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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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ihn auf eine Beobachtungsliste des Außenministeriums setzen, um zu verhindern, dass er in die USA kam. Aber zu diesem Zeitpunkt befand sich Mohammed bereits in Kalifornien dank eines Sonderprogramms des Geheimdienstes, durch das wertvolle Informanten oder Mitarbeiter, die dem Land wichtige Dienste geleistet hatten, ohne Visum einreisen konnten. 19 Um in den USA bleiben zu können, musste er die Staatsbürgerschaft erwerben und heiratete daher eine Kalifornierin namens Linda Sanchez, eine medizinischtechnische Assistentin, die er auf dem Transatlantikflug nach Amerika kennen gelernt hatte. 20
    Ein Jahr nach seiner Einreise nahm Mohammed seine militärische Laufbahn wieder auf, diesmal als Soldat in der US-Armee. Er schaffte es, im John F. Kennedy Special Warfare Center and School in Fort Bragg, North Carolina stationiert zu werden. Mohammed war zwar nur einfacher Feldwebel, doch er machte einen sehr guten Eindruck und erhielt von seinem kommandierenden Offizier eine Belobigung für „außergewöhnliche Leistungen“und gewann Fitness-Auszeichnungen in Wettkämpfen gegen einige der bestausgebildeten Soldaten der Welt. Seine beeindruckten Vorgesetzten bescheinigten ihm „tadelloses Verhalten“und „hervorragende Fähigkeiten“.
    Dass er seine Doppelidentität verheimlichen konnte, lag wohl hauptsächlich daran, dass er seine Überzeugungen nie verheimlichte. Er begann jeden Tag mit dem Morgengebet, dann absolvierte er einen langen Lauf, bei dem er sich auf seinem Walkman den Koran anhörte, den er auswendig zu lernen versuchte. Er bereitete sich selbst sein Essen zu, um sicher zu stellen, dass die islamischen Ernährungsvorschriften eingehalten wurden. Neben seiner militärischen Tätigkeit strebte er einen Doktortitel in Islamwissenschaft an. 21 Die amerikanische Armee respektierte seine Überzeugungen so sehr, dass sie ihn bat, an der Militärschule an einem Kurs über Politik und Kultur des Nahen Ostens mitzuwirken und eine Videofilmreihe zu erstellen, mit der seinen Kameraden der Islam erklärt werden sollte. Laut Mohammeds Personalakten war er beteiligt an der „Vorbereitung und Durchführung von mehr als 40 länderkundlichen Einführungen für Teams, die im Nahen Osten eingesetzt werden sollten“. Während dieser Tätigkeiten nahm Mohammed Karten und militärische Handbücher aus dem Stützpunkt mit und kopierte sie. 22 Dieses Material nutzte er bei der Abfassung des mehrbändigen Leitfadens zur Terroristenausbildung, das zum Handbuch der al-Qaida werden sollte. An den Wochenenden fuhr er nach Brooklyn und Jersey City, wo er muslimische Kämpfer in Militärtaktik unterwies. Darunter befanden sich auch Mitglieder von al-Dschihad wie Sajid Nosair, ein Ägypter, der 1990 den jüdischen Extremisten Rabbi Meir Kahane umbringen würde. 23
    Im Jahr 1988 teilte Ali Mohammed seinen Vorgesetzten mit, dass er sich für einige Zeit beurlauben lassen wolle, um in Afghanistan „Russen zu töten“. 24 Als er von diesem Einsatz zurückkehrte, brachte er ein paar Koppelschlösser mit, die er sowjetischen Soldaten abgenommen haben wollte, die er in einen Hinterhalt gelockt und getötet hatte. Tatsächlich hatte er die ersten al-Qaida-Freiwilligen in Methoden unkonventioneller Kriegsführung unterwiesen, wie er sie bei den amerikanischen Spezialeinsatzkräften gelernt hatte: Kidnapping, Attentate und Flugzeugentführungen. 25
    Mohammed schied 1989 aus dem aktiven Militärdienst aus und ging zu den Reservisten. Zusammen mit seiner Frau ließ er sich im Silicon Valley nieder. Es gelang ihm, seinen Job als Wachmann (bei einem Rüstungsbetrieb, der eine Abschussvorrichtung für Trident-Raketen entwickelte 26 ) zu behalten, obwohl er manchmal monatelang verschwand, angeblich um in Pakistan und Afghanistan „Teppiche zu kaufen“. 27 Unterdessen versuchte er weiterhin, im amerikanischen Geheimdienst Fuß zu fassen. Er hatte sich in North Carolina sowohl bei der CIA als auch beim FBI um die Stelle eines Übersetzers beworben.
    Im Mai 1993 trat ein FBI-Agent namens John Zent an Ali Mohammed heran und befragte ihn nach dem Handel mit gefälschten Führerscheinen. Da Mohammed noch immer hoffte, beim Geheimdienst einsteigen zu können, lenkte er das Gespräch auf radikale Aktivitäten in einer örtlichen Moschee und wartete mit einigen überraschenden Geschichten über den Kampf gegen die Sowjets in Afghanistan auf. Da diese Informationen militärische Sachverhalte betrafen, setzte sich Zent mit dem Verteidigungsministerium in

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