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Der Tod wartet im Netz (Die besten Einsendungen zum Agatha-Christie-Krimipreis 2011)

Titel: Der Tod wartet im Netz (Die besten Einsendungen zum Agatha-Christie-Krimipreis 2011) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordelia Borchardt und Andreas Hoh
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sind, dachte ich mir, das wäre vielleicht was für Sie!«
    »Ja, danke«, sagte Seliger und war mit den Gedanken ganz woanders. Ohne sich zu verabschieden ging er nach Hause.
    Zwei Wochen lang hielt er sich vom »Netz« fern. Zwei Wochen, in denen ihm »Das höchste Gut« nicht aus dem Kopf ging. Schließlich fragte er in der Firma einen der Hausanwälte nach den Bedingungen für die Errichtung eines rechtskräftigen Testaments. Was er erfuhr, beruhigte ihn. Wenn er seinen letzten Willen nicht handschriftlich niederlegte, ging ohne Notar gar nichts. Geld hatte er ohnehin nicht viel, aber das Haus mit dem Grundstück in bester Lage stellte einen beträchtlichen Wert dar. Im Grunde war es ihm egal, wer ihn beerbte, solange es nicht Manuela war. Er hatte nur keine Lust, sich von irgendwelchen Internet-Gangstern für dumm verkaufen zu lassen.
    Am nächsten Montag ging er zur gewohnten Zeit ins Café am Goldbrunnen, wo Theo ihn lediglich mit stummem Nicken begrüßte. Diskretion, dachte Seliger und nahm es ebenso dankbar zur Kenntnis wie die Tatsache, dass sein Stuhl hinter der Yuccapalme frei war.
    Er loggte sich ein und spielte »Das höchste Gut« dreimal bis zum letzten Level. Als beim vierten Mal die Frage erschien, ob er bereit sei, klickte er auf »Ja«. Als gewünschte Todesart entschied er sich spontan für »Unfall« und gab anschließend in der Maske für den Alleinerben seine eigenen Daten ein.
    »Sie können sich nicht selbst beerben. Geben Sie eine real existierende Person an!«, mahnte der Computer.
    »Quatsch!«, schimpfte Seliger. Trotzdem wollte er das Spiel unbedingt zu Ende spielen. Er überlegte. Lebende Verwandte hatte er keine mehr, echte Freunde hatte er eigentlich nie gehabt. Im Grunde waren alle Manuelas Freunde gewesen und hatten sich nach der Scheidung von ihm zurückgezogen. In der Firma gab es einen Kollegen, mit dem er ab und zu in die Kantine ging. Aber er wusste weder Geburtsdatum noch Adresse. Warum nicht Manuela? Schließlich konnte per Internet kein gültiges Testament errichtet werden. Dessen hatte er sich ja vergewissert.
    Er kannte Manuela seit der Schule, hatte sie immer heimlich verehrt und nie aus den Augen verloren. Ein Paar waren sie erst nach seinem Studium geworden. Er hatte gut verdient, so dass sie während ihrer Ehe nicht arbeiten musste. Seine Mutter hatte das scharf kritisiert und war deshalb vor Überschreibung ihres Hauses auf Rudolf darauf bedacht, dass Manuela bei einer Scheidung leer ausging.
    Seliger selbst war einfach nur glücklich gewesen, für seine Traumfrau sorgen zu können, und hatte sich keine Gedanken darüber gemacht, was sie den lieben langen Tag zu Hause trieb. Als er erfuhr, dass sie ihn von Beginn an betrogen hatte, war er aus allen Wolken gefallen.
    Er starrte auf die Eingabemaske. Im Grunde war es belanglos, dennoch sträubte sich alles in ihm, Manuela als Erbin einzusetzen. Selbst wenn es nur um ein Spiel ging.
    Er tippte den Namen »Theo Brechtel« in die Maske und rief zur Theke hinüber: »Hey Theo, wann haben Sie Geburtstag?« Theo blickte von einer Zeitschrift auf. »Warum?«
    »Nur so.« Seliger fiel kein Grund ein. Theo schien das auch egal zu sein. »7. 11. 68!«, sagte er. »Aber keine Geschenke!«
    »Danke«, sagte Seliger und gab das Datum zusammen mit der Anschrift des Internetcafés ein.
    Endlich tat sich etwas. Seligers Avatar erschien in einer Szenerie, die nicht karger hätte sein können. Die Figur stand im Dunkel des sonst leeren Bildschirms gleichsam im Nichts. Ihre Gesichtszüge allerdings waren ausgeprägter als auf den vorangegangen Spielstufen. Zu seinem Erstaunen erkannte Seliger sich selbst darin.
    Er spielte ein wenig mit dem Joystick. Die üblichen Funktionen ließen sich problemlos ausführen. Er konnte sich in dem Dunkel bewegen, ein Weg wurde jedoch nicht erkennbar. Über zwei Stunden spazierte Seliger durch das Dunkel, tastete systematisch jeden Zoll Bildschirm mit seinem virtuellen Finger ab. Es gab keinen Lichtschalter.
    Als er schon entnervt aufgeben wollte, flammte nach einer letzten verzweifelten Kombination völlig sinnloser Befehle sekundenlang eine Botschaft am oberen Bildrand auf. Eine halbe Stunde mühte Seliger sich ab, die zufällige Tastenkombination erneut zustande zu bringen. Nachdem er es geschafft hatte, brauchte er sieben Anläufe, bis er die Botschaft vollständig zusammensetzen konnte: »Um das höchste Gut zu erlangen, müssen Sie über Ihren eigenen Schatten springen!«
    »Sehr witzig«, knurrte

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