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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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Terrorismus, und hier handelte es sich um Terroristen, deren Ehrgeiz alles bislang Erlebte überstieg. Doch Ramsi Jussef und der blinde Scheich wollten nicht nur Aufmerksamkeit wecken für ein bestimmtes Anliegen; sie wollten den Feind demütigen und möglichst viele Menschen in den Tod schicken. Sie hatten besonders verwundbare wirtschaftliche Ziele ins Visier genommen, die eine wütende Reaktion hervorrufen mussten, und sie hofften, dass Vergeltungsaktionen anderen Muslimen einen Anstoß zum Handeln geben würden. Doch es lässt sich nicht behaupten, dass sie einen kohärenten politischen Plan besaßen. Rache zu üben für eine Vielzahl von Ungerechtigkeiten, das war ihr Hauptanliegen - obwohl sich viele der Verschwörer in Amerika Freiheiten und Handlungsmöglichkeiten erfreuten, die ihnen in ihren Heimatländern versagt blieben. Sie stützten sich auf ein Netzwerk glühender Mitverschwörer, die bereit und entschlossen waren, loszuschlagen. Was den dschihadistischen Terroristen noch fehlte, um einen verheerenden Anschlag auf Amerika zu verüben, waren die organisatorischen und technischen Möglichkeiten, die Ajman al-Sawahiri und die Dschihad-Gruppe beisteuern konnten.
     
    EINEN MONAT nach dem Anschlag auf das World Trade Center tauchte Sawahiri in mehreren kalifornischen Moscheen als Gastredner auf. 12 Er kam aus dem schweizerischen Bern, wo al-Dschihad einen geheimen Unterschlupf unterhielt. 13 (Sawahiris Onkel war als Diplomat in der Schweiz tätig.) Sawahiri reiste zwar unter seinem wirklichen Namen in die USA ein, benutzte unterwegs jedoch seinen Kampfnamen Dr. Abdul Muis und gab sich als Vertreter des Kuwaitischen Roten Halbmonds aus. Er erklärte, er sammle Geld für Kinder in Afghanistan, die während des Dschihad durch Landminen der Sowjets verletzt worden waren.
    Seit Jahren war Amerika eine der Hauptanlaufstellen für Spendenaktionen zugunsten der arabischen und afghanischen Mudschahidin. Scheich Abdullah Assam tourte durch die Moscheen in Brooklyn, St. Louis, Kansas City, Seattle, Sacramento, Los Angeles und San Diego - schließlich gab es in 33 Städten Ableger des Dienstleistungsbüros von Bin Laden und Assam, die sich der Unterstützung des Dschihad widmeten. Durch den Krieg gegen die Sowjetunion war ein internationales Netzwerk von Wohltätigkeitsorganisationen entstanden, das auch nach dem Zerfall der UdSSR und dem Beginn des afghanischen Bürgerkriegs weiter funktionierte. Sawahiri hoffte, diesen sprudelnden amerikanischen Geldhahn auch für al-Dschihad anzapfen zu können.
    Sawahiris Führer in den Vereinigten Staaten war Ali Abdelsoud Mohammed, eine einzigartige Figur in der Geschichte der Spionage. Der 1,85 Meter große, 90 Kilo schwere, und körperlich außergewöhnlich fitte Mohammed war Kampfsportler und sprach neben seiner Muttersprache Arabisch auch fließend Englisch, Französisch und Hebräisch. 14 Er war ein disziplinierter, cleverer und geselliger Mann, der es hervorragend verstand, sich Freunde zu machen - ein Mensch, der in jeder Organisation ganz nach oben kommen musste. Er hatte als Major in derselben Einheit der ägyptischen Armee gedient wie der Sadat-Attentäter Chaled Islambouli, und die Regierung verdächtigte ihn zu Recht als islamischen Fundamentalisten 15 (damals war er bereits Mitglied von al-Dschihad 16 ). Als ihn die ägyptische Armee entließ, übertrug ihm Sawahiri die anspruchsvolle Aufgabe, den amerikanischen Geheimdienst zu unterwandern.
    Im Jahr 1984 meldete sich Mohammed unverfroren bei der Kairoer Filiale der CIA und bot ihr seine Dienste an. 17 Der Beamte, der ihn überprüfte, kam zu dem Schluss, dass er wahrscheinlich ein Spitzel des ägyptischen Geheimdienstes sei 18 ; dennoch fragte er telegrafisch bei Niederlassungen und in der Zentrale nach, ob Interesse an ihm bestehe. Die Frankfurter CIA-Filiale, bei der auch die iranische Filiale untergebracht war, zeigte sich interessiert, und schon bald fand sich Mohammed in Hamburg als angehender Geheimdienstler wieder. Er ging in eine Moschee, die mit der Hisbollah in Verbindung stand, und erzählte dem zuständigen iranischen Geistlichen unverhohlen, dass er ein amerikanischer Agent sei, der in die Gemeinde eingeschleust werden solle. Er wusste allerdings nicht, dass der US-Geheimdienst bereits einen Zuträger in der Moschee besaß, daher wurde seine Auslassung unverzüglich gemeldet.
    Nach eigenen Angaben zog die CIA Mohammed aus dem Verkehr, stufte ihn in Telegrammen als hochgradig unzuverlässig ein und ließ

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