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Der Tod wartet

Der Tod wartet

Titel: Der Tod wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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fort! Du kannst es. Du musst es nur wollen!»
    Er wich vor ihr zurück.
    «Ich kann nicht. Ich kann es einfach nicht. Begreif das doch. Gott steh mir bei – ich habe nicht den Mut dazu… »

Neuntes Kapitel
     
    D r. Gérard betrat die Räume des Reisebüros Castle und sah dort Sarah King am Tresen stehen.
    Sie blickte auf. «Oh, guten Morgen! Ich mache gerade den Ausflug nach Petra perfekt. Wie ich höre, fahren Sie nun doch mit.»
    «Ja, ich konnte es so einrichten.»
    «Wie schön.»
    «Werden wir eine große Gruppe sein?»
    «Wie man mir sagte, sind außer Ihnen und mir nur noch zwei Damen dabei. Also gerade ein Wagen voll.»
    «Das wird bestimmt sehr nett», sagte Gérard mit einer kleinen Verbeugung und widmete sich dann seinen Angelegenheiten.
    Als Sarah das Reisebüro verließ, schloss er sich, mit seiner Post in der Hand, ihr wieder an. Es war ein klarer, sonniger Tag, und die Luft war ausgesprochen frisch.
    «Was gibt es Neues von unseren Freunden, den Boyntons?», erkundigte sich Dr. Gérard. «Ich war in Nazareth und Bethlehem und einigen anderen Orten – ein dreitägiger Ausflug.»
    Langsam und fast widerstrebend berichtete Sarah von ihren fruchtlosen Bemühungen, Kontakt herzustellen.
    «Jedenfalls hatte ich keinen Erfolg», sagte sie abschließend. «Und heute reisen sie ab.»
    «Wohin fahren sie?»
    «Ich habe keine Ahnung.»
    Ärgerlich fuhr sie fort: «Ich habe das dumme Gefühl, dass ich mich ziemlich zum Narren gemacht habe.»
    «In welcher Hinsicht?»
    «Mich in anderer Leute Angelegenheiten einzumischen.»
    Gérard zuckte die Schultern. «Das ist Ansichtssache.»
    «Sie meinen, ob man sich einmischen soll oder nicht?»
    «Ja.»
    «Tun Sie es?»
    Der Franzose schien amüsiert zu sein. «Sie meinen, ob ich die Angewohnheit habe, mich mit den Problemen anderer Leute zu befassen? Um ganz ehrlich zu sein: Nein.»
    «Dann halten Sie es also für falsch, dass ich versucht habe, mich einzumischen?»
    «Nein, o nein, Sie missverstehen mich.» Gérard sprach schnell und mit Nachdruck weiter. «Für mich ist es eine rein akademische Frage, ob man – wenn man sieht, dass Unrecht geschieht – versuchen sollte, etwas dagegen zu unternehmen. Das eigene Eingreifen kann von Nutzen sein – aber es kann auch unermesslichen Schaden anrichten! Es lassen sich hierzu keine festen Regeln aufstellen. Manche Leute haben eine Begabung dafür, sich einzumischen – sie machen ihre Sache gut! Andere gehen dabei plump vor und sollten besser die Finger davon lassen! Aber es ist auch eine Frage des Alters. Junge Menschen besitzen den Mut ihrer Ideale und Überzeugungen – ihre Wertvorstellungen sind eher theoretischer als praktischer Art. Sie wissen noch nicht aus eigener Erfahrung, dass Theorie und Praxis zweierlei Dinge sind! Wenn man an sich selbst und an die Rechtmäßigkeit seines Tuns glaubt, kann man oft Dinge erreichen, die den Einsatz wirklich lohnen. Nebenbei bemerkt, richtet man dabei aber auch oft sehr viel Schaden an. Ein älterer Mensch dagegen besitzt Erfahrung. Er hat festgestellt, dass es in den meisten Fällen mehr schadet als nützt, wenn man versucht, sich einzumischen – und darum unterlässt er es klugerweise! Das Resultat ist praktisch das gleiche: Der engagierte junge Mensch richtet nicht nur Schaden an, sondern tut auch Gutes, und der vorsichtig gewordene ältere Mensch tut keins von beiden.»
    «Was Sie da sagen, ist nicht gerade hilfreich», wandte Sarah ein.
    «Kann ein Mensch einem anderen denn überhaupt helfen? Aber es ist Ihr Problem, nicht meines.»
    «Heißt das, dass Sie im Fall der Boyntons nichts unternehmen werden?»
    «Genau. Ich hätte keinerlei Aussichten auf Erfolg.»
    «Dann habe ich wohl auch keine.»
    «Bei Ihnen könnte es sich anders verhalten.»
    «Wieso?»
    «Weil Sie über besondere Voraussetzungen verfügen. Die Zugkraft Ihrer Jugend und Ihres Geschlechts.»
    «Meines Geschlechts? Ach so.»
    «Darauf läuft es letzten Endes immer hinaus, habe ich Recht? Bei dem jungen Mädchen hatten Sie kein Glück. Das bedeutet nicht, dass es Ihnen bei dem Bruder ebenso ergehen muss. Was Sie mir vorhin erzählt haben – von dem, was Carol Boynton Ihnen sagte –, zeigt deutlich, von welcher Seite Mrs Boyntons Herrschsucht Gefahr droht. Der älteste Sohn, Lennox, widersetzte sich ihr im Überschwang des frühen Mannesalters. Er schlich sich aus dem Haus, ging tanzen. Das Verlangen nach einer Gefährtin war stärker als der hypnotische Bann. Aber die alte Frau wusste um die Macht des

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