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Der Tod wartet

Der Tod wartet

Titel: Der Tod wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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warum gehst du nicht hin und redest mit ihr? Sie steht drüben am Schreibtisch.»
    Der Mund der alten Frau verzog sich zu einem breiten boshaften Lächeln, während sie Raymond betrachtete. Der junge Mann wurde rot. Er wandte das Gesicht ab und murmelte etwas.
    «Was sagtest du gerade, mein Sohn?»
    «Dass ich nicht mit ihr reden will.»
    «Nun, das dachte ich mir. Du wirst nicht mit ihr reden. Du könntest es gar nicht, selbst wenn du es noch so sehr wolltest!»
    Sie hustete plötzlich. Es klang pfeifend und keuchend.
    «Ich genieße diese Reise sehr, Nadine», sagte sie. «Ich hätte sie mir um nichts auf der Welt entgehen lassen.»
    «Tatsächlich?» Nadines Stimme war ausdruckslos.
    «Ray.»
    «Ja, Mutter?»
    «Hol mir einen Bogen Briefpapier – von dem Tisch dort drüben in der Ecke.»
    Raymond gehorchte. Nadine hob den Kopf. Sie beobachtete jedoch nicht den jungen Mann, sondern die alte Frau. Mrs Boynton hatte sich vorgebeugt, und ihre Nasenflügel bebten vor freudiger Erregung. Ray ging dicht an Sarah vorbei. Sie blickte auf, und auf ihrem Gesicht erschien ein erwartungsvoller Ausdruck. Er verschwand sofort, als Raymond an ihr vorbeihuschte, etwas Briefpapier aus der Mappe nahm und wieder zurückging.
    Auf seiner Stirn standen Schweißperlen, als er bei seiner Mutter ankam, und sein Gesicht war leichenblass.
    Mrs Boynton, die ihn scharf beobachtete, sagte ganz leise: «Aha…»
    Dann sah sie, dass Nadines Blick auf ihr ruhte. Der Ausdruck, der darin lag, ließ sie vor jähem Zorn blinzeln.
    «Wo ist denn unser Mr Cope heute Morgen?», fragte sie.
    Nadine schlug die Augen nieder. Mit ihrer sanften, ausdruckslosen Stimme erwiderte sie:
    «Das weiß ich nicht. Ich habe ihn noch nicht gesehen.»
    «Ich mag ihn», sagte Mrs Boynton. «Ich mag ihn sogar sehr. Wir sollten ihn viel öfter bei uns haben. Das würde dir doch gefallen, stimmt’s?»
    «Ja», sagte Nadine. «Ich habe ihn auch sehr gern.»
    «Was ist eigentlich in letzter Zeit mit Lennox los? Er kommt mir sehr still und teilnahmslos vor. Zwischen euch ist doch alles in Ordnung, oder?»
    «Aber ja. Was sollte schon sein?»
    «Keine Ahnung. Auch zwischen Eheleuten gibt es gelegentlich Spannungen. Vielleicht wärt ihr glücklicher, wenn ihr euer eigenes Heim hättet?»
    Nadine gab keine Antwort.
    «Nun, was meinst du dazu? Gefällt dir die Idee?»
    Nadine schüttelte den Kopf. Lächelnd sagte sie: «Ich glaube nicht, dass sie dir gefallen würde, Mutter.»
    Mrs Boyntons Augenlider zuckten. Dann sagte sie scharf und giftig: «Du warst schon immer gegen mich, Nadine.»
    Die junge Frau erwiderte ruhig:
    «Es tut mir Leid, wenn du das so siehst.»
    Die alte Frau nahm ihren Stock fester in die Hand. Ihr rotes Gesicht schien noch eine Spur dunkler zu werden.
    In verändertem Ton sagte sie: «Ich habe meine Tropfen vergessen. Geh und hol sie mir, Nadine.»
    «Natürlich.»
    Nadine stand auf und ging durch die Halle zum Fahrstuhl. Mrs Boynton blickte ihr nach. Raymond saß schlaff in seinem Sessel und starrte mit glasigen Augen unglücklich vor sich hin.
    Nadine fuhr nach oben. Sie ging durch den Korridor und betrat das Wohnzimmer ihrer Suite. Lennox saß am Fenster. Er hatte ein Buch in der Hand, doch er las nicht. Als Nadine hereinkam, richtete er sich auf. «Hallo, Nadine.»
    «Ich will nur Mutters Tropfen holen. Sie hat sie vergessen.»
    Sie ging in Mrs Boyntons Schlafzimmer. Aus einem Fläschchen auf dem Waschtisch maß sie sorgfältig die exakte Menge in ein kleines Medizinglas ab, das sie dann mit Wasser auffüllte. Als sie wieder ins Wohnzimmer kam, hielt sie inne.
    «Lennox.»
    Es dauerte ein Weilchen, ehe er antwortete. Es war, als müsste das Wort einen langen Weg zurücklegen.
    Dann sagte er: «Entschuldige. Was gibt’s?»
    Nadine Boynton stellte das Glas behutsam auf dem Tisch ab. Dann ging sie hinüber zu Lennox.
    «Lennox, draußen scheint die Sonne – dort draußen, vor dem Fenster! Dort wartet das Leben! Es ist so schön. Wir könnten mittendrin sein – statt es von hier drinnen durch das Fenster zu betrachten.»
    Wieder gab er geraume Zeit keine Antwort. Dann sagte er: «Entschuldige. Möchtest du ausgehen?»
    «Ja», erwiderte sie rasch, «ich möchte hinausgehen – mit dir! Hinaus in den Sonnenschein, hinaus ins Leben! Und mit dir zusammen leben! »
    Er kauerte sich tiefer in den Sessel. In seinen Augen lag ein ruheloser, gehetzter Blick.
    «Nadine, mein Schatz – müssen wir schon wieder davon anfangen?»
    «Ja, das müssen wir. Lass uns

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