wollte. Unter dem windgebeutelten Schieferdach lugten über dem Türsturz die in Stein gemeißelten Worte Rest in peace zwischen einem mutigen Efeu hervor. Vielleicht lag ein Bann auf diesem Ort, der jeden verbarg, der bei ihm Schutz suchte.
Der Schlüssel lag unter einer mit Moos überzogenen Steinschnecke. Da weder Blumentöpfe noch Fußabtreter in der Nähe waren, sprang de n blödesten Einbrecher dieses Versteck geradezu an. Dass noch kein Unbefugter das Cottage betreten hatte, lag an dem Zauber dieses Ortes. Kolja würde sie hier niemals finden.
*
Um zwischen dem Schleppen und Schrauben Ruhe zu haben, hatte sich Kepheqiah in seine Privaträume zurückgezogen. Dem Poltern von unten nach demontierten sie gerade den Eliminator. Was hier he rausgeschafft wurde, kam in ein Zwischenlager in Dover und wartete auf den Einsatz in einer neuen Filiale.
Das Notizbuch von Maurice lag vor ihm. Er hatte es aufgeklappt, gelesen, zugeklappt, wieder aufgeklappt und noch ein mal gelesen und wieder zugeklappt. Vor hundertvierundzwanzig Jahren war Ramuell Grigorjew an die anonymen Meister herangetreten. Ein ungewöhnlicher Auftrag, das Hochzeitsgeschenk für seine junge Braut Sofia. Eine Blutgabe. Sieben Frauen, mit denen er sich während eines Londoner Aufenthalts die Zeit vertrieben hatte, sollten als Zeichen seiner Abkehr vom Junggesellen l eben getötet werden. Ihr Blut diente als Grundlage des ewigen Treueschwurs, den er Sofia Callahan zu entrichten gedachte. Ohne ihn hätte ihr Vater, Aiden Callahan , einer Verbindung mit der verhassten , aber einflussreichen Familie Grigorjew niemals zugestimmt. Daniel war der beauftragte Meister gewesen. Einen Tag vor dem ersten Mord war er abgesprungen und hatte seinen Tod in Kauf genommen. Maurice ’ wüste Beschimpfungen zogen sich über viele Seiten. Er hatte den Auftrag übernommen. Am Abend des Stichtages bekam er überraschenden Besuch von dem Klienten persönlich. Ein entspanntes Gespräch über die Hintergründe, ein Angebot zur weiteren Zusammenarbeit, Lob an die Bruderschaft. Nur ein Glas Wein hatte Maurice getrunken. Als er aufwachte, hatte die Welt eine andere Farbe angenommen. Blutrot.
Von Mord zu Mord hatte sich das Fremde in ihm mehr ausgebreitet, hatte ihn beherrscht und sich von den Zielen genommen, was es brauchte. Fleisch und Blut. Der Klient war entzückt und bestellte die besten Grüße seiner Braut. Dass die Polizei die Leichen in Verwahrung genommen hatte, nahm er der Bruderschaft nicht übel, was laut Maurice ’ Eintragungen Baraq ’ els Misstrauen erregte , aber den modifizierten Bedingungen zuschulden war. Der Dämon hatte keinen des Cleaner-Teams in seine Nähe gelassen. Der klägliche Rest seines unterdrückten Geistes hatte Maurice ’ sich wehrende Hand gezwungen, diese Zeilen zu schreiben. Die Schrift war dementsprechend. Worte waren verwischt, einzelne Seiten zerknüllt, als ob sie jemand hätte rausreißen wollen und über ganzen Passagen klebte geronnenes Blut. Es musste ein furchtbarer Kampf in Meister Lacroix ’ Innerem stattgefunden haben.
Seiner Akte entnahm Kepheqiah, dass Maurice im Anschluss verschwunden war. Nach seiner Bewusstwerdung im nächsten Leben hatte er sich
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