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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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Im Sommer 1999 war er mit Valerie auf dem Weg zum Strand in Jersey, als sein Buick in der Nähe der Meadowlands eine Panne hatte. Zufällig war sein Dienstwagen in der Nähe an einem geheimen FBI-Standort geparkt. Also machte O’Neill davon Gebrauch, obwohl die private Nutzung von Dienstfahrzeugen beim FBI strikt untersagt ist. Dennoch hätte man möglicherweise über diesen Verstoß hinweggesehen, hätte O’Neill nicht zugelassen, dass Valerie das geheime FBI-Gebäude betrat, um die Toilette zu benutzen. Sie hatte keine Ahnung, wo sie sich befand, aber als die Behörde von dem Verstoß erfuhr, wahrscheinlich durch einen böswilligen Kollegen, der dabei erwischt worden war, wie er das Gelände als Werkstatt benutzte, erhielt O’Neill einen Verweis und wurde mit einem Gehaltsabzug von 15 Tagen bestraft.
    Diese finanzielle Buße war ein schwerer Schlag für O’Neill. Er war stets ein prahlerischer Gastgeber gewesen, hatte stets die Rechnung im Restaurant an sich gerissen, ja er hatte sogar einmal die Geldscheine eines anderen Agenten zerrissen, als sich dieser an der Zeche beteiligen wollte. Derartige Gesten hatten ihren Preis. Ein Kollege, der die Steuererklärung für O’Neill machte, entdeckte dessen Schulden bei einer Kreditkartenfirma und bemerkte: „Meine Güte, John, du wärest ja ein Kandidat für Bestechungsversuche!“ 15 O’Neill zahlte auch die Hypothek für das Haus seiner Frau. 16 Er hatte bereits Geld aus seinem Rentenfonds geholt und wohlhabende Freunde angepumpt, die Schuldscheine von ihm besaßen, die er offen legen musste. 17 Ein FBI-Mitarbeiter, der derart hoch verschuldet war, wurde normalerweise als Sicherheitsrisiko eingestuft und genau beobachtet.
    O’Neill war ein unsicherer Kantonist, betrügerisch und potenziell kompromittiert. Doch er war auch engagiert, einfallsreich und brillant. Dies war der Mann, von dem es nun abhing, ob Osama Bin Laden gestoppt werden konnte.
    DER IRAK kam für al-Qaida kaum als Verbündeter im Kampf gegen den Westen in Frage, aber seit dem Ende des ersten Golfkriegs 1991 hatte es eine Reihe von Kontakten zwischen dem Irak und dem Terrornetz gegeben. Saddam Hussein war auf der Suche nach Verbündeten, um sein erschüttertes Regime zu retten, und die radikalen Islamisten teilten zumindest seine Sehnsucht nach Rache an Amerika. 1992 arrangierte Hassan al-Turabi ein Treffen zwischen dem irakischen Geheimdienst und al-Qaida. Man wollte eine „gemeinsame Strategie“für den Sturz prowestlicher arabischer Regierungen entwickeln. 18 Die Iraker trafen sich mit Bin Laden und schmeichelten ihm, indem sie ihn als den angekündigten Mahdi, den Retter des Islams bezeichneten. 19 Sie verlangten von ihm, die Unterstützung der gegen Saddam Hussein kämpfenden Aufständischen im Irak einzustellen. 20 Bin Laden war einverstanden, forderte als Gegenleistung jedoch Waffen sowie Ausbildungslager im Irak. Im selben Jahr reiste Sawahiri nach Bagdad und traf den irakischen Diktator. 21 Aber es gibt keinen Hinweis darauf, dass der Irak al-Qaida jemals Waffen geliefert hat oder Trainingslager auf irakischem Boden zuließ, und Bin Laden nahm bald die Unterstützung für die irakischen Aufständischen wieder auf.
    Es gab jedoch immer mal wieder Gespräche. Als Bin Laden im Jahr 1998 seine Fatwa gegen die Vereinigten Staaten erließ, flogen irakische Geheimdienstagenten nach Afghanistan, um mit Sawahiri über die Möglichkeit einer Verlegung von al-Qaida in den Irak zu sprechen. 22 Die Beziehung zwischen Bin Laden und den Taliban war zu jener Zeit gespannt, und mehrere hochrangige Mitglieder von al-Qaida waren durchaus an einem neuen Zufluchtsort interessiert. Aber Bin Laden widersetzte sich diesem Vorschlag, da er keine Verpflichtung gegenüber dem irakischen Diktator eingehen wollte.
    Im September 1999 reiste Sawahiri mit einem falschen Reisepass erneut nach Bagdad, um am 9. Islamischen Volkskongress teilzunehmen, einer internationalen Versammlung von Klerikern und Aktivisten unter der Schirmherrschaft der irakischen Regierung. 23 Zufällig traf etwa um dieselbe Zeit ein jordanischer Dschihadi namens Abu Musab al-Sarkawi in Bagdad ein. Sarkawi war kein Angehöriger von al-Qaida, aber er betrieb ein Ausbildungslager im afghanischen Herat. Er betrachtete sich als Bin Ladens Konkurrent, aber er unterhielt enge Kontakte zu al-Dschihad. Nach dem Vorbild der iranischen Förderung der Hisbollah half der irakische Geheimdienst Sawahiri und Sarkawi möglicherweise beim Aufbau einer

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